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Masse statt Klasse: Filmkritik zu "Black Adam"

Vor fünftausend Jahren herrschte Frieden in der Stadt Kahndaq, bis der König Ahk-Ton (Marwan Kenzari) die Macht an sich riss und die Bevölkerung versklavte. Ein mystischer Champion setzte der Macht des Königs ein Ende, doch wurde dabei auch die Stadt zerstört. Das Kahndaq der Gegenwart wird nun von einer finsteren Söldnergruppe kontrolliert, die die Bewohner terrorisieren. Auf der Suche nach einer sagenumwobenen Krone erweckt die von den Söldnern gesuchte Wissenschaftlerin Adrianna Tomaz (Sarah Shahi) notgedrungen den verschütteten Champion aus seiner magischen Ruhe. Dieser stellt sich sogleich als unbesiegbarer Superheld "Death Adam" (Dwayne Johnson) heraus, der versucht, den Konflikt mit enormer Gewalt zu regeln. Adriannas Sohn Amon (Bodhi Sabongui) glaubt trotz dessen Gewalttaten an den nötigen Heldentum des Gottes, um sie aus der misslichen Lage zu befreien. Dennoch wird eine geheime Superheldengruppierung namens "Justice Society", angeführt von Dr. Fate (Pierce Brosnan), auf Death Adam angesetzt, um die potenzielle Bedrohung sogleich auszuschalten.

Der Kahlschlag hat das DC-Kinouniversum mit aller Macht getroffen - James Gunn räumt in der neuen führenden Position ordentlich auf und scheint für die Zukunft der Reihe alles auszulöschen, was sie einst mal ausgemacht hat. Das ist konsequent und wohl auch notwendig, wenn man bedenkt, dass die DC-Verfilmungen der letzten Jahre allesamt höchstens durchschnittliche, oft auch richtig krösige Kost geboten haben. Es führt aber auch dazu, dass die restlichen DC-Filme, die nun noch ausstehen, zumindest auf das Franchise bezogen mit einer "Egal"-Haltung gesichtet werden müssen (mit der Ausnahme von "The Flash" im kommenden Sommer wahrscheinlich, der diesen benötigten Reboot-Knopf wohl erst drücken wird) - denn Black Adam, Shazam und Co. werden in den jetzigen Inkarnationen sicherlich keine Zukunft mehr haben. Das muss aber natürlich nicht heißen, dass hieraus nicht zumindest unterhaltsame, für sich stehende Filme entstanden sind, wobei man sich da bei DC und Warner Bros. ja ohnehin auch schon immer Sorgen machen musste. Und so ist "Black Adam" dann irgendwie auch ein Massengrab, da er für eine jetzt völlig konfus gelassene, gescheiterte Reihe nicht mehr wichtig sein kann und auch als Einzelfilm an sich an den vielen Kinderkrankheiten leidet, die das gesamte Franchise quasi seit den ersten Schritten begleiten.
Eine davon zeigt sich darin, dass der Film zu ungefähr siebzig bis achtzig Prozent aus CGI-Gewittern besteht - man setzt bei den Dauer-Actionszenen im Grunde durchweg auf Masse statt Klasse, sodass es zwar ständig in allen Superlativen knallt, aber sich keine einzige Szene in all diesem Getöse irgendwie ins Gedächtnis spielen kann. Es knallt immerzu, alle zwei Minuten gibt es eine Superzeitlupe, Blitze schießen, etwas explodiert, Helden grölen. Das alles hat keinerlei Kinetik und sieht angesichts der technischen Effekte oftmals arg mies aus - man kann die Greenscreens praktisch fühlen. Die Mücke von einer Handlung, die "Black Panther"-mäßig versucht, ein gesellschaftlich relevantes Thema aufzuarbeiten, dieses aber im Dauerfeuer praktisch totstampft, spielt da keine Rolle. Um irgendeinen König geht es da wohl, aber kaum hat man einen kurzen Dialog, der zwischen den Zeilen zumindest ansatzweise Storytelling bieten soll, durchgestanden, fliegen auch schon wieder die Blitze. Das sorgt dafür, dass man sich über die stellenweise arg schäbigen Dialoge nicht zu sehr aufregen muss, es überfordert den gereizten Sehnerv aber auch sehr schnell. Kurze Humor-Elemente sorgen für Schmunzler, ansonsten fühlt sich der Film aber bemerkenswert kühl an.
Und das ist gleich doppelt schade, da "Black Adam" Figuren in den Ring wirft, die durchaus das Potenzial zu mehr hätten - gerade von der "Justice Society" hätte ich gerne mehr als die ständigen Demos ihrer CGI-Kräfte gesehen, da sie in den wenigen wortreichen Szenen eine sehr hübsche Chemie zueinander haben. Von irgendeinem dynamischen Aufbau ist hier aber natürlich auch keine Rede: Ein ganzer Batzen von Superhelden wird in den Raum geschmettert, als wären sie in diesem Franchise schon immer dagewesen, was zumindest anfangs für Verwirrung darüber sorgt, ob man da nicht irgendeinen Solofilm über diese Helden verpasst hat. Und auch Dwayne Johnson nimmt man die Worte, die er über den Superhelden "Black Adam" verlor, durchaus ab - man merkt ihm an, dass ihm die Figur etwas bedeutet und er sich daher mit ordentlicher Spielfreude, wenn auch arg geringem Mienenspiel ins Geschehen wirft. Dieses Herzblut hilft aber wenig, wenn der Film darüber hinaus nur eine dauerhaft ratternde Demonstration fahriger CGI-Effekte ist, die keinerlei Mut, Originalität oder auch nur Charme mit sich bringt. Das ist also das DC-Universum, welches alsbald ausgelöscht wird. In diesem Fall ist das dann vielleicht auch wirklich gut so.

Fazit: Der Cast agiert charmant und das Potenzial für interessante Figuren ist durchweg sichtbar. "Black Adam" macht aus diesem Stoff jedoch nur die übliche Super-Materialschlacht mit krösigen CGI-Effekten und überladenem Dauerfeuer, ohne Substanz, dafür aber mit ganz vielen Explosionen. Nun ja, wers mag...

Note: 4+



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