Man kann ja von dem Humor von Melissa McCarthy, im Grunde die pure Erfüllung der "lustigen, dicken Frau" im Hollywood-Kino, halten, was man will, aber sie weiß, wie sie sich verkaufen muss. Beinahe jeder ihrer Filme war ein ansprechender Überraschungserfolg an den Kinokassen und selbst wenn es mal nicht so rund lief, war sie mit Werken wie dem verschrieenen "Ghostbusters"-Reboot zumindest irgendwie in aller Munde. Ich selbst bin kein großer Fan der meisten Werke von McCarthy, richtig schlecht sind sie aber auch nie, die meisten haben gar ihre wirklich witzigen Momente. Das gilt auch für "The Boss" von 2016: Es ist sicherlich kein guter Film, nicht einmal annähernd, aber dennoch gewinnt das Werk einige Lacher...
THE BOSS
Trotz einer schweren Jugend in verschiedenen Pflegefamilien hat es Michelle Darnell (Melissa McCarthy) geschafft: Sie ist auf Platz 47 der reichsten Frauen Amerikas... und das allein deswegen, weil sie für ihren Traum bis zum Umfallen geschuftet hat. Nun wird sie jedoch wegen Insiderhandels verhaftet und nach vier Monaten im Gefängnis ist ihr Besitz verschwunden. Sie hat weder Geld noch eine eigene Wohnung mehr und muss daher bei ihrer ehemaligen Assistentin Claire (Kristen Bell), die sie zuvor schlecht behandelt hat, unterkommen. Dort schmiedet Michelle Pläne, um erneut auf die Beine zu kommen... und steigt in einen Handel von Muffinverkäufen ein.
Über die Rahmenhandlung sollte man hier natürlich möglichst dicht den Mantel des Schweigens legen, ist es doch keine Überraschung, dass diese äußerst dürftig daherkommt. Die Story ist absurd und im Grunde stets nur auf den nächsten Gag aus, ähnliches gilt für die rasch zusammengeschriebenen Charaktere, die allesamt nichts anderes tun als Komödien-Klischees zu erfüllen. Da haben wir den stupiden Büromitarbeiter, der ein Herz für die schüchterne Claire übrig hat; die pingelige Konkurrenz und ihre verzogene Tochter; und sogar so etwas wie einen Antagonisten, der gerne ein Samurai wäre, jedoch tatsächlich aus Amerika stammt. Das ganze Werk macht niemals ein Geheimnis daraus, dass es eigentlich ziemlich dumm ist und nur darauf aus ist, möglichst viele Lacher zu landen und sich dabei einen Dreck um so etwas wie eine sinnige Handlung oder ausgefeilte Charaktere schert.
So etwas braucht eine Komödie wie diese natürlich auch nicht, gemäß dem Fall, dass sie denn wirklich lustig ist und somit ihr Publikum auf diese Weise zu unterhalten versteht. Ebenfalls nicht überraschend ist aber natürlich, dass das nicht gelingt: "The Boss" ist nicht witzig genug und landet nicht genug Volltreffer, um wirklich zu überzeugen und über die schwachsinnige Geschichte oder die fahrigen Figuren hinwegzutäuschen. Man muss dem Film aber immerhin anmerken, dass es immer wieder einige Lacher gibt. Besonders in der ersten Hälfte, wenn Michelle Darnell noch vollkommen als egozentrische Arschloch-Frau, die im Grunde nichts als Geld, Erfolg und ihr eigenes, überschätztes Wohl im Sinn hat, von der Leine gelassen wird, darf mehrmals herzlichst gelacht werden.
Natürlich tummeln sich auch hier schon einige Rohrkrepierer wie zu lange ausgewalzte Witzchen (Stichwort: Zahn-Bleaching) oder Running Gags, die stets ins Leere laufen und keinerlei Lacher zünden ("Wortwahl"). Unter vier bis fünf erfolglosen Versuchen findet sich dann aber auch immer wieder ein Treffer, mal innerhalb der niemals geistreichen, manchmal aber angenehm trocken-humorigen Dialoge oder auch im Slapstick, wenn Michelle von einem Couchbett gegen die Wand geschleudert wird oder während eines unglaublich dämlichen Showdowns einer der Protagonisten einen recht schmerzhaften Sturz über einige Stufen hinweg vollführt.
Das ist niemals originell, ungemein vorhersehbar und das Hirn sollte man vor dem Beginn des Films lieber auf Durchzug stellen, um sich nicht beleidigt zu fühlen - insbesondere die "Lehren", welche die Figuren im wesentlich schwächeren letzten Drittel allesamt lernen müssen, nehmen ungemein viel Tempo raus. Aber man kann sich amüsieren, zumindest in einigen Punkten. Melissa McCarthy macht ihre Sache gut und wer ihre anderen Filme mag, wird sie auch hier mögen. "Bad Moms"-Star Kristen Bell ist indes so etwas wie das gemäßigte Herz der Handlung und funktioniert als normalerer Gegenpol Michelles... das wahre Highlight ist jedoch "Game of Thrones"-Zwerg Peter Dinklage in einer vollkommen bescheuerten Nebenrolle, was der grandiose Schauspieler aber auf herrliche Weise auskostet und somit in den besten Momenten des gesamten Films immer wieder beteiligt ist.
Fazit: Die Handlung ist schwachsinnig, die Charaktere blass und klischeehaft gezeichnet und erwartungsgemäß enden viele Gags als Rohrkrepierer, besonders wenn sie viel zu lange ausgespielt werden. Einige Treffer sind aber immer wieder dabei und auch die Besetzung agiert mit Spielfreude, wobei sie das marode Drehbuch aber auch nicht ganz retten können.
Note: 4+
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