Übereifrige Fans und ihre astronomischen Erwartungen können das Filmvergnügen ganz schön trüben. Wenn an einem heiligen Gral weitergearbeitet wird, verstehen sie keinen Spaß und man kann es ihnen kaum rechtmachen - die kreativen Köpfe hinter "Star Wars" mussten sich mit diesen seit dem Ende der Original-Trilogie beinahe durchgehend abgeben, wobei der gute Geschmack mehr als einmal übertroffen wurde. Das ganze Spektakel und der Kampf zwischen Fans, Filmen und Produzenten ist dann manchmal so absurd, dass sich daraus eine wunderbare Satire machen lassen würde... diese gab es aber im Grunde ansatzweise bereits 1999 und gilt als Klassiker. Die Rede ist natürlich von "Galaxy Quest", den ich nun endlich zum ersten Mal gesehen habe.
GALAXY QUEST
Ihre glorreichen Zeiten sind vorbei: Die Besetzung der ehemals supererfolgreichen Sci-Fi-Serie "Galaxy Quest" muss sich am Ende des Ruhms auf Conventions herumtreiben, bleiben sonstige schauspielerische Angebote doch aus. Doch nach dem Ende eines solchen Auftrages, der ständiges Autogrammeschreiben und die Auseinandersetzung mit übereifrigen Fans beinhaltet, erlebt ein verkaterter Hauptdarsteller Jason Nesmith (Tim Allen) etwas Unglaubliches, landet er urplötzlich doch selbst im Weltall. Was er und auch seine Kollegen anfangs für einen ziemlich aufwendig gestalteten Scherz halten, entpuppt sich angesichts einer außerirdischen Bedrohung aber schon bald als ebenso gefährliches wie unglaubliches Abenteuer in einer anderen Galaxie...
Tatsächlich vereint dieser mittlerweile als absoluter Kultfilm verehrte Streifen gleich mehrere clevere Ansätze in sich. In erster Linie ist er natürlich eine Parodie auf die ganz großen Sci-Fi-Vorbilder, vor allem "Star Trek", wobei er ikonische Klischees, Charaktere und einzelne Szenen so charmant wie clever aufs Korn nimmt. Auf der anderen Seite ist es aber auch die zwar bekannte, hier aber ungemein treffsicher umgesetzte Geschichte von einer Gruppe von Schauspielern, die sich plötzlich außerhalb des Sets in ihren Rollen schlagen müssen. Wo sonst Kameras, Regisseure und Texte warten, finden sie sich hier nun tatsächlich in einem echten Weltraum wieder und wie Tim Allen, Sigourney Weaver und der Rest der namhaften Besetzung auf diesen Umstand reagieren, das ist schlichtweg umwerfend komisch.
Generell ist die erste halbe Stunde, wenn wir erst einmal einen kurzen Einblick in das Leben der im Fokus stehenden Schauspieler erhalten, nur so vollgepackt von guten Gags - hier werden wunderbar echte Klischees mit Liebe zum Detail aufs Korn genommen. Später verwandelt sich "Galaxy Quest" dann in ein quietschbuntes Weltraum-Abenteuer, das im Grunde alles hat, was Fans von einer solchen Materie erwarten: Raumschlachten, gefräßige Monster, fremde Planeten, Wettkämpfe gegen die Zeit und gegen einen finsteren Bösewicht - es ist wirklich alles drin. Natürlich soll man das Ganze aber, ganz im Gegensatz zu "Star Trek" oder "Star Wars", aber nicht ernstnehmen, handelt es sich hier doch um eine zwar sehr liebenswerte, aber dennoch klar strukturierte Parodie. Obwohl man also in erster Linie auf Lacher und geschickt eingeflochtene Running-Gags zielt, verlieren die Macher das Herz nicht aus den Augen. Die Figuren sind, auch wenn dies anfangs noch den Anschein macht, keine reinen Persiflagen, sondern werden, sofern es möglich ist, innerhalb der Geschichte ziemlich menschlich gezeichnet.
Natürlich ist das nicht sonderlich tief, aber man wendet sich vom reinen Haha-Produkt ab und erschafft somit weitaus mehr als eine reine Sci-Fi-Parodie, sondern ein Produkt, dass sein Herz zusätzlich mehr als nur am rechten Fleck hat. Ein Film von Fans für Fans sozusagen, wobei sich über alle Parteien lustig gemacht wird, ohne diese aber abzuwerten. Der Film nimmt seine Zuschauer zumindest soweit ernst, dass sie die Geschichte als packend empfinden und, so unglaublich das klingt, das ist sie manchmal sogar, wovon ein ziemlich genialer Showdown nur so Bände sprechen kann. Auch inszenatorisch ist "Galaxy Quest" ebenso klassisch wie charmant: Die Effekte sind billig, aber genau das soll es auch sein, verbeugt man sich hier doch ebenfalls vor den alten Sci-Fi-Streifen. Der Soundtrack ist pathetisch und geht wunderbar ins Ohr, Sets und Masken sind mit unglaublich viel Liebe zum Detail gestaltet.
Auch die Schauspieler fühlen sich offenbar mehr als Wohl - ein Tim Allen war damals auf seiner absolut höchsten Zeit und albert sich so selbstironisch als selbstverliebter Held durch diese herzliche Klamotte, dass es eine wahre Freude ist, ihm zuzusehen. Von den Nebenfiguren bleiben viele in Erinnerung, aber einer ist nicht zu toppen. Es ist kein Wunder, dass neben Severus Snape aus "Harry Potter" und Hans Gruber aus "Stirb langsam" auch der herrlich grummelige Alexander Dane alias Dr. Lazarus zu einer der absoluten Kultrollen des 2016 verstorbenen Alan Rickman zählt. Mit einer unbeschreiblichen Mimik und den besten Sprüchen des ganzen Skripts ist Rickman durchgehend der stille Held des ganzen Films - da können sogar die hervorragend aufgelegten Sam Rockwell, Tony Shalhoub und Sigourney Weaver nicht ganz mithalten.
Fazit: Geradlinige Sci-Fi-Parodie, die jedoch nie zu albernem Haha-Humor verkommt. Die Macher nehmen die Materie ernst genug, liefern ebenso viel Herz und Detailreichtum wie clevere Gags. Neben der charmanten Inszenierung gilt auch Alan Rickman als Highlight, der hier eine Kultrolle verkörpert, wogegen die restliche Besetzung nicht immer anspielen kann.
Note: 2-
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