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Der Exorzist

Was ist der beste Horrorfilm aller Zeiten? Diese Frage lässt sich für mich kaum beantworten, da ich in diesem Genre einige Favoriten habe... und je nach Tagesform wechselt dann auch mein heimlicher Liebling. "Der Exorzist" hatte ich stets als einen der wohl schrecklichsten (im positiven Sinne) Horrorfilme in Erinnerung, denn im Alter von sechzehn Jahren hat dieser mich enorm gegruselt, mich kaum mehr schlafen lassen. Nun habe ich den Film, zehn Jahre später, erneut gesehen, um festzustellen, ob er für mich noch immer in der Top-Liga mitspielt. Und die Antwort ist: Ja, fast. Denn obwohl mir der Schocker nicht so gut gefiel wie zuletzt, ist es noch immer ein ungemein spannender und herausragend inszenierter Terrorfilm.

DER EXORZIST


Die Schauspielerin Chris MacNeil (Ellen Burstyn) ist gemeinsam mit ihrer Tochter Regan (Linda Blair) in Washington angekommen, um dort für einen neuen Film vor der Kamera zu stehen. Alles scheint gut zu sein, auch wenn sich Regan mit einer Krankheit herumzuschlagen scheint. Chris rechnet mit einer Grippe, doch als sich die 12jährige während einer privaten Feier innerhalb des Hauses vor den Gästen einnässt, begleitet ihre Mutter sie zum Arzt. Psychologen wollen einige geistige Schäden feststellen, als Regan jedoch vollkommen durchzudrehen scheint, glaubt Chris, dass es religiöse Gründe hat: Irgendetwas hat von ihrer Tochter Besitz ergriffen...

Der Horrorfilm ist bei großen Film-Preisverleihungen normalerweise verpönt - Ausnahmen wie "Get Out" im vergangenen Jahr oder auch der in allen Hauptpreisen abräumende "Das Schweigen der Lämmer" aus dem Jahr 1990 (wobei man diesen eher in das Genre des Psycho-Thrillers schieben könnte) finden sich, generell lassen sich damit aber keine großen Preisen gewinnen. Auch "Der Exorzist" ist eine solche Ausnahme: Zehn Oscarnominierungen gab es 1973, zwei Trophäen konnte das Werk mit nach Hause nehmen und war somit noch vor "Der weiße Hai" und "Halloween" ein Vorreiter in der Neuausrichtung der Gruselfilme. 
Die Geschichten rund um den Film sind allgemein bekannt: Im Publikum kollabierende Zuschauer, die aus dem Saal stürmten, um sich zu übergeben und gleich danach wieder herbeieilten, um die Geschichte weiterzuverfolgen... ob das nun alles der Wahrheit entstammt, mag dahingestellt sein, aber der Ruf eilt dem Werk voraus, weswegen sich "Der Exorzist" einen festen Platz in der Filmgeschichte sichern konnte - und das zurecht. Für ein Werk diesen Alters geht die Inszenierung noch immer unter die Haut, mit einer hervorragenden Maskenarbeit und vor allem einem markerschütternden Sounddesign wird man noch heute extrem erschreckt. 
Regisseur William Friedkin, der anschließend nie wieder an diesen Megaerfolg anknüpfen konnte, setzt weniger auf Jumpscares als auf eine schneidende Atmosphäre, lässt das Geschehen langsam anfahren, um mit späterer Laufzeit immer mehr aus den Fugen zu geraten. Der böse Dämon agiert immer grauenvoller, sowohl verbal als auch physisch und wie mutig die Macher dabei vorgehen (wenn man bedenkt, aus welcher Zeit der Film noch stammt), das ist mehr als nur sehenswert. Ein dickes Fell sollte man angesichts der enorm prägnanten Bilder dennoch mitbringen, denn obwohl man dem Film sein Alter durchaus ansieht, geht er in einigen Momenten noch immer durch Mark und Bein. 
Aus heutiger Sicht erzählt "Der Exorzist" natürlich nichts Neues mehr - der Markt ist schier überflutet von billig produzierten Dämonenfilmchen. Damals war er seiner Zeit aber mehr als voraus und gilt auch heute noch als einer der erschreckendsten Filme überhaupt. Das kann man so unterschreiben, denn trotz einiger Längen schiebt Friedkin die terrormäßige Grausamkeit seiner Szene, übertragen auf Bild und Ton, immer mehr in die Höhe, bis zu einem atemlosen und heftigen Showdown, den man so schnell nicht mehr vergessen wird. Auf Charakterebene bietet das Werk mehr als die herkömmliche Horror-Kost, bleibt aber dennoch relativ geradlinig - darstellerisch ist der Film mit den hervorragend aufspielenden Ellen Burstyn, Max von Sydow und der damaligen Newcomerin Linda Blair, die ebenfalls nicht mehr an diesen Erfolg anknüpfen konnte und rasch in Vergessenheit geriet, aber beachtlich besetzt. Sehenswert ist übrigens auch die Extended Fassung, die zehn Minuten länger dauert und durch einige heute bereits ikonische Szenen ergänzt wurde.

Fazit: Grandioser Horror-Klassiker, heute noch immer enorm erschreckend. Nach einem (zu) langsamen Beginn entfaltet sich das Grauen immer mehr, das markerschütternde Sounddesign und die prägnanten, heftigen Dämonenszenen entfalten auch heute noch eine enorme Wucht. Ein Klassiker des Genres, trotz einigen altersbedingten Schwächen.

Note: 2



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