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Ganz dolle christlich: Filmkritik zu "Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott"

Mackenzie Allen Philips (Sam Worthington) stand lange Zeit mit beiden Beinen im Leben - gemeinsam mit seiner Frau Nan (Radha Mitchell) hat er drei wunderbare Kinder gezeugt, die das Familiendasein perfekt machen. Doch eine furchtbare Wende des Schicksals treibt Mackenzie in tiefe Trauer, bis er sich in einem Schneesturm isoliert. Dort empfängt er plötzlich einen Brief von einem unbekannten Absender, der sich mit ihm an der Hütte, an welcher der schreckliche Vorfall geschehen ist, treffen will. Skeptisch, aber einer seltsamen Intuition folgend, sucht Mackenzie den Ort auf und sieht sich dort drei Fremden gegenüber, die behaupten, ihm nicht nur bei der Trauerbewältigung helfen zu können, sondern auch den Grund für den Schicksalsschlag kennen wollen...

"Die Hütte" habe ich als Film jahrelang vor mir hergeschoben, da ich ahnte, dass ich zu diesem kein ganz wertfreies Urteil würde ablegen können. Ein Film, der quasi durchzogen ist von der Message, dass Gott immer da ist, immer gut ist und alles seinen Grund hat... so etwas zieht mich nicht an, sondern stößt mich eher ab. Obwohl ich Katholik bin, hatte ich mit dem Christentum nie etwas am Hut. Ich lasse natürlich jeder Person seinen Glauben, kann mit dem christlichen Glauben aber wenig anfangen... und "Die Hütte" schien quasi die filmische Stellvertretung für diese Zielgruppe zu werden. In den USA war die zugrundeliegende Romanvorlage gerade in konversativen Kreisen ein wahnsinniger Bestseller, weswegen eine Verfilmung ohnehin ausgemachte Sache war. Diese ging dann aber überraschenderweise recht deutlich unter... vielleicht weil es auch schwierig ist, ein "Wesen" wie Gott bildhaft umzusetzen. Das Ergebnis des Films liefert zumindest ungefähr das, was ich erwartet habe - spätestens nach einer Dreiviertelstunde, wenn sich "Die Hütte" zu einem endlosen Gespräch über Gottes Gründe, Gottes Wege und Gottes Liebe verwandelt, war ich raus.
Dabei fängt das Ganze zwar reichlich konventionell, aber gar nicht mal so schlecht an. Die ersten Minuten im trauten Familienleben, die schließlich in einem traumatischen Schicksalsschlag münden, sind sehr solide erzählt. Ich konnte mich rasch an die Charaktere binden und somit auch bei dem furchtbaren Ereignis, von dem man zwar wusste, dass es passieren, aber nicht wie genau es vonstatten gehen würde, durchaus mitfiebern. Sobald Mackenzie dann aber auf die drei Menschen in der Waldhütte trifft, verkommt "Die Hütte" zur erwartbaren Christenlehre, mit Dialogen die ebenso aus der Bibel entnommen sein könnten. Das wird die Zielgruppe sicherlich freuen, aber ich habe mich, obwohl ich versuchte möglichst unvoreingenommen an das Thema heranzugehen, letztendlich gesträubt. Das Vertrauen in Gott wird so hochgepriesen, dass es einen schaudern kann - selbst die schrecklichsten Ereignisse sollen nicht mehr bedeutsam sein und mit ein wenig Beten und Glauben ist das auch alles zu schaffen. Das gehört für mich nicht zu etwas Nachvollziehbarem, doch wird es durchaus Menschen geben, die sich genau an diese Message binden können.
An der Performance von Sam Worthington, dem man nach dem grandiosen "Avatar"-Erfolg teils zurecht nachsagte, ein One-Hit-Wonder zu sein, lässt sich prinzipiell wenig aussetzen. Er bietet sicherlich keine oscarreife Performance, aber doch eine, die glaubwürdig wirkt und zu Herzen gehen kann. Mit dem Beginn der göttlichen Show in der Waldhütte wird aber auch er deutlich an den Rand gedrängt und zu einer passiven Figur verdammt, die einzig und allein durch den Glauben errettet werden soll. Da kann dann sogar "Hidden Figures"-Star Octavia Spencer wenig glänzen, wenn sie im Grunde durchweg nur müde lächelnd auftreten und diverse Bibelzitate aufsagen soll. Schön fotografiert ist das Ganze jedoch, auch wenn sich Regisseur Stuart Hazeldine so dermaßen auf hübsche Urlaubsbildchen mit tollen Gärten, Seen und blauem Himmel verlässt, dass die ganze christliche Methodik wieder sehr arg durchschimmert. Das wirkt dann doch reichlich unecht und manipulativ, auch wenn man zumindest etwas fürs Auge geboten bekommt. Aber wie gesagt, für mich war das dann relativ wenig - aber ich bin natürlich auch nicht die Zielgruppe, sondern beinahe schon das genaue Gegenteil davon.

Fazit: Die Zielgruppe dürfte, trotz aller Oberflächlichkeiten, durchaus Gefallen an diesem Extremkitsch finden. Mich hat der Film nach einem soliden Beginn aber genau dort verloren, wo ich es zuvor erwartet habe - es ist nicht mein Thema. Das wusste ich natürlich vorher, aber da der Film so klischeehaft und exzessiv aufgebaut ist, habe ich sogar meine zuvor aufgebaute Unvoreingenommenheit eingebüßt... und das will dann schon etwas heißen.

Note: 4



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