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Viel Hollywood, wenig Inside: Filmkritik zu "Inside Hollywood"

Eigentlich gilt Ben (Robert De Niro) als einer der wichtigsten Produzenten in Hollywood, doch selbst seine Machtposition ist nicht unantastbar - ganz im Gegenteil. Als sein neuester Film unter der Regie des eigenwilligen Jeremy Brunell (Michael Wincott) bei einem Test-Screening durchfällt, steht Ben plötzlich in der Kritik. Er weiß nur zu gut, dass nur eine falsche, künstlerische Entscheidung oder ein kommerzieller Flop an den Kinokassen selbst die glorreichste Karriere beschädigen oder sogar beenden kann. Und so versucht er, die Scherben der Produktion aufzusammeln und diese neu zusammenzusetzen, um das Debakel abzuwenden. Zeitgleich muss er auch noch einen kindsköpfigen Filmstar zur Rasur seines Vollbartes überreden, da sonst dessen neues Filmprojekt auf der Kippe steht und zudem einige schwere Krisen mit seiner Ehefrau Kelly (Robin Wright) klären - denn wenn schon seine Karriere den Bach runter geht, soll er zumindest danach noch ein Privatleben haben, zu welchem er ohne Schrammen zurückkehren kann.

Heute würde ein Film wie dieser entweder gar nicht mehr oder gänzlich anders gemacht werden - ein Film über einen glorreichen Hollywood-Produzenten wird es in dieser Form, nachdem die Traumfabrik und ihre mächtigsten Männer aufgrund zahlreicher Skandale durchgerüttelt wurden, sicherlich nicht mehr geben. Prinzipiell ist das auch gar nicht so schlecht, denn ich persönlich finde, dass Filme, die mit dem Thema kritischer und ironischer umgehen, deutlich unterhaltsamer sind als die Glorifizierung. Und genau das ist der Knackpunkt bei "Inside Hollywood" - ein Werk, welches einen eigentlich sehr sarkastischen Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik wagen will, dabei aber deutlich zu sanftmütig vorgeht, um daraus irgendeine Erhellung ziehen zu können. Etwas Neues erfährt man dabei praktisch nicht, was angesichts der deutlichen Fiktion der simplen Dramaturgie auch okay sein kann. Allerdings füllt der Film diese leeren Stellen nicht mit spannenden oder lustigen Plots, sondern fokussiert sich mit dem langsam an sein mögliches Karriereende gelangenden Produzenten auf eine Figur, die viel zu brav agiert, um wirklich zu fesseln.
Es wirkt bisweilen beinahe seltsam, wie ein Mann wie Ben, der offenbar eine sehr wichtige Position in Hollywood besitzt, sich von allen Menschen um ihn so herumschubsen lässt. Robert De Niro spielt diesen zwar mit einer süffisanten und durchweg sympathischen Ausstrahlung, die weit entfernt von einigen seiner überzeichneten Comedy-Stoffen ist. Doch wirklich greifbar wird die Figur dadurch trotzdem nicht, da dessen Dramaturgie viel zu durchsichtig ist: Familienprobleme hier, beruflichen Stress dort, eine schnell erwachsen gewordene Tochter... gerade die privaten Schwierigkeiten, in denen Ben mit seiner Frau aneinandergerät, bremsen den Plot des Films immer wieder deutlich aus und fallen arg in die Klischee-Bereiche. In den Szenen, in denen sich zwei bekannte Hollywood-Stars selbst spielen, beweist der Film durchaus auch Humor, aber nicht auf einer grantigen Ebene: Die Story rund um einen Filmstar, der sich trotz seiner enormen Gage nicht seinen Bart abrasieren will und so sogar riskiert, dass das gesamte Projekt abgeblasen wird, ist spaßig, aber eben auch nur das. Keine versteckten Finten, sondern einfach nur ein geradliniger Spaß. Auf einem ähnlich soliden, aber eben auch kaum überraschenden Niveau plätschert der Plot um den emotional schwankenden Regisseur dahin, der keinesfalls den Final Cut seines Films abgeben will.
Regisseur Barry Levinson kann dem zu lange vor sich hinmäandernden Werk auch keinen echten Drive verleihen - die Bilder des sonnendurchfluteten Los Angeles kennen wir schon aus anderen Filmen, einen eigenen Stempel kann Levinson dem Werk kaum aufdrücken. Immerhin agiert das Ensemble auch rund um Robert De Niro mit sehr viel Spielfreude: Wo es dem Drehbuch an Mut und Provokation mangelt, holen illustre Namen wie Catherine Keener oder "The Big Lebowski"-Star John Turtorro noch viel aus ihren Rollen heraus. Einzig der grandiose Stanley Tucci bleibt in einem sehr faden Nebenplot leider viel zu unterfordert - ähnliches gilt für Kristen Stewart, deren eigener Konflikt in wenigen Minuten abgehandelt und noch dazu wie zum Rest dazugestopft wird. Insgesamt fehlt es "Inside Hollywood" an einem eigenen Merkmal, denn trotz kleinerer Seitenhiebe merkt man, dass die Macher sich lieber vor ihrer Traumfabrik verbeugen wollen... und das ist dann trotz eines gewissen Charmes schon irgendwie langweilig. Es mangelt an Dynamik, an Überraschungen und letztlich auch an Herz. Und das ist schon etwas wenig für einen Film mit diesem Titel, der zwangsläufig andere Erwartungen weckt.

Fazit: Trotz einer gut aufgelegten Besetzung fehlt es "Inside Hollywood" besonders an dem, was er im Titel hat - Inside. Der Film wirkt in seiner schlichten Dramaturgie oft zu brav, hat keine Dynamik oder interessanten Ideen zu bieten. Das macht ihn deutlich langweiliger, als ich zuvor geahnt hätte.

Note: 4



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