Steven Soderbergh ist bekannt dafür, oftmals mit den gleichen Schauspielern zu drehen, wobei sich interessante Zusammenarbeiten bilden. Auch sein leider etwas in der Versenkung verschwundener Thriller "Side Effects" bildet da keine Ausnahme und hält manch ein bekanntes Soderbergh-Gesicht für uns bereit, so den nach "Magic Mike" und "Haywire" zurückgekehrten Channing Tatum oder auch Catherine Zeta-Jones, die nach dem eher schwachen "Ocean's 12" offenbar auch wieder gerne mit dem Regisseur drehte. Doch eine Starbesetzung macht natürlich noch lange keinen guten Film, das haben Soderberghs "Ocean's"-Fortsetzungen ja zu Genüge bewiesen... und auch "Side Effects" kann sich davon nicht ganz freisprechen.
SIDE EFFECTS
Der Psychiater Jonathan Banks (Jude Law) übernimmt eine neue Patientin: Die achtundzwanzigjährige Emily Taylor (Rooney Mara) hat nach der Verhaftung ihres Ehemannes Martin (Channing Tatum) mit schweren Depressionen zu kämpfen, die auch nicht versiegen, als er endlich wieder entlassen wird. Banks erhält wenig später einen Geschäftsvorschlag von Kollegen - ein neues Medikament soll in Umlauf gebracht und getestet werden. Banks stattet Emily mit dem Medikament aus, wobei jedoch schon bald seltsame Nebenwirkungen auftreten... die sich schließlich gewaltsam entladen und sowohl Emily als auch Banks' Leben und Beruf in Gefahr bringen.
Soderbergh hat seinen eigenen Stil - einen, der nicht jedem Mainstream-Zuschauer gefällt und einen, der auch nicht immer einen sicheren, finanziellen Hit garantiert. Jüngste Beispiele von entweder soliden oder sogar richtig guten Filmen aus Soderberghs Feder, die an den Kinokassen aber nicht richtig zünden wollten, sind "Logan Lucky" und der Ausnahme-Thriller "Unsane"... und auch der 2013 erschienene "Side Effects", nach dem Soderbergh erst einmal eine vierjährige Schaffenspause einlegte, fand trotz Starbesetzung und einer im Kern wirklich spannenden Handlung nicht sein ganz großes Publikum.
Qualitativ bietet der Film dann auch nicht den erhofften Hit, obwohl er wirklich, wirklich gut beginnt. Mit einer langsamen Einführung der wenigen handelnden Charaktere und der einzelnen Stimmungen und Subplots entsteht ein stimmungsvolles Bild, ein Mix aus Psychogramm, Thriller und leisem Drama, der tatsächlich besonders wirkt und einen gewissen Sog entfaltet. Man weiß anfangs noch nicht wirklich, wo all das denn hinlaufen wird und auch im späteren Verlauf überrascht Soderbergh uns mit gekonnten, so nicht vorhersehbaren Wendungen, die definitiv dahin treffen, wo sie sollen. Während der ersten Hälfte hatte ich, auch dank einer wirkungsvollen, niemals zu aufdringlichen Inszenierung und der starken Darstellerleistungen, meine Freude mit "Side Effects"... später sah die Sache dann aber leider wieder anders aus.
Er wird niemals schlecht, dieser Film, nicht einmal ansatzweise, man merkt jedoch, dass Soderbergh angesichts seines Genre-Hoppings doch etwas zu viel wollte. Wenn Soderbergh innerhalb seiner Filmografie recht clever zwischen verschiedenen Genres hüpft, immer wieder etwas Neues ausprobiert, ist das ungemein spannend, auch wenn nicht jedes Werk dabei ein Volltreffer ist... sobald er das jedoch auf einen einzigen, gerade mal hundertminütigen Film versucht, wird es leider etwas wirr. Das Drehbuch ist glücklicherweise intelligent und mutig genug, um über solcherlei Schwächen hinwegzutäuschen, später ist "Side Effects" bei all seinen überraschenden Wendungen aber doch deutlich zu überfüllt, um uns noch wirklich den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Der Film wandelt sich vom düsteren Drama hin zum Justiz-Thriller und bricht schließlich sogar in Soderberghs geliebtes Heist-Genre ein.
Das Drehbuch hält diese verschiedenen Farben einigermaßen passend zusammen, am Ende ist es aber dennoch zu viel auf zu kurze Laufzeit verteilt, wobei einige interessante Subplots zu schwammig versanden, klare Ziele der Protagonisten nur noch auf der Behauptungsebene funktionieren. Das ist immer noch spannend anzusehen und hat sogar eine nette Portion Sozialkritik in der Tasche... aber es passt nicht alles in hundert Minuten. "Sherlock Holmes"-Kompagnon Jude Law und die wie immer großartige Rooney Mara deckeln diesen Irrsinn mit grandiosen Leistungen noch ein wenig, sodass man nie vollkommen den Zugang verliert - man mag sich aber nur vorstellen, wie die beiden noch enormer geglänzt hätten, hätte das Drehbuch sich nicht so durch ihre interessanten Entwicklungen hetzen müssen.
Fazit: "Side Effects" beginnt ungemein gut als düsteres Drama mit starken Darstellern und sarkastisch-gemeiner Sozialkritik. Später verliert der Film, trotz überraschender Wendungen und einer mutigen Inszenierung, aber im Genre-Hopping an Dringlichkeit und Tiefe.
Note: 3
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