Für ein Elternteil kann es sicherlich nichts Schlimmeres geben, als ein Kind zu verlieren. Ich, der nicht vorhat, in naher Zukunft Kinder in die Welt zu setzen, kann mir so etwas wahrscheinlich nicht einmal ansatzweise so gut vorstellen wie eine Mutter oder ein Vater... nachdrücklich brennt sich alleine die Vorstellung ins Gedächtnis. Und der Verlust eines geliebten Kindes ist nur eines von vielen Themen, denen sich der Thriller "Kind 44" annimmt. Leider will der Film zu viel, über die Russland-Politik, die Jagd nach einem Mörder, der Beziehung zwischen Mann und Frau, Verrat, Krieg, Mut und psychologischer Finsternis bleibt nämlich keinerlei Zeit mehr, all diese Themen sinnig miteinander zu verstricken.
KIND 44
Leo Demidow (Tom Hardy) wächst als Waise in der Sowjetunion auf und wird während des Zweiten Weltkrieges eher zufälligerweise zu einem beachteten Kriegshelden. Nach Hitlers Fall agiert Demidow in der Heimat in den oberen Kreisen, spürt Verräter auf, stellt hohe Strafen. Dabei gerät er auch in den Kriminalfall eines verstorbenen Kindes hinein: Der Sohn eines Freundes wurde in der Nähe von Bahngleisen tot aufgefunden, die Polizei glaubt an einen tragischen Unfall... doch Leo nicht. Als mit der Zeit immer mehr Kinderleichen in der Nähe der Gleise gefunden werden, ist klar, dass ein grausamer Serienmörder sein Unwesen treiben muss.
Das klingt im Kern nach einem einfachen, geradlinigen Plot, den man so schon mehrfach gesehen hat, der aber immer wieder Spannung garantieren könnte: Die Jagd nach einem sadistischen Killer durch einen persönlich geläuterten Mann, ein Wettlauf gegen die Zeit, mit eigenen Motiven und Nervenkitzel. Problem: Genau das ist "Kind 44" leider nur zu geringen Anteilen, was daher rührt, dass der Film einfach viel zu viel aufeinmal sein möchte. Er nimmt sich der damaligen Russland-Politik an, macht Schlenker hin zum Zweiten Weltkrieg, thematisiert eine komplexe Beziehung zwischen Mann und Frau, führt viele Charaktere ein, die sich gegenseitig verraten und Messer in den Rücken rammen... trotz 137 Minuten Laufzeit ist das für einen herkömmlichen Spielfilm einfach zu viel.
Dementsprechend kommt "Kind 44" über seine enorme Menge an Subplots hinweg, an denen er grasen will oder muss, niemals wirklich in Schwung. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, sich auf zwei oder drei konkrete Plots zu konzentrieren, die man dabei auch genügend mit Verve ausstatten könnte als gleich so viele Themen abzugrasen, denn so stehen sie sich gegenseitig im Weg, treten sich gar auf die Füße und halten sich zurück, bis am Ende eben keiner davon richtig funktioniert. Das gilt auch in besonderem Maße für den Killer-Plot, der hier eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte - der wahre Täter bekommt aber kaum Raum, es fehlt ihm gar an einem echten Motiv, weswegen der Thrill hier ereignislos verpufft. Das etwas lautere Finale wirkt dabei auch nur noch wie eine drangehängte Pflichtübung, um es zumindest kurzzeitig krachen zu lassen, allerdings ist emotionale Involvierung nach zwei doch recht ziellosen Stunden hier leider auch nicht mehr zu holen.
Inszenatorisch kann man dem Film hingegen wenig anlasten: "Life"-Regisseur Daniel Espinosa findet einige hübsche, zumeist düstere Bilder, um seine wenig aussagekräftige Geschichte zu untermauern und auch die Schauspieler geben ihr Bestes, wobei ihre Rollen aber beinahe durchgehend untercharakterisiert bleiben. Tom Hardy, seit "Inception" und "The Dark Knight Rises" aus Hollywood vollkommen zurecht nicht mehr wegzudenken, ist nach wie vor stark, an Glanzleistungen kann er hier aber ebenso wenig anknüpfen wie Noomi Rapace und "Leon"-Star Gary Oldman.
Und sogar die teils sehr kleinen Nebenrollen sind prominent besetzt: Jason Clarke ist mt dabei, "Game of Thrones"-Fiesling Charles Dance ebenso und "Black Swan"-Star Vincent Cassel versprüht als Vorgesetzter sogar ein bisschen elektrisierende Macht und Undurchsichtigkeit. All das brennt dann aber leider nie wirklich und die Funken springen niemals über. "Kind 44" köchelt vor sich hin und bietet eher ausgereifte und überhäufte Langeweile, keinen wirklichen Thrill, kopf- und ziellos. Bezeichnend für das Potenzial ist hingegen eine Szene zu Beginn, wenn Demidow einem anderen Soldaten die Leviten liest, da dieser eine Familie wegen Verrats bestraft und Demidow dadurch in direkten Konflikt mit seiner Vergangenheit kommt. Eine starke Szene... und davon gibt es ansonsten über 130 Minuten schlichtweg viel zu wenig.
