Eine Fortsetzung zu "Mamma Mia!" und das ganze zehn Jahre nach der Aufführung des Original-Kinofilms? Wer ist denn darauf gekommen? Sicher, der Film war 2008 ein Mega-Erfolg, den so wahrscheinlich kaum jemand kommen gesehen hat und nicht nur mir hat das Ding einen Mordsspaß bereitet. Trotzdem stellte sich die Frage, wie man ein Sequel denn nun anfassen möchte. Diesmal gibt es keine Bühnenfassung, an der man sich entlanghangeln kann, die bekanntesten Songs wurden auch schon im ersten Teil verbraten und generell war die Geschichte auch absolut auserzählt. Nun denn, wir können aufhören, uns Gedanken zu machen, denn die Fortsetzung ist nun da... und zieht sich zumindest besser auf der Affäre, als der extrem skeptische Autor dieser Zeilen es erwartet hat.
MAMMA MIA! HERE WE GO AGAIN
Ein Jahr nach dem Tod ihrer Mutter Donna (Meryl Streep) hat es sich Sophie Sheridan (Amanda Seyfried) zur Aufgabe gemacht, das Lebenswerk ihrer Mutter zu vollenden - das große Hotel auf der griechischen Insel Kalokairi steht kurz vor der Eröffnung. Etliche Gäste sind geladen, doch einige, wie Sophies große Liebe Sky (Dominic Cooper) glänzen aus beruflichen Gründen mit Abwesenheit. Deswegen ist Sophie, auch wenn sie den Tod ihrer Mutter noch immer nicht ganz überwunden hat, nicht ganz unzufrieden und ist überfordert mit den letzten Hindernissen, die ihr nun noch in den Weg gelegt werden... wobei sie sich jedoch an die Geschichte ihrer Mutter erinnert. Vor Sophies Geburt war Donna (Lily James) nämlich ein Lebemensch, der sich gleich mit drei Männern begnügte, woraus schließlich so einige Eskapaden und Beziehungsdramen resultieren.
Wie schon früh ersichtlich war, ist "Mamma Mia 2" nun eine Mischung aus Sequel und Prequel geworden - die eine Seite erzählt die Geschichte rund um Sophie, ihre drei Väter und Sky weiter, während die andere Seite zum Ende der 70er Jahre reist und dort Donnas Geschichte erzählt, die schließlich irgendwann zum Beginn des Originals resultieren soll. Sprich: Hier wird sie erzählt, die Geschichte rund um die drei potenziellen Väter und wie Donna diese einen nach dem anderen kennenlernte und (zwangsläufig) auch das Bett mit ihnen teilt.
Im Kern haben beide Geschichten ihre klaren Schwächen. In der Gegenwart ist der dramatische Pol rund um die Hoteleröffnung, die noch einige Hindernisse offenbart, viel zu schwachbrüstig und funktioniert niemals als emotionales Laster, da kann der Soundtrack noch so sehr dudeln und die arme Amanda Seyfried noch hundert Mal schwermütig in den Nachthimmel blicken, wenn um sie herum ein gefährlicher Sturm tobt. Die restlichen Konflikte, so zum Beispiel ein Streit mit Sunnyboy Sky ("Abraham Lincoln Vampirjäger"-Star Dominic Cooper ist erneut dabei und hat schon wieder wenig zu tun) oder auch die immer wieder abhandelnde Trauer rund um den Verlust Donna's - Meryl Streep glänzt hier also tatsächlich weitestgehend mit Abwesenheit, was bereits nach zwei Minuten erschöpfend aufgeklärt wird, so dass das Kopfzerbrechen rund um den Verbleib des Original-Stars schnell enden kann.
In der Vergangenheit ist die Geschichte, die im Original erzählt wurde, dem Plot dann leider schnell ein Klotz am Bein, denn wer sich (wie ich) den wunderbaren ersten Teil zuvor noch einmal angesehen hat, wird eklatante Lücken entdecken. Generell widersprechen die Flashbacks den im ersten Teil vorgetragenen Tagebucheinträgen Donna's extrem, was für etliche Plotholes sorgt und die innere Logik der Handlung nicht nur überstrapaziert, sondern mehr als einmal völlig über Bord wirft. Man könnte nun argumentieren, dass das bei einem Feel-Good-Movie wie diesem nun eigentlich nicht so wichtig ist, man kann von den Autoren aber zumindest erwarten, dass sie nicht schon bei der ersten Fortsetzung vollkommen die Kontrolle über eine Geschichte verlieren, die ja nun wirklich nicht sonderlich komplex ist. Aber gut, immerhin leben die Flashbacks durch die Energie von "Baby Driver"-Star Lily James, die, man kann es kaum fassen, als jüngere Version von Meryl Streeps Charakter absolut mit der Darstellung des großen Vorbilds mithält und durch Charme, Charakter und pure Freude durchgehend überzeugt und mitreißt.
Das gilt dann auch für den Rest der Besetzung, wobei beinahe jedes bekannte Gesicht des ersten Teils wieder mit dabei ist und durch weitere, neue Hochkaräter wie Andy Garcia, Jeremy Irvine oder Musik-Ikone Cher, die hier gegen Ende eine recht feurige Darbietung des Klassikers "Fernando" zum Besten gibt, aufgestockt. Und da diese Besetzung mal wieder mit so viel Spielfreude dabei ist, macht diese Wiederholung trotz der enorm dürftigen Story wieder viel Freude. Die Songs, auch wenn sie diesmal zu Teilen aus der zweiten Reihe stammen, haben immer noch Ohrwurm-Charakter, Highlights des ersten Teils, darunter "Dancing Queen" (hier ebenfalls wieder der Favorit in Sachen Choreo und Spaß) und "Waterloo" sind ebenfalls wieder dabei und laden zum Mitschunkeln ein. Und da ABBA doch immer geht, haben wir alle wieder Freude, dabei zuzusehen, wie sich gestandene Stars in wilden Choreos umeinanderfeiern, wie ein Colin Firth komödiantisch aus dem Vollen schöpft und sich am Ende alle in den Armen liegen. Das hat dann natürlich nicht mehr den Reiz des Vorgängers, insgesamt zieht man sich trotz etlicher Fehler aber noch erstaunlich solide aus der Affäre...
Fazit: Die Handlung ist ziemlich mau und zäh erzählt, mittlerweile tun sich sogar Plotholes auf, die unübersehbar sind. Die Spielfreude der Stars ist aber wie gehabt spürbar und die Songs, neue und alte, haben noch immer Ohrwurmcharakter. Das ist dann kein so großer Spaß wie vor zehn Jahren... aber zumindest streckenweise noch immer ein Spaß.
Note: 3
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