Eine erfolgreiche Filmkarriere dauert nicht für immer und nicht alle Schauspieler schaffen es wie Jack Nichsolson, Robert Redford oder Sean Connery bis ins hohe Alter und zum Rentenbeginn erfolgreich zu bleiben. So fragt man sich als Filmfan oft, wo denn manch einer von den ehemaligen Superstars abgeblieben ist - früher wahnsinnig erfolgreich, heute traurigerweise in Vergessenheit geraten. Christina Ricci ist definitiv eine davon, denn bis zum Ende der 00er-Jahre war sie irgendwie immer noch da, hatte einige starke Werke wie "Monster" und "Speed Racer" im Gepäck. Heute ist sie nur noch sehr selten auf der Leinwand zu sehen, weswegen es schön ist, sich manchmal noch etwas ältere Filme von ihr anzusehen. So kam ich zur Erstsichtung von "Black Snake Moan" aus dem Jahr 2006...
BLACK SNAKE MOAN
Als ihr Freund Ronnie (Justin Timberlake) in den Irak reist, um dort seinen Militärdienst zu verrichten, bricht für die junge Rae (Christina Ricci) eine kleine Welt zusammen. Sie gibt sich den Drogen und dem Alkohol hin und landet eines Nachts einsam, übel zugerichtet und vollkommen verwirrt auf einer Landstraße. Dort wird sie am nächsten Morgen von dem mürrischen, kurz zuvor von seiner Ehefrau verlassenen Einzelgänger Lazarus (Samuel L. Jackson) aufgelesen. Der versucht, der jungen Frau, die in einer Art Schwebe steckt, zu helfen und nimmt sie mit in seine Wohnung. Als Rae langsam wieder zu sich kommt, muss sie jedoch schockiert erkennen, dass dieser Lazarus seine eigenen speziellen Methoden hat, um sie wieder auf den richtigen Pfad zu bringen...
Es ist schon eine recht skurille Ausgangssituation, der man sich als Zuschauer nach einer guten halben Stunde entgegensieht. Die junge, halbnackte Rae, mit einem üblen Veilchen und einigen Gewissensbissen in ihrer Seele, steht in der Wohnung eines Fremden, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, diese bei sich zu behalten und ihrem Leben einen Sinn zu geben... ob sie das will oder nicht. Ein wenig Tarantino-Luft schnuppert Regisseur Craig Brewer hier in den ziemlich abgefahrenen Dialogzeilen, ohne dabei jedoch auch nur ansatzweise auf Touchfühlung mit dem großen Vorbild zu gelangen. Denn leider wirkt das alles hier ziemlich bemüht und muss mit einigen sehr kruden Wendungen leben - was ein Tarantino in seinem eigenen Starrsinn wohl noch zu einem kleinen Meisterwerk gemacht hätte, bleibt hier im Ehrgeiz stecken und entwickelt sich zu einem reichlich seltsamen Mix aus Thriller, Drama und Selbstfindungs-Streifen.
Dabei fängt das alles gar nicht so übel an und gerade der Charakter der jungen Rae wird hier auf interessante Art und Weise vorgestellt und vertieft. Sie ist kein einfaches Püppchen, sie ist auch keine Schlampe, wie ihre Mitmenschen sie nur zu gerne darstellen... sie ist eben einfach nicht sie selbst, hat sich noch nicht gefunden, weiß nicht, was sie überhaupt will. Das erkennt auch Lazarus, der als zweite Hauptfigur aber wesentlich schwächer geschrieben ist. Er ist ein Mix aus einem Einzelgänger, einem religiösen Fanatiker und einem doch sehr sensiblen, alten Mann, dem schrecklich wehgetan wurde. Das ist schon harter Tobak für eine einzige Figur und hätte in anderen Händen wohl großartiges Potenzial gehabt, hier bleiben viele Charakterzüge jedoch bloße Behauptung oder versanden, wie der Streit mit seinem Bruder, in ziemlich mürbe Klischees. Trotz einer starken Leistung von "Killer's Bodyguard"-Star Samuel L. Jackson bleibt sein Lazarus ein reines Konstrukt, wirkt nicht glaubwürdig und als Zuschauer weiß man bis zum Ende sowieso nicht, was man von dem Kerl halten soll - Sympathien hat er von mir jedenfalls keine gesammelt, auch wenn der Film in einigen recht eindeutigen Szenen versucht, genau diese aufzubauen.
Rae ist als Figur wesentlich griffiger, eine ziemlich mutige Leistung von "Sleepy Hollow"-Star Christina Ricci rundet das Ganze ab. Da es sich jedoch um ein Werk handelt, welches die Beziehung dieser beiden unterschiedlichen Figuren thematisiert, der Glaubwürdigkeitszeiger aber nur in eine Richtung ausschlägt, stimmt das Gleichgewicht im Grunde von Anfang an nicht - die Beziehung zwischen beiden habe ich Jackson und Ricci niemals abgekauft. Das wirkt zu gewollt, viel zu konstruiert und verliert sowohl seinen etwas düsteren Humor als auch die enorme Freizügigkeit in genau diesem Rahmen aus den Augen. Man muss sich schon fragen, wieso der sonst so gutherzige Lazarus eigentlich so lange braucht, um Rae mal mehr Anziehsachen als ihren abgetragenen Slip zu geben... das stimmt im Detail einfach nicht. Immerhin kann man sich am Schauspiel der beiden Stars sattsehen, die hier wirklich ihr Bestes geben und die einzige Fehlbesetzung des Films locker wettmachen: Sänger Justin Timberlake bleibt hier in einer kleineren Rolle nämlich wirklich blass und hatte 2006 offensichtlich noch nicht die schauspielerische Reife, die er später in starken Filmen wie "The Social Network" und "Freunde mit gewissen Vorzügen" innehatte.
Fazit: Ziemlich krude Wundertüte, die von den gut aufgelegten Hauptdarstellern lebt. Das Skript wirkt indes zu bemüht, die Charaktere agieren nicht glaubwürdig miteinander, man verhuscht sich in einer ziemlich seltsamen Drama-Comedy-Thriller-Mischung, die keinen Kick entwickelt und den roten Faden schon früh verliert.
Note: 4+
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