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Marvel's Daredevil - Die dritte Staffel

In den letzten Wochen ist ein Umschwung unter den Marvel-Serien, die von Netflix vertrieben werden und zu den größten Aushängeschildern des Streaming-Dienstes zählen, zu verspüren. Innerhalb kürzester Zeit wurden die beiden sicherlich schwächsten Marvelserien "Luke Cage" und "Iron Fist" eingestellt und enden somit nach jeweils zwei Staffeln - wie ihre Zukunft innerhalb des Marvel-Universums aufsehen wird, ist somit noch unklar. Traurig war ich darüber nicht, sah ich in "Jessica Jones" sowie seit der zweiten Staffel auch in "Daredevil" ohnehin das größte Potenzial, sodass ich mich freute, dass nun auch der blinde Rächer in die dritte Runde geht... und das, obwohl man diesen im Finale der "Defenders" ja eigentlich bereits aufs Abstellgleis gestellt hatte. Aber gut, an den Tod der wohl bekanntesten Marvel-Serienfigur hatte ja ohnehin niemand geglaubt, oder?

DAREDEVIL - STAFFEL 3


Den Einsturz des Gebäudes, in welchem Matt Murdock (Charlie Cox) gemeinsam mit seinen Helden-Freunden die finsteren Schergen der "Hand" bekämpfte, hat er überlebt. Trotzdem verzichtet Murdock, der sich nun voll und ganz in seiner Identität als "Daredevil" verliert, sein Überleben kundzutun, hält sich auch bei seinen engsten Vertrauten bedeckt - die Reporterin Karen Page (Deborah Ann Woll) und Matts bester Freund Foggy (Elden Henson) verbleiben somit in starrer Ungewissheit. Indes sitzt Wilson Fisk (Vincent D'Onofrio) noch immer in Haft, kann dort jedoch erneut ein Netz aus Intrigen spinnen... schon bald frisst ihm das FBI aus der Hand, womit der kaltblütige Gangsterboss zum wiederholten Male zu einer tödlichen Gefahr für die Stadt Hell's Kitchen heranwächst.

Ich muss zugeben, dass ich ein wenig übersättigt war. Normalerweise bekomme ich von dem Marvel-Stoff, der uns seit 2008 als großes Universum im Kino und im Stream angeboten wird, niemals genug und obwohl "Ant-Man and the Wasp" erst vergangenen Juli bei uns anlief, warte ich bereits jetzt gespannt wie ein Flitzebogen auf "Captain Marvel" und "Avengers 4", die im kommenden Frühling endlich starten werden. Was die Netflix-Serien angeht, die ohnehin immer wesentlich abgespaltener vom restlichen Kosmos ihre eigene Schiene fuhren, war die Sache aber schwieriger: In diesem Jahr gab es gleich vier neue Staffeln zu bewundern und wo ich der zweiten Season rund um "Jessica Jones" noch gerne folgte, trat später mit neuen Abenteuern rund um die mittlerweile abgesetzten Luke Cage und Iron Fist doch etwas Resignation ein... vielleicht auch, weil die Shows so dicht aufeinanderfolgten - da ist ein wenig Übersättigung schon nachvollziehbar.
Nun zieht auch Daredevil hinterher und ist dabei der erste Netflix-Marvel-Held, der mittlerweile auf drei Seasons kommt. Und er macht seine Sache auch hier wieder gut, rutscht nicht in die doch arg behäbigen Muster der eher schwachen ersten Staffel ab, kommt aber auch nicht an die wunderbar komplexe Qualität der starken zweiten Season heran. Zu Beginn kommen diese neuen, dreizehn Folgen nämlich nur etwas schwer aus den Puschen und gerade die Frage, wie Matt Murdock denn das Finale der "Defenders" überleben konnte, wird hier nicht sonderlich überzeugend aufgeklärt. Auch danach folgt die Staffel keiner klaren Linie: Wilson Fisk, erneut stark dargestellt von "Jurassic World"-Fiesling Vincent D'Onofrio, ist ein angsteinflößender Antagonist, da wir ihn nun aber bereits zum dritten Mal in dieser Rolle sehen, wiederholen sich altbekannte Szenarien.
Frisches Blut wird überzeugender in einer ganzen Riege an neuen Nebenfiguren aufgefahren, die für ein wenig Schwung sorgen... Schwung, den die bekannten Recken nicht immer aufleben lassen können. Generell zieht sich die erste Hälfte der Season manchmal in vielen linearen und nicht sonderlich originellen Subplots, später zieht das Tempo dafür deutlich an, wenn der rote Faden klarer wird. Das führt dann zu einigen überraschenden Wendungen, sehr spannenden Final-Folgen und manch einer Highlight-Szene, die auch aus dem Marvel-Serienkosmos herauszustechen weiß. Ganz besonders sind natürlich die Kampfszenen, die weiterhin herausragend choreographiert und in vielen Momenten als beeindruckende Plansequenz inszeniert sind, sodass einem schier der Atem stockt: Brutal, realistisch und ziemlich rasant geht es hier zu, wobei der Plot aber nicht immer Schritt halten kann.
Insgesamt ist das durchaus unterhaltsam, es gibt eben nur zu wenig Neues unter der Sonne zu vermelden und es scheint, als würden sich die Serien nicht wirklich weiterentwickeln. Nachdem zuletzt ein Zusammentreffen der Superhelden qualitativ eher enttäuschte, wollen die Macher ihre Shows wohl eher für sich weiterentwickeln, was etwas schade ist - Andeutungen und Referenzen an die Filme und Serienkollegen gibt es kaum noch und dass alles in einem zusammenhängenden Universum spielt, wird immer undeutlicher. Zuvor spielte man mit diesem Trick noch wunderbar, jetzt verläuft die Chose wesentlich geradliniger und letztendlich auch ohne große Überraschungen. Das reicht für düstere und spannende dreizehn Folgen, aber es sticht nicht mehr aus der Masse hervor.

Fazit: Nach einem schleppenden Beginn kämpft sich Daredevil in seiner dritten Staffel bald wieder nach vorn. Der Plot ist nicht sonderlich originell, trotzdem gibt es einige wendungsreiche, spannende Momente und die Actionszenen sind nach wie vor herausragend inszeniert. Schade nur, dass man sich innerhalb des Komos kaum weiterentwickelt und auf altbekannte Manirismen vertraut, die unterhaltsam sind, aber eben nichts Neues erzählen.

Note: 3+









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