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Nichts für Menschen mit Höhenangst: Filmkritik zu "Fall - Fear Reaches New Heights"

Nachdem ihr Ehemann Dan (Mason Gooding) während einer Klettertour abgestürzt und ums Leben gekommen ist, hat sich Becky Connor (Grace Caroline Currey) vollständig zurückgezogen und dem Kletter- und Abenteurerleben entsagt. Rund ein Jahr nach dem verheerenden Unfall wird sie von ihrer besten Freundin Hunter (Virginia Gardner) zu einem neuen Abenteuer überredet, bei dem Becky ihre Ängste und ihre Trauer überwinden soll: Sie will einen sechshundert Meter hohen Funkturm in der Mojave-Wüste erklimmen. Trotz Verbotsschildern und einer menschenleeren Umgebung besteigen die beiden Freundinnen das baufällige Biest. Kaum wollen sie jedoch den Rückweg antreten, gibt die Leiter unter ihnen nach und sie sitzen in sechshundert Meter Höhe auf einer winzigen Plattform fest... ohne Handynetz, dafür aber mit wildem Wind, sengender Hitze und hungrigen Geiern.

Filme, deren Grundidee sich nicht nur in einem Satz zusammenfassen lassen, sondern die eben diese Idee (gerne eben auch festgelegt auf einen sehr kleinen Handlungsort) dann noch bis zum Äußersten ausreizen und mit stetigen, neuen Wendungen versehen, empfand ich schon immer als faszinierend. Werke wie "Nicht auflegen!", der oscarnominierte "127 Hours" oder auch der erste "Saw"-Film wussten den beeng-ten Handlungsspielort stets auf sehr trickreiche Art und Weise auszunutzen... und der in Deutschland leider nur für den DVD- und Streamingmarkt veröffentlichte "Fall" setzt diesem Sub-Genre dann noch einmal die Krone auf. Der Plan des Teams war es, die Phobie der Höhenangst absolut greifbar zu machen und das gelingt hier ohne Wenn und Aber. Mit einem herausragenden Spannungsbogen schafft es Regisseur Scott Mann, die scheinbar ausweglose Ausgangssituation immer wieder zuzuspitzen. Und auch wenn es bisweilen forciert sein mag, wenn immer wieder neue Gefahrenlagen auftreten oder zeitweilige Hoffnungsschimmer durch dumme (und teils vermeidbare) Zufälle zerschlagen werden, so erreicht er sein Ziel spielend: Das Publikum mit schweißnassen Händen zurückzulassen.
Dabei hilft es auch, dass "Fall" tatsächlich auf einer in rund 30 Mete Höhe gelegenen Plattform gedreht wurde, die beiden Schauspielerinnen viele ihrer Kletterstunts selbst ausführten und deswegen nur in wenigen Momenten auf (durchaus sichtbares) CGI zurückgegriffen werden mussten. Die wahrlich schwindelerregenden Bilder auf der Plattform tun ihr Übriges, um die Zuschauer*innen vollends zu erschlagen: Scott Mann beweist ein hervorragendes Gespür für eben diese Aufnahmen, die auch bei Zuschauern ohne ausgeprägte Höhenangst Schwindelgefühle hervorrufen dürften. Dabei hat er seine Einzelszenen, in denen sich die Frauen an Strohhalme klammern, um ihrer misslichen Lage zu entgehen, meisterhaft im Griff und dreht die Spannungskurbel gekonnt immer höher. Trotz des wahnsinnig beengten Handlungsspielraums kommt dank des wahnsinnig gekonnt austarierten Pacings niemals Langeweile auf und der Adrenalinpegel steigt förmlich mit jeder Minute. Zudem werden auch zwischen den beiden Protagonistinnen ein paar interessante, psychische Konflikte aufgemacht, die die Stimmung zusätzlich anheizen oder auch für die nötigen Emotionen sorgen.
Aus den wenigen Gegenständen holt das Team dementsprechend das Maximum heraus: Hunter und Becky müssen gut überlegen, wie sie den sinkenden Akku ihres Handys, eine Leuchtpistole oder ein Fernglas einsetzen. Dabei lassen sich die Leistungen der beiden Hauptdarstellerinnen kaum hoch genug bewerten: Gerade "Shazam!"-Star Grace Caroline Currey kann die psychischen Traumata ihrer Figur hervorragend übertragen und sorgt als wackliges, emotionales Konstrukt für einige richtig starke Szenen. Ihr gegenüber agiert die aus dem "Halloween"-Reboot bekannte Virginia Gardner zunächst etwas ausgeflippter, aber auch bedachter und liefert dabei einen schönen Gegenpol. Die Gefahrenlagen werden niemals zu herrisch dargeboten, der Fokus liegt auf der ständigen Anspannung und einigen wahnsinnig intensiven Spannungsspitzen: Wenn fallende Schrauben, eine knackende Leiter und ein plötzlicher Hänge-Stunt in hunderten Meter Höhen vom Schnitt so perfekt zusammengetragen werden, ist das Suspense-Kino perfekt. Da stören einige forcierte Plotholes wenig, wenn am Ende alles so gut zusammenpasst und der Film nach einem emotional fordernden Höhepunkt in den Abspann übergeht. Das ist kleines, aber sehr feines Spannungskino, welches trotz einiger dramaturgischer Fehlschritte und matschigen CGI's dauerhaft in den Sessel drückt... und uns schwindelig werden lässt.

Fazit: Schwindelerregender, hochspannender Survival-Thriller, der aus einer einzigen Grundidee ein Maximus aus Adrenalin und Suspense herausholt - dank einer starken Regie, einem großartigen Setting und überzeugenden Darstellerinnen können auch Logiklöcher und einige forcierte Überspitzungen rasch vergessen werden.

Note: 2-



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