Drew Goddard ist ein Autor, der nicht vor mutigen Ideen scheut. Mit der Seriensensation "Lost" lieferte er sechs Staffeln lang beste Fernsehunterhaltung, die bislang höchstens noch vom Epos "Game of Thrones" getoppt werden konnte und 2012 brachte er uns mit "The Cabin in the Woods" einen der cleversten und genialsten Horrorfilme der Dekade. Wenn dieser Mann auch noch selbst Regie führt, kann dabei ja eigentlich nur etwas schlichtweg Geniales herauskommen, wie bereits zuvor mehrere Male bewiesen: Einer der Gründe, wieso ich mich wie Bolle auf seinen neuesten Film gefreut habe, der vergangene Woche in den deutschen Kinos angelaufen ist...
BAD TIMES AT THE EL ROYALE
In den 60er Jahren treffen mehrere Gäste in dem sogenannten "Zwei-Staaten-Etablissement" "El Royal" aufeinander. Der Vertreter Laramie Seymour Sullivan (Jon Hamm), der Priester Daniel Flynn (Jeff Bridges), die Musikerin Darlene Sweet (Cynthia Erivo) und eine unbekannte Schönheit (Dakota Johnson) checken nach und nach bei dem jungen Concierge Mike Miller (Lewis Pullman) ein. Die vier Gäste müssen jedoch schon früh am eigenen Leib erfahren, dass in diesem so hochkarätig und detailreich hergerichteten Hotel nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Als einer der Gäste in die Architektur des Gebäudes eindringt, entdeckt er dabei sowohl an seinen Mitbewohnern als auch am Hotel selbst, dass hier ein finsteres Spiel gespielt wird...
Jahrelang werkelte Goddard, der in der Zwischenzeit auch die Skripts zu dem oscarnominierten Weltraum-Thriller "Der Marsianer" und zu Netflix' "Daredevil"-Serie lieferte, an diesem Drehbuch und tat das unter größter Geheimhaltung - das erweckt angesichts des ungemein cleveren "Cabin in the Woods", der ja bereits eine der genialsten Wendungen der Horrorgeschichte präsentierte, natürlich hohe Erwartungen: Kann Goddard also noch einmal so grandios abliefern? Nach der Sichtung von "Bad Times at the El Royale" kommt man zu dem Punkt, dass er das in dieser Form eigentlich gar nicht wollte - stattdessen ist sein 144 Minuten dauerndes Werk eine klare Verneigung vor Quentin Tarantino, ohne dass er dessen Qualität erreichen kann.
Zu Beginn sieht das aber alles noch wirklich gut aus: Wenn sich die einzelnen Gäste im titelgebenden Motel begegnen und bereits langsam eine Atmosphäre der Unbehaglichkeit aufzieht und anschließend in einzelnen Kapiteln die Vorgeschichte und die einzelnen Antriebe der Protagonisten aufgedeckt werden, hat das seinen speziellen Sog. Die Qualität der Dialoge ist sowohl auf humoristischer als auch auf intellektueller Ebene absolut brillant und sämtliche Akteure zeigen sich von ihrer besten Seite, allen voran Jon Hamm als ständig plappernder Vertreter und "Fifty Shades of Grey"-Star Dakota Johnson als undurchsichtige Femme Fatale, die erst zur Waffe greift und anschließend Fragen stellt. Auch optisch ist "Bad Times at the El Royale" ein kleines Meisterstück geworden: "Godzilla"-Kameramann Seamus McGarvey weiß die teilweise durchaus erstaunliche Architektur des Motels, welches direkt auf der Grenze zwischen Nevada und Kalifornien errichtet wurde, ungemein packend zu bebildern und ebenso wie das Skript scheut er sich vor Mainstream-Arbeit, traut sich unkonventionelle Fahrten und Ausschnitte zu.
All das kann aber letztendlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film mit fortschreitender Laufzeit immer mehr an Drive verliert. Nach einem ungemein langen, aber durchweg packenden Einstieg, der über eine Stunde lang sämtliche Protagonisten aus den verschiedensten Blickwinkeln präsentiert und immer wieder neue Puzzlestücke zu dem düsteren Treiben hinzufügt, wird immer klarer, dass Goddard sich mit seinem Plot etwas verhebt. Er macht mehrere Fässer auf und präsentiert uns in bester "Lost"-Manier gleich eine ganze Handvoll Mysterien, die den Zuschauer sowohl an der Nase herumführen als auch fesseln sollen: Was hat es mit dem von Jeff Bridges gespielten Priester auf sich, der offensichtlich an einer Krankheit leidet? Was ist das Geheimnis des recht aufgeregten Concierges, der sich unter der Gästeschar offenbar unwohl fühlt? Was versteckt sich in den Tiefen des Motels? Und was sind die Pläne und Absichten der reservierten Dame, die nicht einmal ihren Namen ins Gästebuch eintragen will?
Je weiter der Plot voranschreitet, desto unbefriedigender werden die Auflösungen des Treibens - manchmal sind sie fad, oftmals bringen sie die Handlung aber auch nicht wirklich voran. Goddard verpasst es, all diesen für sich bereits interessanten Subplots einen passenden Deckel überzustülpen, sodass etliche Handlungen nebeneinander herlaufen. Gegen Ende will er diese in einem packenden Showdown gegeneinander ausspielen, doch zu diesem Zeitpunkt und bereits vor dem Auftritt von "Thor"-Star Chris Hemsworth hat er bereits versagt. Anschließend versucht er mit dem Leben der Protagonisten zu spielen, was aber auch handlungstechnisch wenig Sinn ergibt und als Blender zu verstehen ist. Obwohl die Inszenierung in einigen Momenten ungemein spannend bleibt (eine Szene, in welcher sich ein Song und ein Hammer unter Beobachtung perfekt durchtakten, gehört zum Spannendsten dieses Kinojahres), so verpasst man am Ende, die Handlung ebenso packend zu gestalten und läuft schließlich eher kopflos ins Feuer, verliert den roten Faden aus den Augen und enttäuscht somit auf mehreren Ebenen.
