Zugegeben: Eigentlich hatte ich mir "Sicario 2" gar nicht ansehen wollen, da mir der erste Film (im Gegensatz zu allen anderen auf diesem Planeten, wie es scheint) überhaupt nicht meinen Nerv getroffen hat. Aber der Trailer war einfach zu gut und so sah ich mir natürlich auch das mehrfach oscarnominierte Original noch einmal an, um auf das Sequel vorbereitet zu sein. Nun hat mir "Sicario" besser gefallen: Noch immer kein Ausnahme-Thriller, wie viele sagen, aber mit einer recht harschen 4- würde ich das Werk heute auch nicht mehr abstrafen, sondern sicherlich in den positiveren 3er-Bereich gehen. Die Segel für die Fortsetzung waren also gesetzt... und leider ist diese nun, wo ich mich gerade mit dem Original angefreundet hatte, schon wieder ein Stückchen schwächer geworden.
SICARIO 2
Der Krieg gegen den Drogenkartelle in Mexiko eskaliert: Die Kartelle bringen Terroristen über die Grenze in die USA und nun ist es an der CIA-Paramilitär-Spezialeinheit rund um Matt Graver (Josh Brolin), der Sache Einhalt zu gebieten. Der Plan: Einen Krieg zwischen den Kartellen in die Wege leiten, um die sich bekämpfenden Feinde besser ausschalten zu können. Dafür holt Graver erneut den für eines der Kartelle arbeitenden, jedoch ebenfalls als CIA-Spitzel tätigen Alejandro Gillick (Benicio Del Toro) ins Boot, der den Krieg entfachen soll. Gillick sagt zu, jagt er doch noch immer die Drahtzieher des Mordes an seiner Familie und könnte durch seine Taten genau an den Kopf herankommen, den er schon so lange sucht: Carlos Reyes...
Die Altersfreigabe für die Fortsetzung des Action-Hits aus dem Jahr 2015, der sogar ein Favorit bei den Oscars 2016 war, wurde in Deutschland hochgestuft: "Sicario 2" ist nun ab 18 Jahren freigegeben und dies hat definitiv seinen Grund. Schon nach wenigen haben wir drastische Bilder eines brutalen Terroranschlags gesehen, die sich definitiv ins Gedächtnis einbrennen und auch später werden kaum Gefangene gemacht, während die Kamera auf Schusswunden auch mal länger draufhält. Diese brutalen Exzesse, die sicher für Aufregung unter zartbesaiteten Kinozuschauern sorgen werden, sind aber nie purer Selbstzweck, sondern dienen dazu, die Grausamkeit der Geschichte zu untermauern... und diese ist noch ein ganzes Stück düsterer geworden.
Emily Blunt und "Get Out"-Star Daniel Kaluuya sind als Stimmen der Vernunft nicht mehr dabei, stattdessen konzentriert man sich auf die Figuren von Josh Brolin und Benicio Del Toro, die als weiterhin zwiespältige und moralisch, sagen wir mal, durchaus flexible Militärs und Gangster, ordentlich austeilen. Ab und an dürfen sie zwar auch menscheln, was besonders für Benicio Del Toro's Alejandro gilt, ansonsten gibt es aber nur wenig Hoffnung auf soziale Reste, denn im Mittelpunkt stehen nun die Krawallmänner, die, auch wenn sie letzten Endes ein ehrenwertes Ziel verfolgen, über extreme Grenzen gehen müssen, um dieses überhaupt zu erreichen. Das ist recht harter Tobak, den man da manches Mal schlucken muss und auch abseits der blutigeren Abschnitte geht das da heftig zur Sache.
Generell ist dieser Weg hin zu drastischen Plotpoints, bei denen der Zuschauer mehr als einmal tief schlucken muss, löblich anzusehen, ruht man sich hier doch nicht auf den Lorbeeren aus. Auch, dass die Geschichte diesmal neue Wege bestreitet, ist schon mal ein kreatives Zeugnis des Autoren Taylor Sheridan, der auch bereits für das Skript des ersten Teils zur Stelle stand. Trotzdem überzeugt "Sicario 2" nicht vollständig und ließ mich am Ende gar etwas verloren zurück. Die Handlung wird streckenweise recht ausschweifend und zäh erzählt und nimmt manch einen unnötigen Umweg, um die Laufzeit noch auf zwei Stunden auszustrecken. Mit der Action-Armut kann ich weiterhin leben, auch wenn es dieses Mal einige Scharmützel mehr zu bewundern gibt... dann sollte man aber auch die Zwischenstücke flotter und handlungsrelevanter gestalten.
Generell gibt es als Zuschauer wenig, woran man sich festhalten kann - so sind die eingestreuten Wendungen recht vorhersehbar, es gibt kaum Sympathieträger und richtig spannend wird es leider auch nie. Sicher, die Inszenierung ist mal wieder fantastisch, doch es fehlt an dem gewissen Etwas, was den Erstling in einigen Momenten so brisant und packend machte. Hier geht man dann einfach ein paar Schrittchen weiter, kommt aber nicht wirklich am Ziel an und entlässt den Zuschauer mit einem undurchsichtigen und ziemlich lauen Cliffhanger, von dem man jetzt noch nicht weiß, ob er übrhaupt aufgelöst wird. "Sicario 3" befindet sich zwar schon in Planung, ob man dort auf die bereits aufgebauten Handlungen eingehen wird, steht aber noch in den Sternen. So fühlt sich dieser zweite Film etwas unfertig an, lebt von den grandiosen Darstellungen von Benicio Del Toro und Josh Brolin, aber nicht von einer packenden Handlung, die zu viel Füllmaterial bietet.
Fazit: Weiterhin intensiv inszeniert und von den beiden Hauptdarstellern ergreifend gespielt. Die Handlung selbst gerät aber schnell ins Stocken, schlingert unangenehm und führt schließlich zu einem unbefriedigenden Ende, welches etliche Fragen aufwirft, von denen aber keine wirklich aus den Socken haut.
Note: 3-
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