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Skyscraper (2018)

Er ist zurück und das schon wieder. Vor zwei Monaten schlug sich Dwayne Johnson noch an der Seite eines Riesengorillas in dem furchtbaren Mega-Klamauk "Rampage" durch zerstörte Städte, nun gibt er erneut den Actionhelden und nimmt es dabei mit einem der ganz großen Klassiker auf. Denn wer von einem gigantischen Hochhaus, dieses einnehmende Terroristen und einem einzelnen Mann innerhalb des Gebäudes, der sich den Feinden annimmt, hört, denkt selbstverständlich gleich an den großartigen "Stirb langsam" und damit an einen der besten Filme des Action-Genres. Johnson huldigt dem nun mit einem sehr ähnlichen, wenn auch eher futuristisch angehauchten Plot... ob "Skyscraper" wirklich das neue "Die Hard" ist, habe ich gestern im Kino herausfinden wollen.

SKYSCRAPER


Vor zehn Jahren verlor FBI-Agent Will Sawyer (Dwayne Johnson) bei einem gefährlichen Einsatz ein Bein - seitdem hat er dem Außeneinsatz den Rücken gekehrt und arbeitet nun als Sicherheitsexperte für Gebäudetechnik. Sein neuester Auftrag: Die "Pearl" in Hongkong, das größte Gebäude der Welt, welches einer vertikalen Stadt gleicht, steht kurz vor seiner Eröffnung und der multireiche Erbauer des Spektakels, Chin Han (Zhao Long Ji), möchte sich absichern lassen. Dafür fliegt er Sawyer und seine Familie ein und lässt sie in einer der Etagen wohnen... als die Sicherheit doch noch fällt. Terroristen verschaffen sich Zugang zum Gebäude und legen Feuer in der neunundsechzigsten Etage - für die wenigen Menschen, die sich in der Nähe befinden, beginnt ein Kampf ums Überleben.

Im heutigen Hollywood-Bombastkino ist es nicht mehr nötig, sich neu zu erfinden. Sicher, wunderbare Ausnahmen wie "Inception" oder "Interstellar", beide von Mastermind Christopher Nolan, gibt es in regelmäßigen Abständen, generell geht man aber durch Fortsetzungen, Remakes bekannter Marken oder eben auch Bewährung auf altbekannte Plotmuster gerne auf Nummer sicher. Generell ist das manchmal auch gar nicht übel, wenn auch nicht sonderlich kreativ, und immer wieder springt dabei unterhaltsames Popcorn-Kino heraus, bei dem man sich gerne für zwei Stunden zurücklehnt, um sich berieseln zu lassen und den spektakulären Bildern nachzustaunen. 
Das kann dann aber, wenn die Macher hinter der Kamera offensichtlich keine echte Vision haben, auch mal nach hinten losgehen und das ist nun auch bei "Skyscraper" der Fall, dem neuen Werk mit Megastar Dwayne Johnson in der Hauptrolle, welches eigentlich dazu prädestiniert ist, schwarze Zahlen zu schreiben. Das altbekannte Handlungsmuster aus "Stirb langsam" auf der einen Seite, die Ausgangssituation aus "Flammendes Inferno" auf der anderen, die neueste Tricktechnik, waghalsige Stunts und ein Star in der Hauptrolle, dem sie zurzeit alle gerne ins Kino folgen - mich tatsächlich eingeschlossen. 
Und es war abzusehen, dass Johnson niemals das Problem des Films werden würde, denn der gibt hier zum wiederholten Male den durchaus sympathischen Normalo, trotz gigantischer Muskelberge. Man schafft es sich, mit dem Kerl zu identifizieren und auch wenn seine durchaus heftige Vergangenheit kaum mehr zum Tragen kommt, sobald das Feuer einmal gelegt ist und der Actionmarathon anläuft... dieser Will Sawyer taugt auch dank der menschlichen Performance Johnsons absolut zum Sympathieträger - kein unverwundbarer Held, nur ein Mann, der über sich hinauswachsen will, um seine Familie zu beschützen. Diese ist nämlich ebenfalls noch im Gebäude, was der im Kino doch recht rar gewordenen, zuletzt aber immerhin in der Politserie "House of Cards" auftretenden Neve Campbell die Gelegenheit gibt, auch mal wieder auf die Leinwand zu treten und einige Arschtritte auszuteilen. Ansonsten ist das aber mal wieder Johnsons Show, worauf die vollkommen austauschbaren Bösewichte, die irgendwas wollen (egal was, Hauptsache, sie ballern rum und legen viel Feuer) und die blassen Nebenfiguren klar hindeuten. 
Auch die Handlung darf dem Ex-Wrestler und "Baywatch"-Star nicht die Schau stehlen, weswegen diese gelinde gesagt auch vollkommener Mumpitz ist und im Grunde nie in der Lage ist, echte Spannung aufzubauen. Das ist allerdings schade, da auch die Actionszenen zwiespältig ausfallen: Sicher, optisch hat "Skyscraper" einiges zu bieten, was jedoch auch zu erwarten war, und der anfängliche Rundgang durch die "Pearl", neben Johnson die Hauptattraktion des Films, bietet einige herrliche Augenöffner. Bis auf ein wirklich cleveres, quasi dutzendfach gespiegeltes Finale, welches man so auch noch nicht gesehen hat, gibt es hier aber nichts, was das Rad neu erfinden würde. Wir haben Dwayne Johnson, der sich gleich mehrfach über Kräne, Fenster und Dächer hinausschwingt und seinen Kopf riskiert, wir haben etliche Feuer und böse Schergen... aber keine sonderliche Inszenierung, die dieses Spektakel zusammenhält. Dementsprechend langweilt man sich dank des hohen Tempos (für heutige Blockbuster untypisch rast der Film mit seinen 103 Minuten nur so dahin) niemals, aber man ist auch nie gepackt. Es ist das typische Popcorn-Kino - einigermaßen nett, solange man hinguckt und danach im Grunde sofort wieder vergessen.

Fazit: Etwas lauer Mix aus "Stirb langsam" und "Flammendes Inferno", getragen von der starken Optik und seinem sympathischen Hauptdarsteller. Kernige Actionszenen gibt es jedoch nur wenige, der Rest ist Stangenware... und die Handlung ist dabei so dämlich und egal, dass es schmerzt.

Note: 4+






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