Eine Freundschaft zwischen Mensch und Tier kann etwas sehr Besonderes sein. Wahrscheinlich dürfte jeder, der schon einmal ein Haustier besessen hat oder noch immer eines besitzt, eine solche Freundschaft niemals hoch genug einschätzen - sie ist so kostbar und wichtig, dass sie mit nichts aufzuwiegen ist. Die Treue eines Tieres kann sich dabei auch über eine schiere Ewigkeit halten... etwas, was auch die Filmgeschichte immer wieder gezeigt hat. Der 2009 erschienene "Hachiko" stellt einen der Eckpunkte dieses Geschichtenerzählens dar und wird von Hundeliebhabern schier vergöttert. Nun habe ich den Film zum ersten Mal gesehen, fühlte mich unterhalten und auch bewegt, kann aber nicht vollständig in die Lobeshymnen mit einstimmen...
HACHIKO
Auf dem Heimweg läuft dem Musikprofessor Parker Wilson (Richard Gere) eines Tages ein offensichtlich ausgebüchster Akita-Welpen zu. Da ein Herrchen nicht auszumachen ist, nimmt Parker den verspielten und bemerkenswert zutraulichen Hund mit nach Hause, um am nächsten Morgen nach seinem wahren Besitzer zu suchen. Dieser ist jedoch nicht auffindbar, weswegen "Hachi", wie er schließlich aufgrund seines Halsbandes und der darauf zu sehenden, japanischen Schriftzeichen genannt wird, schon bald ein festes Familienmitglied der von Parker, seiner Frau Cate (Joan Allen) und der gemeinsamen Tochter Andy (Sarah Roemer) wird... bis ein schwerer Schicksalsschlag die Familie trifft.
Es ist nicht ganz so leicht, als Kritiker an einen Film heranzugehen, der im Grunde einfach nur wunderschön sein will. Der sich nicht darum schert, dass er nicht das bestgefilmte, bestgespielte oder bestgeschriebenste Werk aller Zeiten ist, solange er seine Zuschauer einfach nur für anderthalb Stunden rührt, um sie mit einem tiefen Seufzer in den Abspann zu entlassen. Und genau das ist doch irgendwie auch schön: Wenn eine Geschichte so rührend ist, dass man darüber hinaus versucht ist, einige Kritikpunkte zu vergessen. Aber gut, man muss trotzdem noch realistisch sein und mal ganz davon abgesehen, dass die Geschichte rund um Parker Wilson und seinen ungemein treuen Hund Hachiko (den es vor gut neunzig Jahren in Japan übrigens wirklich gab und dem sogar eine Bronzestatue am Bahnhof gewidmet wurde) eine universelle und schöne ist, hat der Film an sich eben doch nicht so viel zu bieten.
Sicher, man kann sich den großen Gefühlen, die in der letzten halben Stunde herumgewirbelt werden, einfach nicht entziehen, sofern man denn kein Herz aus Stein hat oder Hunde nicht leiden kann, aber das alleine macht auch noch keinen guten Film. Und genau an dieser Stelle scheitert Lasse Halström, Regisseur von solch geradlinigen und kitschigen Werken wie "Schiffsmeldungen" oder auch dem wunderbaren "Bailey" - ebenfalls ein Film über die Geschichte zwischen Mensch und Hund, der mir persönlich besser gefallen hat. Hallström inszeniert gewohnt unaufgeregt, findet aber auch nie einen besonderen Zugang zur Handlung, scheint nicht all zu viele Ideen gehabt zu haben. So läuft er mit der Idee, immer wieder den Blickwinkel des Hundes einzunehmen, durch seine Augen zu sehen, irgendwie ins Leere, erfahren wir dadurch doch nicht mehr, als wir schon wissen.
Auch seine Schauspieler händelt Hallström irgendwie verhadert, aber um die geht es im Kern natürlich auch nicht und auch solch namhafte Stars wie Richard Gere, Joan Allen und "Disturbia"-Star Sarah Roemer müssen sich dem wahren Helden beugen... und das ist eben der Hund namens Hachiko. Im Grunde konnte Hallström also nicht verlieren, denn wer solche Geschichten nicht liebt, muss irgendwie herzlos sein - es war schlichtweg eine sichere Bank. Und dementsprechend macht er dann einen soliden Job, ohne aber viel zu wagen. Es stößt sich nichts an diesem Drama, es ist alles ziemlich eindeutig und geradlinig, gerade genug, um zu bewegen, uns aber auch nicht vollkommen fertig in den Abspann gehen zu lassen.
Und genau das ist irgendwie doch zu kalkuliert, zu einfach. Hallström ruht sich auf dieser wunderbaren wahren Geschichte aus, transportiert sie von Japan nach Amerika und hat ansonsten nichts weiter zu sagen. Alle Menschen sind irgendwie so gut und freundlich, dass es sich etwas falsch anfühlt. Der düdelige Soundtrack von "Wenn Träume fliegen lernen"-Komponist Jan A.P. Kaczmarek untermalt die Bilder mit einem ständigen Klavierklimpern, welches keine sonderliche Brisanz erschafft. Und der Rest läuft dann eben so mit, setzt einen unfassbar niedlichen Hund passend in Szene und geht niemals darüber hinaus. Keine Wagnisse, keine zündenden, inszenatorischen Einfälle, nichts. Das ist auch für solch einen Film zu wenig, weswegen die Enttäuschung überwiegt... aber Gott, Hachiko ist eben einfach zu niedlich, um wirklich böse auf das Werk sein zu können.
Fazit: Hach, ist dieser Hund süß. Lasse Hallström konzentriert all seine Energien auf den Vierbeiner und seine rührende Geschichte und geht darüber hinaus keinerlei Wagnisse ein. Das ist dann ein ziemlich geradliniges und kalkuliertes Endprodukt, ohne Wagnisse, ohne Ecken und Kanten... letztendlich also doch nur nett.
Note: 3
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