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Verrückt nach Steve

Im Jahr 2010 gab es ein kleines und ziemlich unwahrscheinliches Highlight in der Filmgeschichte zu bewundern: Zum ersten Mal räumte eine Darstellerin im selben Jahr sowohl den Oscar für die beste Hauptdarsteller-Performance ab... als auch die Goldene Himbeere für die schlechteste Leistung vor der Kamera. Die Rede ist natürlich von Sandra Bullock, die im Jahr 2009 drei Filme als Hauptdarstellerin bekleidete. Den Oscar gewann sie für ihre starke Leistung in "Blind Side" und die Goldene Himbeere, dabei auch absolut verdient, für ihren Auftritt in der schrillen Komödie "Verrückt nach Steve". Der Film an sich ist bereits alles andere als gut, doch Bullock zieht diesen mit einer schlichtweg entnervenden Performance noch ein Stück weiter hinab...

VERRÜCKT NACH STEVE


Mary Horowitz (Sandra Bullock) arbeitet für die Tageszeitung "Sacramento Harold", wo sie die wöchentlichen Kreuzworträtsel entwirft. Sie wohnt noch immer bei ihren Eltern, ist unsicher, überdurchschnittlich intelligent, enorm tollpatschig und überdreht... mehrere Gründe, wieso sie noch immer Single ist. Schließlich lässt sie sich auf ein Blind Date mit dem überraschend charmanten Steve (Bradley Cooper) ein, überfällt diesen aber allzu stürmisch, weswegen dieser Reißaus nimmt. Mary jedoch versteht seinen freundlich ausgedrückten Abgang falsch und reist dem Kameramann bei seiner Arbeit nach... wobei sie sich während seinen Reportagen auch unabsichtlich in Gefahr bringt, während Steve glaubt, sie würde ihm als durchgeknallte Stalkerin folgen.

Es ist keine normale romantische Komödie, die Regisseur Phil Traill hier abliefert - es gibt keine kitschigen Blicke, keine Liebesgeständnisse, nicht das ewige Herumgehampel zwischen zwei Menschen, die sich suchen und finden müssen. Stattdessen ist diesmal nur eine Person verliebt und das ist natürlich Mary... und das absolut Hals über Kopf. Über ihre ständigen Versuche, Steve zu finden und ihn anschließend, obwohl sie ihn nur überfällt, auf den Senkel geht und ihn schließlich sogar enorm verängstigt, hätte man einige herrliche Szenen zaubern können und man kann den Machern auch nicht vorwerfen, dass sie das nicht versuchen würden. Leider konzentriert man sich hier aber doch etwas zu sehr auf absolut überdrehten Humor, was nur wenige Lacher erzeugt. Auf den entnervenden Fäkalhumor wird zwar glücklicherweise verzichtet, dennoch werden hier nur wenige Treffer gelandet, was daran liegen könnte, dass sich "Verrückt nach Steve" zu Großteilen auf die komödiantische Ziehkraft seiner Hauptdarstellerin verlässt.
Diese ist meistens gut für trockene Lacher und herrlichen Slapstick, hier übertreibt "Speed"-Star Bullock es jedoch auf solch eklatante Weise, dass man von ihrer Version der durchgeknallten Kreuzworträtselerschafferin nach nur wenigen Minuten die Nase voll hat. Sie redet und faselt und faselt und redet, die Dialoge, welche der wild um sich plappernden Bullock hier jedoch in den Mund gelegt werden, sind niemals wirklich witzig, eher dämlich und laden nicht einmal zum Schmunzeln ein.
Dass Bullock dann in schier jeder Szene wild winkend hyperventiliert, macht die ganze Chose nicht besser und sorgt für einen schrecklich nervigen, überzogenen Unterton, der dem Zuschauer ins Gesicht zu brüllen scheint. Komm schon, find mich lustig! Aber nein, so klappt das nicht. "Serena"-Star Bradley Cooper hält sich gegenüber Bullock etwas zurück, bleibt in dem eng gestrickten Rahmen seiner Rolle aber auch überraschend blass, sein "Hangover"-Kollege Ken Jeung hat auch nicht viel zu tun... angesichts seines Auftritts ist es aber zumindest eine Genugtuung, ihn ausnahmsweise nicht wild herumalbernd, sondern einigermaßen auf dem Boden geblieben zu betrachten.
Schauspielerisch holt letztendlich nur einer die Kohlen aus dem Feuer... und das ist "Spider-Man"-Bösewicht Thomas Haden Church als knauseriger Nachrichtenreporter. Immer mit einem trockenen Spruch auf den Lippen, ironisch seinen Fehlschlägen entgegenblickend hat er das Publikum voll auf seiner Seite und zeigt Bullock und Cooper mit einer sehr ruhigen und dadurch sehr viel witzigeren Performance klar die lange Nase. Er rettet schließlich auch viele Szenen, so auch ein ansonsten reichlich bescheuertes Finale... sobald Church dann nicht auftaucht, wird es gewohnt dröge. Der Plot plätschert vor sich hin, schwenkt von schnöder Langeweile zu anstrengender Überzogenheit. Die restlichen Nebencharaktere wirken wie eine seltsam kitschige Fassade und auch die Message gegen Ende ist an Einfallslosigkeit kaum zu überbieten. Das ist dann also wirklich kein guter Film, sondern einer den man sich nicht sparen kann... nicht trotz, sondern auch wegen Mrs. Bullock!

Fazit: Sandra Bullock nervt überzogen, wild herumalbernd und niemals witzig in der Hauptrolle, einzig Thomas Haden Church holt schauspielerisch noch auf ironische Art und Weise die Kohlen aus dem Feuer. Der Rest des Films ist jedoch nur eine anstrengende Aneinanderreihung von hohlen Phrasen und flachem Slapstick... ziemlich mies.

Note: 4-





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