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Intensives Flüchtlings-Drama: Filmkritik zu Netflix' "Die Schwimmerinnen"

Obwohl ihr Heimatland Syrien von den Schrecken des Krieges heimgesucht wird und jeder Tag neue Botschaften über Anschläge und Tote in den Bekanntenkreisen bringt, versuchen die beiden Schwestern Sarah (Manal Issa) und Yusra Mardini (Nathalie Issa) dort ein möglichst normales Leben zu führen - dabei trainieren die beiden Profischwimmerinnen auch weiterhin mit ihrem Vater Ezzat (Ali Suliman), da es vor allem Yusras Traum ist, bei der nächsten Olympia-Veranstaltung für ihr Land anzutreten. Schließlich fassen Yusra und Sarah jedoch den Entschluss, eine Flucht aus Syrien zu wagen, nachdem eine Bombe in ihr Schwimmbad eingeschlagen ist. Sie wagen den beschwerlichen und gefährlichen Weg nach Europa, wo sie sich schließlich nach Deutschland durchschlagen wollen. Dort, so glaubt Yusra, könne sie ihr Training wieder aufnehmen, um ihren Traum zu verwirklichen.

Regisseurin Sally El Hosaini findet immer wieder sehr eindrückliche Bilder, um das Grauen am anderen Ende der Welt und die beschwerliche Reise von Millionen von Menschen festzuhalten - so zum Beispiel, wenn sich eine Gruppe von Flüchtlingen an einem rettenden Strand durch einen Berg von zurückgelassenen Schwimmwesten kämpft oder eine noch nicht explodierte Rakete in einem Pool langsam gen Boden sinkt. Die Inszenierung schlägt dabei mehrfach in die Magengrube und besonders der Mittelteil des Films, in welchem die Reise der beiden Schwestern und ihren Gefährt*innen von Syrien nach Europa und dort über verschiedene Landesgrenzen gezeigt wird, macht den Schrecken ansatzweise greifbar. Kein Film kann das wahre Grauen des Krieges realistisch aufzeigen, doch anhand einiger Bilder, die einem durchaus den Atem nehmen und durch ihre Intensität nachhaltig beeindrucken, versteht es Regisseurin Hosaini, wie man dieses Thema auf ein filmisches Medium überträgt.
Von einigen Seiten wird dem Film dennoch ein Hang zu Schmalz und Pathos nachgesagt. Angesichts der Tatsache, dass "Die Schwimmerinnen" in seinem letzten Drittel, wenn es vor allem um Yusras sportlichen Wettkampf geht, doch sehr durchsichtig und bisweilen ein wenig kitschig agiert, lassen sich diese kritischen Stimmen nicht unbedingt wegargumentieren. Doch selbst in diesem Teil des Films überzeugt das Drehbuch noch mit spannenden Konflikten, die vor allem den wachsenden Konkurrenz-Druck zwischen den beiden Schwestern oder die Skepsis des Trainers Sven in den Vordergrund stellen, und lässt die wahre Geschichte von Yusra und Sarah so nicht zu einem stumpfen Feel-Good-Movie verkommen. Die drei Akte, die der Film durchläuft, summieren sich zu einem dramaturgisch stimmigen Ganzen, wobei der erste Akt die Geschichte der beiden Schwestern in Syrien erzählt, gefolgt von ihrer Reise nach und durch Europa und schließlich ihrem Aufenthalt in Deutschland. Durch clever eingestreute Medienberichte werden dabei auch die finsteren Hintergründe der gesamten Krise eingefädelt und auch die Thematisierung des Leids als Geldquelle für grausame Menschenhändler findet hier Platz.
Rein schauspielerisch ist es vor allem beeindruckend, wie wahnsinnig gut die beiden Hauptdarstellerinnen miteinander harmonieren. Man würde zu keinem Zeitpunkt (wenn man es nicht besser wüsste) darauf kommen, dass Manal Issa und Nathalie Issa in Wahrheit keine echten Schwestern sind, so ungehemmt und echt wirkt ihr gemeinsames Spiel. In Nathalie Issa's alleinigen Szenen wären ein paar weniger dramatische Mimikspiele bisweilen zwar schön gewesen, doch generell beeindrucken beide nachhaltig mit einer enormen Präsenz und einer nahezu einnehmenden Ausstrahlung. Der deutsche Matthias Schweighöfer tritt im direkten Vergleich nur in einer kleineren Rolle an, obwohl er in unserem Medienraum für diesen Film im Bereich des Marketings deutlich nach vorne trat. Dabei beweist Schweighöfer, der sich zuletzt mit internationalen Groß-Produktionen wie "Army of the Dead" oder "Resistance" nach vorne spielte, dass er absolut das Zeug zum Hollywood-Star hat - natürlich, ohne jegliches Chargieren und angemessen zurückhaltend, um seinen jungen Co-Stars nicht die Schau zu stehlen, zeigt er sich hier passend. Dass er in diesem Jahr auch im neuen Film von Starregisseur Christopher Nolan dabei sein wird, zeigt auf, was für glorreiche Zeiten Schweighöfer bevorstehen würden - und man will sie ihm wahrlich gönnen.

Fazit: Eindrückliches Drama über das Grauen des Krieges und die beschwerliche Reise über das Meer und übers Land, welches mit menschlichen Konflikten, intensiv komponierten Bildern und einer oft etwas durchsichtigen, aber nichts desto trotz packenden Dramaturgie über 135 Minuten fesseln und lehren kann.

Note: 2-



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