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Die Truman Show

Für die meisten ist Jim Carrey als Hollywoods grimassierender Kasper bekannt - weitestgehend spielt er die gleichen Rollen, skurill und abgedreht, dabei nicht jedermanns Humor, aber dennoch hat er durch seine abgedrehten Klamotten zurecht eine (wenn auch kleiner werdende) Fangemeinde. Dass Carrey aber eben auch ein fantastischer Schauspieler ist, der sich nicht ausschließlich im Comedy-Bereich zuhause fühlt, sollen vor allem zwei Filme bewiesen haben: "Vergiss mein nicht" aus dem Jahr 2004 und "Die Truman Show" aus dem Jahr 1998. Ersteren habe ich leider bis heute noch nicht gesehen, will ihn aber dringend nachholen, von zweiterem war ich schon vor einigen Jahren begeistert. Nun habe ich den Film erneut gesehen... und war ebenso gebannt wie damals.

DIE TRUMAN SHOW


Ohne es zu wissen lebt der dreißigjährige Truman Burbank (Jim Carrey) in der beliebtesten und erfolgreichsten Fernsehshow aller Zeiten. Seit seiner Geburt verfolgen ihn überall winzige Kameras, seine Nachbarn, Freunde und Familienmitglieder sind bezahlte Schauspieler und er lebt in einem gigantischen Filmset. Eines Tages kracht ein Scheinwerfer auf die Straße und Truman wird misstrauisch. Es vermehren sich seltsame Ereignisse, Komparsen, die Truman für Postboten und Zeitungsverkäufer hält, verhalten sich merkwürdig... und dann glaubt er, einer Verschwörung auf der Spur zu sein. Auf der anderen Seite versucht Christof (Ed Harris), der Schöpfer der "Truman Show", zu verhindern, dass sein Star Wind von der Wahrheit bekommt.

In "Die Truman Show" von "Master & Commander"-Regisseur Peter Weir steckt zu aller erst ein Szenario, über welches sich jeder Mensch schon einmal Gedanken gemacht haben dürfte. Was, wenn alles gar nicht ist? Was, wenn ich beobachtet werde und mein ganzes Leben ein Spiel ist? Einige dürfte es bei dieser Vorstellung unangenehm schütteln und Weirs Film treibt diese Ängste auf die Spitze und bebildert das Leben eines unwissenden Menschen in einer Fernsehshow. Mit ungemeinem Detailreichtum erschafft er hier ein lebendiges Filmset, in welchem nichts echt ist außer Truman selbst... eben auch das, womit die fiktive "Truman Show" hier wirbt. 
Glücklicherweise malt Weir seine Charaktere niemals in schwarz und weiß - natürlich ist Truman der naive Gutmensch, dem wir hier von Anfang an die Daumen drücken und den wir schnell in unser Herz schließen, die Gegenseite lernen wir aber auch nicht zu hassen, denn dafür menscheln diese zu sehr. Am ehesten fungiert hier noch der von "The Rock"-Star Ed Harris brillant angelegte Christof als Antagonist, doch lässt auch dieser durchscheinen, dass er irgendwo ein Herz hat, ebenso wie der Rest seiner Besatzung, wozu unter anderem auch renommierte Schauspieler wie Philip Baker Hall und Paul Giamatti zählen. 
In hohem Tempo verläuft "Die Truman Show" dann über 100 Minuten wie ein faszinierendes Uhrwerk und lässt nach einem wahnwitzig schnellen Intro die Welt rund um Truman langsam aus den Fugen gleiten. Alles beginnt mit einem vom Himmel fallenden Scheinwerfer und wie Komparsen, Autoren und Techniker diese und auch nachfolgende Szenen im Nachhinein verschleiern, das ist ungemein clever und aberwitzig geschrieben. Highlights gibt es später in einer Zusammenfassung der bislang dreißigjährigen Geschichte der Fernsehshow - hier feuern Weir und seine Autoren ein Feuerwerk an Ideen ab, welches man sich immer und immer wieder ansehen kann, reihen echtes Herz an skurillen Humor und all das vor dem Hintergrund einer grandiosen und gleichzeitig grausamen Grundidee. 
Der Mittelpunkt ist aber, und das war beim Kinostart 1998 so auch nicht unbedingt zu erwarten, Jim Carrey. Die Grimasse Hollywoods, die zuvor weitestgehend in bonbonbunten Blockbustern wie "Die Maske" und "Batman Forever" herumalberte, zeigte sich hier als ernstzunehmender Schauspieler. Keine Frage, Carrey kaspert auch hier immer noch, was die Academy wohl dazu veranlasste, ihn vollkommen unverdient nicht für einen Oscar zu nominieren, aber hinter dieser Maskerade scheint sich noch etwas anderes zu verbergen. Eine einsame Seele, der in seiner kleinen Welt lebt und irgendwann einen Braten riecht, der schlichtweg durchzudrehen droht. Das ist eine Rolle, die auch für einen mehr als gestandenen Schauspieler eine enorme Herausforderung gewesen wäre, wie Carrey diese aber in allen Emotionslagen meistert und dennoch sein altbekanntes Comedy-Spiel auf überzogene Weise unterbringen kann, ohne dass sich diese beiden Seiten im Weg stehen, das ist ganz große Kunst. 
Die Nebendarsteller verblassen schier gegen Carreys meisterhafte Leistung - "Sully"-Star Laura Linney nervt ein wenig, der unter anderem aus "Final Call" bekannte Noah Emmerich gibt dafür ein wenig Bodenständigkeit hinzu und spielt Carrey verlässlich die Bälle zu. Gegen Ende greifen all diese Räder dann so ungemein passend ineinander, dass man glatt den Tränen nahe ist. Mit einer letzten Verbeugung öffnet sich eine Tür, der meisterhafte Soundtrack trägt uns in neue Höhen, hin zu einem enorm mutigen und bewegenden Schluss. Das ist meisterhafte Filmkunst, die dann sogar die in einigen Momenten doch etwas wacklige Detaillierung des Hintergrunds der Show vergessen lassen - großes Kino.

Fazit: Ein brillanter Jim Carrey, der das Beste zweier Welten, Drama und Comedy, in einer packenden und angsteinflößenden Geschichte zeigt. Detailreich, bewegend, spannend und aberwitzig geschrieben - ein Meisterwerk mit Hirn und Herz.

Note: 1-




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