Elyas M'Barek ist bislang weitestgehend als Komödien-Schauspieler bekannt und beliebt - die drei "Fack Ju Göhte"-Filme wurden mit ihm in der Hauptrolle und obwohl nur der erste Teil wirklich gut war, zu herausragenden Erfolgen. Ob sein Name nun aber auch abseits des albernen, deutschen Kinos wirklich zieht, war noch nicht ganz klar. Nun war sicherlich auch das hervorragende Osterwetter am vergangenen Wochenende Schuld daran, dass "Der Fall Collini" nicht ganz so viele Zuschauer anlocken konnte wie erhofft, es zeigt aber auch, dass M'Barek nicht grundsätzlich jeden Stoff zu einem deutschen Blockbuster machen kann. Über die Qualität ist das aber natürlich keine Aussage - von der wollte ich mich nun nämlich selbst überzeugen...
DER FALL COLLINI
Caspar Leinen (Elyas M'Barek) hat gerade erst die Zulassung als Rechtsanwalt erhalten und soll nun gleich mit einem enorm schwierigen Fall vor Gericht ziehen: Er wird als Pflichtverteidiger von Fabrizio Collini (Franco Nero) engagiert, der den Industriellen Hans Meyer (Manfred Zapatka) kaltblütig erschossen hat. Dass er die Tat begangen hat, daran besteht kein Zweifel, weswegen sich der Fall für Leinen schon früh in ein Himmelfahrtskommando zu verwandeln droht. Deswegen und aufgrund einer persönlichen Befangenheit bezüglich des Mordopfers will Leinen das Mandat eigentlich niederlegen, wovon er jedoch abgehalten wird - er ist nun drin und muss die Sache durchstehen. Das bringt ihn in Konflikt mit seiner Jugendliebe Johanna (Alexandra Maria Lara), der Enkelin des Opfers, führt ihn jedoch auch auf neue Spuren, die den Fall schließlich in einem anderen Licht erscheinen lassen...
Das ist die große Frage, die über der Geschichte rund um Fabrizio Collini steht. Man fragt sich nicht, ob er den Mann erschossen hat, sondern wieso er es getan hat. An der Schuld des Angeklagten besteht von Anfang an kein Zweifel, weswegen Regisseur Marco Kreuzpaintner dessen Tat auch gleich zu Beginn aufzeigt. Im Verlauf des Films geht es dann darum, die Beziehung zwischen Collini und Meyer zu enträtseln, was in zwei mal mehr, mal weniger spannenden Stunden geschieht. Generell braucht "Der Fall Collini" nämlich etwas zu lange, um wirklich Fahrt aufzunehmen und hadert gerade in der ersten Hälfte damit, sowohl die Zweifel seiner eigentlichen Hauptfigur (Elyas M'Barek als Pflichtverteidiger Caspar Leinen), dessen Vergangenheit, seine Beziehung zu Nebenklägerin Johanna Meyer, die Konflikte mit den Staatsanwälten und sein Aufeinandertreffen mit dem Angeklagten unter einen Hut zu bringen.
Gerade der Plot rund um Johanna Meyer wirkt hier ziemlich fahrig zusammengestanzt und angesichts der Befangenheit, in welcher sich Caspar befindet und angesichts der Verteidigung ist es doch etwas merkwürdig, wenn beide immer wieder normal miteinander reden. Das Maß stimmt hier einfach nicht ganz und auch wenn sich Casper schließlich auf Spurensuche begibt, wirkt das eher wie ein etwas bodenloser TV-Krimi als ein abendfüllender Kinofilm. Richtig spannend wird es erst in der zweiten Hälfte, dann kann der Film aber auch einige grandiose Szenen vor Gericht vorweisen und widmet sich auch dem mit Abstand spannendsten Konflikt mit mehr Verve: Heiner Lauterbach und Hauptdarsteller M'Barek treffen hier so brillant aufeinander, dass man glatt die Finger in die Sitzlehne krallt und entwickeln ein leises und gerade deswegen so intensives Psycho-Duell, welches in den letzten fünfzehn Minuten schlichtweg elektrisierend wirkt.
