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Darjeeling Limited

Meine Liste der Filme, die ich noch nachholen muss, irgendwann noch einmal sehen will, ist schier unendlich lang - da ich mir eben fast alle Genres ansehe und diese Liste schier wöchentlich, mit jedem neuen Kinostart, noch länger wird, werde ich es wohl nie schaffen, all diese Werke zu Lebzeiten zu schauen. Aber Amazon Prime hilft gerade mit ihren "99 Cent"-Aktionen dabei. Für einen schlappen Euro kann ich mir einmal im Monat mehrere Filme leihen und ich entscheide mich stets für Erstsichtungen, die ich schon immer mal gucken wollte. Diesmal gab es mehrere interessante Werke zur Auswahl und einer davon ist "Darjeeling Limited" von dem viel beachteten Regisseur Wes Anderson gewesen...

DARJEELING LIMITED


Die drei Brüder Francis (Owen Wilson), Peter (Adrien Brody) und Jack (Jason Schwartzman) treffen an Bord des indischen Zuges "The Darjeeling Limited" aufeinander - sie haben sich seit einem Jahr nicht gesehen, wollen nun aber ihre Mutter in Indien ausfindig zu machen, da diese förmlich untergetaucht ist und sogar nicht zur Beerdigung ihres verstorbenen Ehemannes und Vaters der drei Brüder erschien. Auf der Reise will besonders Francis die indische Kultur kennenlernen und ein Abenteuer erleben - Peter und Jack sind aufgrund von Francis' etwas wackligem Geisteszustand jedoch von Anfang an skeptisch. Mit der Zeit finden die drei Brüder jedoch wieder enger zusammen, je tiefer sie in ihr ganz eigenes Abenteuer vordringen...

Mit "Grand Budapest Hotel" hatte Wes Anderson im Jahr 2014 mein Herz erobert - auch wenn der Film nicht perfekt war, so liebte ich den herausragenden Stil, diese butterweiche Inszenierung, das Herz, die perfekt aufgelegte Starbesetzung, die so wunderbar gegen den bekannten Schnitt gecastet war. Schockierend eigentlich, dass ich bislang keinen weiteren Film Andersons gesehen habe, obwohl sie mich durch die Bank weg eigentlich alle interessieren. Nun habe ich den nächsten Schritt also mit "The Darjeeling Limited" gewagt, ein absoluter Kritikerliebling, an den ich auch noch einmal ganz besondere Erwartungen setzen wollte. Diesmal konnte Andersons Werk mein Herz aber nicht erobern, nimmt der Film doch nach einer charmanten und flotten ersten Hälfte deutlich ab, sobald sich das Geschehen vom titelgebenden Zug weg und hinein ins Herz von Indien verlagert. 
Während den ersten gut vierzig Minuten hatte mich "Darjeeling Limited" nicht vollends, aber dennoch durchgehend gut im Griff und besonders die kleinen Gags am Rande und das Zusammenspiel von drei Brüdern, die allesamt auch noch ihr eigenes Problem mit sich herumtragen, wurde hier sehr gut gelöst. Owen Wilsons Francis kommt dabei kurioserweise am schlechtesten weg - vielleicht aber auch, weil er die etwas undankbare Rolle annehmen muss, quasi als Mittelpunkt und Wegfinder zu agieren, während ihm Peter und Jack folgen und dabei teilweise ihre eigenen Abenteuer erleben. Während Peters Hintergrundgeschichte eher blass bleibt, ist es besonders der Plot rund um den erstaunlich sensiblen Autoren Jack, der im Zug sogar eine Frau kennenlernt, die noch länger nachhallt... auch wenn sie sich gegen Ende etwas anders auflöst, als man dies zuvor noch erwartet hätte. 
Anderson verweigert sich also auch hier durchaus den Konventionen, lebt in seiner absolut sicheren Inszenierung, bewahrt trotz recht hohen Tempos (welches auch nötig ist, schließlich hat der Film nur 87 Minuten) seine Ruhe und lässt die Figuren atmen. Später fehlt genau dieser Charme, dieser leise Humor, diese Detailfreude, wenn sich Anderson der inneren Dramaturgie seiner Handlung widmet. Die Grundstimmung bleibt zwar eher heiter, angesichts des Ziels, welches die Brüder suchen, muss der Film aber eben irgendwann an einen bestimmten Punkt gelangen... und dieser ist, inklusive eines Besuchs in einem indischen Dorf, dann nur mäßig aufregend und erhellend geraten. 
So richtig warm wurde ich also nie mit dem Film, später hat er mich dann sogar komplett verloren. Das ist schade, da ich gerade angesichts einiger wunderbarer, inszenatorischer Ideen seitens des Regisseurs (bereits ein Stargastauftritt in der ersten Szene des Films ist schlichtweg zum Schießen komisch) und der prächtig miteinander harmonierenden Darsteller durchaus drauf und dran war, eine Perle willkommen zu heißen... aber genau das ist das Werk dann definitiv nicht geworden.

Fazit: Nach einer sehr charmanten ersten Hälfte, in denen drei Figuren aufeinanderprallen, die innerhalb eines Zuges herrliche Abenteuer erleben, baut der Film leider im weiteren Verlauf immer mehr ab, wenn er versucht, seine nötige, aber eben auch recht unspannende Dramaturgie in den Vordergrund zu rücken.

Note: 3-






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