Wer konnte denn ahnen, dass DC im letzten Jahr doch noch ein solcher Megaerfolg gelingen würde? Sicher, dass "Aquaman" im Dezember trotz der Konkurrenz von "Mary Poppins' Rückkehr" und "Bumblebee" nicht floppen würde, war klar - mittlerweile ist er weltweit jedoch der finanziell erfolgreichste des nur noch lose zusammenhängenden DC-Kinouniversums und das hat so nun kaum jemand kommen sehen. Der nächste Beitrag des Franchise lässt diesmal kein ganzes Jahr auf sich warten, sondern folgt bereits vier Monate später und ist von gänzlich anderer Natur: "Shazam!" legt weitaus weniger Wert auf Spektakel und ausladende Budgets, sondern auf nachhaltige Charaktere, Charme und Witz. Ob dieses Experiment gelungen ist, wollte ich heute mit ein wenig Verspätung im Kino herausfinden...
SHAZAM!
Der junge Billy Batson (Asher Angel) war schon in etlichen Pflegefamilien, aus denen er immer wieder entwischt, weil er seine wahre Mutter sucht, nachdem er als Kind von ihr getrennt wurde. In der neuen Familie fühlt er sich sogleich wieder nicht wohl und plant bereits eine erneute Flucht, als er während der Fahrt mit einer U-Bahn ein seltsames Ereignis erlebt: Plötzlich befindet er sich in einer Höhle, ein bärtiger Zauberer (Djimon Hounsou) spricht ihn als Auserwählter an... und mit einem Mal kann Billy sich mit dem Ausspruch des Namens "Shazam!" in einen Erwachsenen (Zachary Levi) verwandeln, der erstaunliche Kräfte besitzt. Als dieser verübt er nun Heldentaten und legt sich sogar mit dem Oberbösewicht Dr. Thaddeus Sivana (Mark Strong) an, dem der Auserwählte beim Verüben seiner finsteren Pläne ein Dorn im Auge ist...
Bislang fiel das bemerkenswert wirre und nur in den seltensten Momenten wirklich überzeugende DCEU vor allem durch sein gigantisches Getöse auf. Ganz gleich, ob man von "Wonder Woman", dem katastrophalen "Justice League" oder dem zuletzt so überraschend durchgestarteten "Aquaman" spricht - visuell ist das alles bombastisch und hangelt sich von einer kühlen Actionsequenz zur nächsten. Aufgrund dieser immer gigantischer werdenden Schlachten und Kämpfe war eine Überreizung schnell erreicht, besonders, da diese Szenen im Gesamtkontext niemals die Dynamik und Dringlichkeit des wesentlich besser und stringenter geplanten Marvel Cinematic Universe erreichten - es war eben einfach Action ohne sichtbares Ende und mit einem sehr mauen Handlunsgerüst.
"Shazam!" sticht als neuester Beitrag dieses immer noch miteinander verzweigten (der Film hält jede Menge Anspielungen auf die anderen Filme und Helden bereit), aber mittlerweile etwas mehr voneinander abgegrenzten Filmuniversums nun heraus, indem er nicht nur kostengünstiger produziert wurde, sondern seinen Fokus auch nicht mehr auf die krachende Action legt. Natürlich, es gibt noch immer kleine und große Scharmützel, doch die sind nicht unbedingt das Highlight des Films: Das schmale Budget ist den unfertig und teilweise regelrecht billig aussehenden Effekten durchweg anzumerken und während eines mal wieder überlangen Showdowns fühlt man sich unangenehm an die ausladenden Alle-gegen-alle-Schlachten eines "Justice League" erinnert.
Wenn es aber nicht kracht, ist "Shazam!" überraschend unterhaltsam und insbesondere die erste halbe Stunde, wenn das Leben des Billy Batson vor seiner unvermeidlichen Wandlung zum Superheld porträtiert wird, ist überraschend sensibel geraten. Hier macht sich der Film als mal sehr charmantes, mal aber auch sehr tiefsinniges Familiendrama ziemlich gut und man ist beinahe ein wenig traurig, wenn Zachary Levi im Superheldenoutfit die Bühne betritt, um anschließend zu fliegen, Blitze zu schießen und einige Gangster hochzunehmen. Im weiteren Verlauf fegt "Shazam" dieses intimere Drama aber nicht fort und kümmert sich in leisen Momenten weiterhin um seine Charaktere. Diese sind nicht durchweg gut geschrieben, heben sich aus dem Einheitsbrei des Filmuniversums aber immer wieder durch kleine und große Gesten ab.
In Sachen Humor sieht das anders aus: Der Film hat immer wieder einige gut sitzende Pointen und ist gerade deswegen erfrischend, weil er mit seiner heiteren Note aus dem bislang eher düster inszenierten DCEU hervorsticht, bisweilen gerät die Grundstimmung aber auch arg albern. "Thor"-Star Zachary Levi in der Titelrolle ist daran nicht ganz unschuldig, denn er kann den Geist des Kindes, den er verkörpert, nie glaubwürdig darstellen, kaspert sich ab und an doch etwas zu anstrengend durch einen mit seinen 132 Minuten teilweise deutlich zu langen Film. Die Kinderdarsteller agieren da wesentlich glaubwürdiger, während man mit Mark Strong den Darsteller an Bord geholt hat, der für Bösewichte dieser Art seit "Kick-Ass" und "Sherlock Holmes" wie gemacht ist. Sein Thaddeus Sivana bekommt dabei immerhin noch eine schöne Backgroundgeschichte ab, weswegen er nicht zum simplen Antagonisten drangsaliert wird. Nein, das macht dann über weite Strecken schon Spaß und ist wesentlich erheiternder als zuletzt "Aquaman" oder "Justice League". Ein wirklich guter Film ist "Shazam!" aufgrund seiner langen Laufzeit und seiner teilweise albernen Verquatschtheit dennoch nicht geworden.
Fazit: Mit einer sehr heiteren Note reiht sich dieser Beitrag in das bisher so düstere DCEU ein. "Shazam!" hat Charme und teils gut sitzende Pointen, bleibt bodenständig und nicht zu übereffektiv. Mit einer Laufzeit jenseits der zwei Stunden, einem etwas zu überzogen agierenden Hauptdarsteller und einem mal wieder chaotisch-überlangen Finale schießt er aber auch übers Ziel hinaus.
Note: 3
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