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A Star is born (2018)

Wir alle erinnern uns noch an das Wolfsrudel der "Hangover"-Filme. Von den drei Schauspielern, die quasi über Nacht Weltruhm erlangten, gelang es jedoch nur einem, sich in Hollywood so richtig als Charakterdarsteller zu etablieren. Ed Helms blieb dem Comedy-Genre vollständig treu; Zach Galifianakis hatte immerhin einige recht erstaunliche Rollen in Oscar-Filmen wie "Birdman" und "Up in the Air", ist ansonsten jedoch noch weitestgehend als skuriller Clown bekannt. Das schauspielerische Schwergewicht bleibt also Bradley Cooper, der sich in den folgenden Jahren über Blockbuster, Arthouse-Filme und Oscarstreifen spielte... und das durch die Bank weg gut. Nun führt Cooper auch Regie und bekleidet dabei neben Lady Gaga die männliche Hauptrolle in dem Künstler-Drama "A Star is born".

A STAR IS BORN


Der Rockstar Jackson Maine (Bradley Cooper) kommt gerade von einem umjubelten Konzert, als er in einer Bar Zeuge von den Gesangskünsten der jungen Sängerin Ally (Lady Gaga) wird. Nach einem Gespräch lädt er die junge Frau auf eines seiner nächsten Konzerte ein... und verschafft ihr dabei einen spontanen Auftritt, der die Mengen kreischen lässt. Schon bald reißen sich die erste Manager um das neue Stimmtalent, die mit dem abgehalfterten, alkoholkranken Rockstar anbandelt. Der Ruhm macht beiden zu schaffen, die stärksten Probleme entstehen jedoch durch die zwischenmenschlichen Bindungen und Konflikte zwischen Ally und Jackson...

In einer prägnanten Szene im ersten Drittel des Films, die auch bereits im Trailer gezeigt wurde, holt Jackson Maine seine junge Begleitung Ally ans Mikrofon und überredet sie, einen selbstgeschriebenen Song vor tausenden Zuschauern zu schmettern. Perfekt gefilmt, ungemein intensiv dargeboten und schlichtweg atemberaubend gesungen - ein Gänsehaut-Moment, der magischer kaum sein könnte und mir beinahe die Tränen in die Augen getrieben hat. Diese ungeheure Intensität, dieses Gefühl und diese unfassbare Leidenschaft, die nach einem sehr charmanten Beginn und den ersten, recht aufregenden Schritten in den Welten von Jackson und Ally, auf den Zuschauer hineinregnen, findet "A Star is born" im weiteren Verlauf und während den folgenden anderthalb Stunden leider nicht mehr wieder... zumindest nicht in dieser Form. 
Zuvor bricht der Film recht angenehm mit einigen Klischees, wenn Ally ihre gigantische Chance, auf die sie ihr Leben gewartet hat, erst gar nicht annehmen möchte, da sie noch so mit sich selbst hadert. Im Gegensatz zu allen anderen sieht sie auch in Jackson keinen Megastar, sondern einfach nur einen netten Kerl, zu dem sie sich bald hingezogen fühlt - hier werden altbekannte Gleichgewichte charmant verschoben. Diesen Mut besitzt Bradley Coopers Regiedebüt später leider nicht mehr: Unter etlichen Themen wie dem Umgang mit raschem Ruhm, Alkoholsucht, Konflikte mit geldgierigen Managern und natürlich der Kunst, sich selbst treu zu bleiben, tappt der Film dann leider doch in etwas überdramatische Klischees und findet bis zum Ende nicht mehr aus ihnen heraus. 
Die Beziehung zwischen Ally und Jackson steht klar im Fokus und erreicht immer wieder einige herausstechende Momente (eine Preisverleihung, die der Rockstar förmlich sprengt, ragt heraus), trotzdem funkt es in dieser nicht so richtig. Ich hatte Schwierigkeiten damit, Allys Gefühle für den alternden Rockstar wirklich nachzuvollziehen - hier funktioniert vieles leider nur auf der Behauptungsebene. Cooper und besonders Lady Gaga, der man eine solch elektrisierende Performance wohl kaum zuegtraut hätte, sind beide für sich gesehen absolut großartig und spielen sich praktisch die Seele aus dem Leib... als Leinwand-Duo klappt das aber nicht. 
Ich nahm beiden das romantische Paar nicht ab, einige große Schritte in einer ohnehin komplizierten Beziehung verlaufen so rasant und geschehen so plötzlich, dass eine echte Bindung kaum stattfinden kann. In den Nebengeschichten erzählt man ebenfalls nichts Neues, inszeniert diese aber zumindest in einigen grandiosen Konzertszenen so blendend, dass man sich an einigen Längen nicht sonderlich stört. Trotzdem wäre hier mehr drin gewesen: Es ist ein kraftvoller, teilweise auch bewegender Film, der sich aber oftmals etwas überdramatisiert und der seine Geschichte ruhig leiser, unaufgeregter hätte erzählen können. Den brillanten Darstellungen stehen solche Schwächen aber nicht im Weg.

Fazit: " A Star is born" hat Momente, die man schlichtweg als magisch bezeichnen kann - dazwischen herrscht angesichts einer etwas schwach geschriebenen Beziehungsgeschichte aber auch viel Leerlauf. Sehenswert ist der Film aber ohnehin schon wegen Lady Gaga, die hier schauspielerisch vollkommen begeistert.

Note: 3+






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