Fazit: Optisch brillant, wunderbar gespielt und mit einigen genialen Momenten. Nach einer langsam erzählten und durchaus packenden ersten Stunde verläuft sich der Plot aber in zähen Einzelstudien und bekommt all diese Fäden nicht mehr passend zusammen - man läuft schließlich flammend ins Leere.
Note: 3
Jahrelang werkelte Goddard, der in der Zwischenzeit auch die Skripts zu dem oscarnominierten Weltraum-Thriller "Der Marsianer" und zu Netflix' "Daredevil"-Serie lieferte, an diesem Drehbuch und tat das unter größter Geheimhaltung - das erweckt angesichts des ungemein cleveren "Cabin in the Woods", der ja bereits eine der genialsten Wendungen der Horrorgeschichte präsentierte, natürlich hohe Erwartungen: Kann Goddard also noch einmal so grandios abliefern? Nach der Sichtung von "Bad Times at the El Royale" kommt man zu dem Punkt, dass er das in dieser Form eigentlich gar nicht wollte - stattdessen ist sein 144 Minuten dauerndes Werk eine klare Verneigung vor Quentin Tarantino, ohne dass er dessen Qualität erreichen kann.
Zu Beginn sieht das aber alles noch wirklich gut aus: Wenn sich die einzelnen Gäste im titelgebenden Motel begegnen und bereits langsam eine Atmosphäre der Unbehaglichkeit aufzieht und anschließend in einzelnen Kapiteln die Vorgeschichte und die einzelnen Antriebe der Protagonisten aufgedeckt werden, hat das seinen speziellen Sog. Die Qualität der Dialoge ist sowohl auf humoristischer als auch auf intellektueller Ebene absolut brillant und sämtliche Akteure zeigen sich von ihrer besten Seite, allen voran Jon Hamm als ständig plappernder Vertreter und "Fifty Shades of Grey"-Star Dakota Johnson als undurchsichtige Femme Fatale, die erst zur Waffe greift und anschließend Fragen stellt. Auch optisch ist "Bad Times at the El Royale" ein kleines Meisterstück geworden: "Godzilla"-Kameramann Seamus McGarvey weiß die teilweise durchaus erstaunliche Architektur des Motels, welches direkt auf der Grenze zwischen Nevada und Kalifornien errichtet wurde, ungemein packend zu bebildern und ebenso wie das Skript scheut er sich vor Mainstream-Arbeit, traut sich unkonventionelle Fahrten und Ausschnitte zu.
All das kann aber letztendlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film mit fortschreitender Laufzeit immer mehr an Drive verliert. Nach einem ungemein langen, aber durchweg packenden Einstieg, der über eine Stunde lang sämtliche Protagonisten aus den verschiedensten Blickwinkeln präsentiert und immer wieder neue Puzzlestücke zu dem düsteren Treiben hinzufügt, wird immer klarer, dass Goddard sich mit seinem Plot etwas verhebt. Er macht mehrere Fässer auf und präsentiert uns in bester "Lost"-Manier gleich eine ganze Handvoll Mysterien, die den Zuschauer sowohl an der Nase herumführen als auch fesseln sollen: Was hat es mit dem von Jeff Bridges gespielten Priester auf sich, der offensichtlich an einer Krankheit leidet? Was ist das Geheimnis des recht aufgeregten Concierges, der sich unter der Gästeschar offenbar unwohl fühlt? Was versteckt sich in den Tiefen des Motels? Und was sind die Pläne und Absichten der reservierten Dame, die nicht einmal ihren Namen ins Gästebuch eintragen will?
Je weiter der Plot voranschreitet, desto unbefriedigender werden die Auflösungen des Treibens - manchmal sind sie fad, oftmals bringen sie die Handlung aber auch nicht wirklich voran. Goddard verpasst es, all diesen für sich bereits interessanten Subplots einen passenden Deckel überzustülpen, sodass etliche Handlungen nebeneinander herlaufen. Gegen Ende will er diese in einem packenden Showdown gegeneinander ausspielen, doch zu diesem Zeitpunkt und bereits vor dem Auftritt von "Thor"-Star Chris Hemsworth hat er bereits versagt. Anschließend versucht er mit dem Leben der Protagonisten zu spielen, was aber auch handlungstechnisch wenig Sinn ergibt und als Blender zu verstehen ist. Obwohl die Inszenierung in einigen Momenten ungemein spannend bleibt (eine Szene, in welcher sich ein Song und ein Hammer unter Beobachtung perfekt durchtakten, gehört zum Spannendsten dieses Kinojahres), so verpasst man am Ende, die Handlung ebenso packend zu gestalten und läuft schließlich eher kopflos ins Feuer, verliert den roten Faden aus den Augen und enttäuscht somit auf mehreren Ebenen.
Fazit: Optisch brillant, wunderbar gespielt und mit einigen genialen Momenten. Nach einer langsam erzählten und durchaus packenden ersten Stunde verläuft sich der Plot aber in zähen Einzelstudien und bekommt all diese Fäden nicht mehr passend zusammen - man läuft schließlich flammend ins Leere.
Note: 3
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