Selbst wenn man so oft ins Kino geht wie ich, kann man niemals alle Filme sehen, die anlaufen. Ich gehe circa zwei bis dreimal die Woche ins Kino, dann gleich an einem Tag... und trotzdem verpasse ich so einige Werke. Manchmal, weil diese zu spät laufen oder weil mein Kino diese gar nicht anbietet. Manchmal auch, weil das Konkurrenzprogramm zu gut ist, manchmal natürlich auch, weil mich einige Werke gar nicht kümmern. "Criminal Squad" hatte ich in diesem Frühjahr definitiv sehen wollen, gab jedoch anderen Filmen den Vorzug. Nun habe ich den Action-Thriller bei Amazon Instant Video nachgeholt und mich zwei Stunden lang gut unterhalten gefühlt...
CRIMINAL SQUAD
Die Gangster-Crew rund um Ray Merrimen (Pablo Schreiber) plant nach einem aus dem Ruder gelaufenen Überfall ihren nächsten großen Coup: Sie wollen eine schier einbruchsichere Bank in Los Angeles um 30 Millionen Dollar erleichtern. Ein solcher Diebstahl muss natürlich lang und breit geplant werden, was ihnen die Major Crimes jedoch erschweren. Nachdem beim letzten Überfall Polizisten ums Leben kamen und Merrimens Crew nun als Cop-Killer gelten, wird ihnen der eiskalte Cop Nick O'Brien (Gerard Butler) auf den Hals gehetzt. Der wartet lauernd auf einen Fehler der Bande und schleicht sich langsam ein... schon bald fliegen die ersten Kugeln.
"Criminal Squad" ist ein Männerfilm. Wirklich konkrete Frauenfiguren gibt es hier nicht, sowohl die Crews seitens Merrimen und auch die Spezialeinheit rund um "Big Nick" bestehen ausschließlich aus Männern. Für einen solchen Film wird dann aber überraschend wenig geballert und wer sich nach einem neuesten Gerard-Butler-Kracher sehnte und einfach nur die Fetzen fliegen sehen will, der dürfte sich ein wenig verwundert am Kopf kratzen. Natürlich knallt es hier auch hin und wieder, gerade diese Momente sind aber gar nicht die größte Stärke des neuesten Films von Regisseur Christian Gudegast. Ganz im Gegenteil, im bleihaltigen Showdown geht dem Werk gar die Puste aus, hat man sich zuvor doch auf wesentlich spannendere Qualitäten besonnen.
Die Handlung ist natürlich nicht allzu ausgefeilt, dennoch nimmt sich Gudegast die Zeit, seine verschiedenen Parteien in Stellung zu bringen. Wie diese sich über einen großen Teil der zweistündigen Laufzeit belauern, auf Fehler der Gegenseite warten, wie sie sich gegenseitig an der Nase herumführen, das ist gar nicht mal unspannend und hat streckenweise sogar einiges an Finesse zu bieten. Während eines groß angelegten Bankraubs ertappte ich mich sogar dabei, den Bösewichtern die Daumen zu drücken - ein solch genial vertrackter und in seiner eigenen Logik ziemlich stimmiger Plan solle doch bitte gelingen.
Dass man mit den Cops letztendlich doch mehr mitfiebert, liegt einzig und allein an "300"-Star Gerard Butler, der seinem Big Nick die gewohnte Kernigkeit verleiht, die ein Actionstar hier so mitbringt. Butler hat immer noch ordentlich Präsenz und auch in manch einem Wortgefecht die Nase vorn - er ist ebenso charmant und wie bullig und damit die Idealbesetzung für einen Rollentypus wie diesen, wobei er offensichtlich auch erneut viel Spaß an der Sache hat. Seine Feinde hören, zumindest laut Schauspielern, auf die Namen O'Shea Jackson Jr., Curtis Jackson und Pablo Schreiber. Letzterer dürfte Serienfans aus dem Netflix-Original "Orange is the new Black" bekannt sein und macht seinen Einsatz als Anführer der bleihaltigen Gangster-Truppe mehr als ordentlich. Der Rapper 50 Cent fällt, ebenfalls wie gewohnt, kaum auf und bleibt vollkommen blass, während sich O'Shea Jackson als heimlicher Star der ganzen Chose entpuppt.
Er ist, obwohl er auf der falschen Seite des Gesetzes spielt, dank einem schlauen Köpfchen ein absoluter Sympathieträger und wäre dank seiner Fahrskills wohl auch in der "Fast & Furious"-Truppe rund um Dominic Toretto sehr gut aufgehoben. Natürlich wäre es zu viel, bei diesen Figuren von einer tiefen Charakterzeichnung zu sprechen, dennoch versucht das Skript den Protagonisten Raum zu geben und sie auch über ihre Stellung hinaus zu zeichnen, was ab und an gar nicht so übel funktioniert. Eine Ballerorgie gegen Ende hätte es dann auch gar nicht mehr gebraucht, diese wirkt wie ein Pflichthaken, der noch drangehängt werden musste, um die Actionfreunde milde zu stimmen, die zuvor eben keine explodierenden Autos und ratternden Maschinengewehre zu sehen bekamen... oder zumindest nur recht kurz.
Fazit: Unterhaltsamer Actioner mit erfrischend wenig Action, dafür mehr leiserem Thrill. Gerard Butler überzeugt gewohnt kernig in der Hauptrolle, die Geschichte, wenn auch wenig originell, hat Zug. Gegen Ende verliert das Werk in verzichtbaren Ballerorgien aber merklich an Schwung.
Note: 3+
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