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Hotel Artemis

Ja, ist diese Woche denn irgendwie ein "Avengers"-Jubiläum? Nicht nur, dass diesen Donnerstag der zwanzigste (!) Film des Marvel Cinematic Universe in den deutschen Kinos anlief, auch die beiden verbliebenen Top-Starts glänzen mit Stars aus dem Universum in den Hauptrollen. Gut, angesichts der enormen Stardichte der Filme ist das womöglich auch wieder nicht so unwahrscheinlich, dass "Catch Me!" mit Jeremy "Hawkeye" Renner und nun auch der ohnehin starbesetzte Actioner "Hotel Artemis" mit Dave "Drax" Bautista und Jeff "The Grandmaster" Goldblum nun aber am selben Tag starten, erinnert fast schon an ein kleines Marvel-Treffen. Wobei beide Filme natürlich darüber hinaus nichts mit dem MCU zu tun haben - nicht im Entferntesten.

HOTEL ARTEMIS


In einer Zukunft, die offensichtlich gar nicht mehr so fern ist, hat das Hotel "Artemis", ein Krankenhaus für Schwerverbrecher, ordentlich zu schuften. Wegen immens gestiegener Wasserkosten treffen Demonstranten und die Polizei immer wieder gewalttätig aufeinander, während Verbrecher die Zeit nutzen, um ihren Lieblingsbeschäftigungen nachzugehen. Kritisch wird es schließlich, als die Brüder Waikiki (Sterling K. Brown) und Honolulu (Brian Tyree Henry) nach einem schiefgelaufenen Banküberfall im Artemis eintreffen... die ziehen nämlich bald auch den Besitzer des Hotels, den ungemein gefährlichen Gangsterboss Niagara (Jeff Goldblum) hinzu, der sich zwar ebenfalls an die Waffen- und Tötungsregeln halten muss (beide sind im Hotel absolut verboten), der aber dennoch seine eigenen Tricks auf Lager hat.

Seltsamerweise habe ich mich auf diesen Film sehr gefreut... und das, obwohl die Trailer doch eher schwammig wirkten und auch die Vorab-Kritiken wenn auch keinen Flop, aber auch kein Meisterwerk versprachen. Vielleicht war es die illustre Besetzung und der an Agatha-Christie-Krimis erinnernde Plot, in welchem mehrere Verbrecher auf engstem Raum zusammengekerkert werden (wobei auch Erinnerungen an Tarantinos schwächeren "The Hateful Eight" wachwerden)... und generell empfinde ich es ohnehin immer als Freude, die ja auch nicht mehr extrem aktive Jodie Foster oder den momentan quasi einen zweiten Karrierefrühling erlebenden Jeff Goldblum auf der Leinwand zu sehen. "Hotel Artemis" von Regisseur Drew Pearce hält diesen Erwartungen nun aber in keinster Weise stand und muss leider als waschechte Enttäuschung verbucht werden, da man sowohl die zähe Geschichte als auch die fahrige Inszenierung nie in den Griff bekommt.
In den sehr kurzen 93 Minuten wollen zahlreiche Figuren zu ihrem Recht kommen, wobei im Grunde aber niemand genug Zeit bekommt, um sich zu profilieren. Schön ist es, dass Dave Bautistas Rolle nicht sonderlich klein ausfällt, trotzdem wird aus der Figur des hünenhaften Krankenpflegers, der gleichzeitig auch der Rausschmeißer ist, im weiteren Verlauf eigentlich gar nichts gemacht. Ähnlich sieht das bei Charlie Days vollkommen durchgeknalltem Acapulco, der tödlichen Auftragskillerin Nice, gespielt von "Kingsman"-Star Sofia Boutella und leider auch bei Jeff Goldblums Obergangster aus... feine Ansätze, doch die Figuren finden nie aus ihrem Korsett und werden wie simple Spielbälle von der arg verquatschten Handlung, der es an einer stimmigen Dramatik fehlt, hin- und hergeschossen, ohne eigenen Zug.
Einzig der Hauptfigur wird dabei noch etwas wie ein Background gegeben, doch ist dies gar ein Fehler von drei Seiten. Zum einen bleibt "Taxi Driver"-Star Jodie Foster in der Rolle der ebenso resoluten wie herzlichen Krankenhausleiterin vollkommen konturlos und blass und kann dem Part keinen eigenen Stempel aufdrücken, zum anderen wird ihr dramatischer Background dazu genutzt, diese zuvor noch angenehm mysteriöse Figur vollkommen zu entschleiern. Das beantwortet, obwohl man am Ende mit etlichen schwachen Cliffhangern bezüglich des Verbleibs mehrerer Figuren, auf eine eventuelle Fortsetzung verwiesen wird, viel zu viele Fragen, wirkt zum Schluss ebenso erschöpfend wie erzwungen und setzt sich damit kongenial zwischen alle Stühle.
Auch atmosphärisch bietet "Hotel Artemis" trotz der interessanten Ausgangssituation viel zu wenige Eckpunkte: Die Ruhe des Plots, in dem nach und nach weitere Figuren im Krankenhaus einchecken, in allen Ehren, aber dann lasst die Figuren doch auch über etwas Sinniges reden. Die Charaktere sprechen aneinander vorbei, es gibt nur wenig in der ersten Hälfte, was wirklich von Belang ist - so ist ein Plot um eine Polizistin, die vor dem Krankenhaus um Hilfe bittet, im Grunde ein Armutszeugnis, wird aus diesem enormen Konfliktpotenzial doch später rein gar nichts mehr gemacht. Viele Plots laufen also gezielt ins Nichts, bis zu einem schwachen, mainstreamigen Finale, wenn sich die verschiedenen Parteien schließlich an die Gurgel gehen, manche ihren letzten Atemzug aushauchen und andere bis zum Blut kämpfen. Inszenatorisch ist das dank der finsteren Bilder recht schwach und hinterlässt auch auf diesem Posten keinen bleibenden Eindruck.

Fazit: Wirres Starauflaufen in einer recht zähen und einseitigen Geschichte, die wenige Eckpunkte findet und sich eher schlecht als recht durch eine an sich interessante Ausgangssituation quatscht. Die Macher haben im Grunde ein ganzes Potpurri aus Figuren und Plots, doch sie wissen nicht, was sie mit diesem Potenzial anfangen sollen.

Note: 4-





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