Fazit: Mit etlichen Sub- und Haupthandlungen überhäuft kommt "Kind 44" trotz Starbesetzung und düsteren Bildern niemals in Schwung. Die Charaktere atmen nicht, der Plot kommt nicht voran und verwirrt sich in vielen Nebenschauplätzen, bis Längen qualvoll die Überhand übernehmen.
Note: 4
Das klingt im Kern nach einem einfachen, geradlinigen Plot, den man so schon mehrfach gesehen hat, der aber immer wieder Spannung garantieren könnte: Die Jagd nach einem sadistischen Killer durch einen persönlich geläuterten Mann, ein Wettlauf gegen die Zeit, mit eigenen Motiven und Nervenkitzel. Problem: Genau das ist "Kind 44" leider nur zu geringen Anteilen, was daher rührt, dass der Film einfach viel zu viel aufeinmal sein möchte. Er nimmt sich der damaligen Russland-Politik an, macht Schlenker hin zum Zweiten Weltkrieg, thematisiert eine komplexe Beziehung zwischen Mann und Frau, führt viele Charaktere ein, die sich gegenseitig verraten und Messer in den Rücken rammen... trotz 137 Minuten Laufzeit ist das für einen herkömmlichen Spielfilm einfach zu viel.
Dementsprechend kommt "Kind 44" über seine enorme Menge an Subplots hinweg, an denen er grasen will oder muss, niemals wirklich in Schwung. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, sich auf zwei oder drei konkrete Plots zu konzentrieren, die man dabei auch genügend mit Verve ausstatten könnte als gleich so viele Themen abzugrasen, denn so stehen sie sich gegenseitig im Weg, treten sich gar auf die Füße und halten sich zurück, bis am Ende eben keiner davon richtig funktioniert. Das gilt auch in besonderem Maße für den Killer-Plot, der hier eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte - der wahre Täter bekommt aber kaum Raum, es fehlt ihm gar an einem echten Motiv, weswegen der Thrill hier ereignislos verpufft. Das etwas lautere Finale wirkt dabei auch nur noch wie eine drangehängte Pflichtübung, um es zumindest kurzzeitig krachen zu lassen, allerdings ist emotionale Involvierung nach zwei doch recht ziellosen Stunden hier leider auch nicht mehr zu holen.
Inszenatorisch kann man dem Film hingegen wenig anlasten: "Life"-Regisseur Daniel Espinosa findet einige hübsche, zumeist düstere Bilder, um seine wenig aussagekräftige Geschichte zu untermauern und auch die Schauspieler geben ihr Bestes, wobei ihre Rollen aber beinahe durchgehend untercharakterisiert bleiben. Tom Hardy, seit "Inception" und "The Dark Knight Rises" aus Hollywood vollkommen zurecht nicht mehr wegzudenken, ist nach wie vor stark, an Glanzleistungen kann er hier aber ebenso wenig anknüpfen wie Noomi Rapace und "Leon"-Star Gary Oldman.
Und sogar die teils sehr kleinen Nebenrollen sind prominent besetzt: Jason Clarke ist mt dabei, "Game of Thrones"-Fiesling Charles Dance ebenso und "Black Swan"-Star Vincent Cassel versprüht als Vorgesetzter sogar ein bisschen elektrisierende Macht und Undurchsichtigkeit. All das brennt dann aber leider nie wirklich und die Funken springen niemals über. "Kind 44" köchelt vor sich hin und bietet eher ausgereifte und überhäufte Langeweile, keinen wirklichen Thrill, kopf- und ziellos. Bezeichnend für das Potenzial ist hingegen eine Szene zu Beginn, wenn Demidow einem anderen Soldaten die Leviten liest, da dieser eine Familie wegen Verrats bestraft und Demidow dadurch in direkten Konflikt mit seiner Vergangenheit kommt. Eine starke Szene... und davon gibt es ansonsten über 130 Minuten schlichtweg viel zu wenig.
Fazit: Mit etlichen Sub- und Haupthandlungen überhäuft kommt "Kind 44" trotz Starbesetzung und düsteren Bildern niemals in Schwung. Die Charaktere atmen nicht, der Plot kommt nicht voran und verwirrt sich in vielen Nebenschauplätzen, bis Längen qualvoll die Überhand übernehmen.
Note: 4
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