Der erste Oktober 2017 war ein großer Tag für Homosexuelle: Endlich wurde ihnen die Eheschließung auch in deutschen Landen gestattet, ein weiterer wichtiger und großer Schritt für die Gleichberechtigung... und doch viel später als es hätte sein sollen. Amerika war dem aber auch nur zwei Jahre voraus, 2015 gestattete man dort sämtlichen Einwohnern das Recht auf die Ehe. Verschiedene Fälle haben diese Gleichberechtigung zuvor angeschoben, einer davon war der der Polizistin Laurel Hester und ihrer Freundin Stacie Andree. Wie diese beiden dafür sorgten, dass ein neues Gesetz verabschiedet werden konnte, dass es Beamten ermöglicht, ihre Pensionsansprüche auf die Partnerin und nicht bloß Ehegatte oder Ehefrau zu übertragen, davon erzählt der Film "Freeheld"...
FREEHELD
Laurel Hester (Julianne Moore) ist Polizistin und lesbisch - letzteres verheimlicht sie dabei vor all ihren Kollegen, befürchtet sie doch dadurch die Beteiligung an einer im Jahr 2003 noch weithin verschrieenen Minderheit. Als sie gemeinsam mit ihrer Freundin Stacie Andree (Ellen Page) in eine gemeinsame Wohnung einzieht, erfährt Laurels Partner Dane Wells (Michael Shannon) von ihrer wahren sexuellen Ausrichtung. Kurz darauf wird bei Laurel Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium prognostiziert, ihre Überlebenschancen sind gering. Um ihre Freundin im Fall ihres Todes abzusichern, möchte Lauren ihre Pensionsansprüche an sie übertragen... ein Gesetz besagt jedoch, dass diese nur auf den Ehepartner übertragen werden dürfen und im Falle einer eingetragenen Lebensgemeinschaft nicht zum Tragen kommen. Gemeinsam mit Stacie, Dane und dem homosexuellen Demonstranten Steven Goldstein (Steve Carell) zieht sie vor Gericht, um endlich Gerechtigkeit walten zu lassen... und Gleichberechtigung.
Nur ein Jahr vor der Veröffentlichung des auf einer wahren Begebenheit beruhenden Dramas "Freeheld" spielte Julianne Moore bereits eine totkranke Frau: Für ihre Darstellung in "Still Alice" gab es 2015 dann auch völlig zurecht den Oscar für die beste Hauptdarstellerin. Ihre Leistung, in der sie nun die Polizistin Laurel Hester verkörpert, kann an diese fantastische Darstellung nicht ganz anknüpfen und auch der Film von Regisseur Peter Sollett kann es nicht. An Moore selbst liegt das indes gar nicht, ist ihre kraftvolle Performance in "Still Alice" doch ohnehin kaum zu übertreffen und auch hier macht sie in sämtlichen Momenten wieder das Beste, was möglich ist.
Problematisch ist, dass die Funken zwischen ihr und Filmpartnerin Ellen Page nicht richtig fliegen wollen: "Inception"-Star Page macht ihre Sache durchaus solide, was aber für ein solches Drama mit einer solch wichtigen Geschichte einfach nicht genug ist und bleibt dabei in einer teilweise recht gezwungenen und steifen Darstellung deutlich hinter ihren anderen Performances zurück. Sympathie und Mitleid kann der Zuschauer für das tragisch getroffene Pärchen dennoch aufbringen, hätte die Chemie zwischen den beiden Darstellern aber besser gestimmt, wären sicherlich wesentlich mehr Tränen geflossen.
Der heimliche Held der Geschichte (zumindest der des Films) ist aber tatsächlich ein Mann und wird von "Man of Steel"-Bösewicht Michael Shannon gespielt. Ihm gehören die intensivsten, auch mal die ruhigsten Momente des Films, womit er die Zuschauer voll auf seiner Seite hat und dabei auch mehr Eindruck macht als ein doch etwas überzeichnender und somit nie ins Herz zielender Steve Carell. Darstellerisch gerät das Drama, wenn auch niemals in irgendeiner Form schlecht, aber doch etwas kleiner als gedacht und auch inszenatorisch wird da erstaunlich wenig entgegengesetzt. Regisseur Sollett verlässt sich auf das kleine Einmaleins des Dramas, wahrscheinlich glaubend, dass die Zuschauer ihm bei einer solch bewegenden Geschichte bereitwillig aus der Hand fressen werden. Und natürlich tun sie das: "Freeheld" hat genügend bewegende, herzzerreißende und aufrüttelnde Momente, um 100 Minuten bei der Stange zu halten und auch die ein oder andere Träne rollen zu lassen.
Trotzdem wirkt die gesamte Inszenierung, gerade im Vergleich mit ähnlich gearteten Filmen, erstaunlich bieder, als wolle man die gesamte Intensität nicht komplett von der Leine lassen. Es wird immer wieder schockierend und packend, aber niemals so sehr alsdass man vollkommen gebannt wäre. Es ist somit eben dramatisch - nicht mehr, aber auch nicht weniger... was für dieses Thema aber eben eigentlich nicht genug ist. Man hätte der gewichtigen Geschichte noch mehr zur Seite stellen können als eben diese Fakten, die an und für sich bereits beeindruckend sind, um einen noch besseren Film zu machen. So bleibt es aber nur ein solides Werk, welches in der Masse an Dramen nicht herausstechen kann. Das ist etwas schade, trotzdem kann man dem Film ein gewisses Grundherz selbstverständlich niemals absprechen.
Fazit: Die Darsteller agieren gut, die Geschichte bewegt... aber der Funken will nicht überspringen. Die biedere Inszenierung und die fehlende Chemie zwischen Page und Moore fallen auf, sodass man trotz der anrührenden Handlung nie ganz gebannt ist. "Freeheld" ist gut, mit mehr Mut hätte er aber absolut großartig werden können.
Note: 3
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