"Kalte Füße"-Star Lauterbach ist es dabei auch, der das namhafte, deutsche Ensemble mit seinem Hang zu kleinen, bedeutsamen Gesten beherrscht. Doch auch M'Barek macht in seiner ersten, wirklich dramatischen Rolle einen mehr als nur soliden Job, wobei er den Kollegen Lauterbach, Rainer Bock (fantastisch als Oberstaatsanwalt Reimers) und natürlich Franco Nero in seiner bislang wohl wortkargsten Rolle passabel die Bälle zuspielt, diese anschließend im Rückpass aber auch perfekt auffängt. Es ist also gewissermaßen ein Schauspielduell, auf welches wir uns einlassen müssen, leider erkennt dies Regisseur Kreuzpaintner auch zu spät.
Der verlässt sich nämlich erst ab der zweiten Hälfte so richtig auf die Tragweite seiner Schauspieler, möchte vorher mit etlichen geöffneten Fässern und einer im Kern doch eher mauen Schnitzeljagd, die auch mit einer vorhersehbaren Wendung die Beziehung zwischen Opfer und Täter erklärt, auf viel zu oberflächliche und inszenatorisch durchschnittliche Art und Weise Spannung erzeugen. Das gelingt immer wieder, sorgt aber auch gerade wegen der im Kern nun doch nicht so beachtenswerten Geschichte auch für einige Hänger. Nicht jedem seiner Plotpoints kann Kreuzpaintner sich so detailliert widmen, wie er es wahrscheinlich gerne getan hätte, weswegen er erst nach rund einer Stunde so richtig im Sessel sitzt. Das ist dann zu spät, um noch wirklich begeistern zu können, aber noch rechtzeitig genug, um sein Werk noch in die richtige Bahn zu lenken und schlussendlich, auch wenn er später hin und wieder ein wenig zu dick aufträgt, einen positiven Gesamteindruck zu hinterlassen.
Fazit: Schauspielerisch starker, aber erst spät wirklich Fahrt aufnehmender Thriller. Zu Beginn wässert der Film inszenatorisch behäbig und in schwach gezeichneten Nebenhandlungen vor sich hin, später entwickelt er sich aber zu einem elektrisierenden und clever geschriebenen Gerichtsdrama.
Note: 3+
Das ist die große Frage, die über der Geschichte rund um Fabrizio Collini steht. Man fragt sich nicht, ob er den Mann erschossen hat, sondern wieso er es getan hat. An der Schuld des Angeklagten besteht von Anfang an kein Zweifel, weswegen Regisseur Marco Kreuzpaintner dessen Tat auch gleich zu Beginn aufzeigt. Im Verlauf des Films geht es dann darum, die Beziehung zwischen Collini und Meyer zu enträtseln, was in zwei mal mehr, mal weniger spannenden Stunden geschieht. Generell braucht "Der Fall Collini" nämlich etwas zu lange, um wirklich Fahrt aufzunehmen und hadert gerade in der ersten Hälfte damit, sowohl die Zweifel seiner eigentlichen Hauptfigur (Elyas M'Barek als Pflichtverteidiger Caspar Leinen), dessen Vergangenheit, seine Beziehung zu Nebenklägerin Johanna Meyer, die Konflikte mit den Staatsanwälten und sein Aufeinandertreffen mit dem Angeklagten unter einen Hut zu bringen.
Gerade der Plot rund um Johanna Meyer wirkt hier ziemlich fahrig zusammengestanzt und angesichts der Befangenheit, in welcher sich Caspar befindet und angesichts der Verteidigung ist es doch etwas merkwürdig, wenn beide immer wieder normal miteinander reden. Das Maß stimmt hier einfach nicht ganz und auch wenn sich Casper schließlich auf Spurensuche begibt, wirkt das eher wie ein etwas bodenloser TV-Krimi als ein abendfüllender Kinofilm. Richtig spannend wird es erst in der zweiten Hälfte, dann kann der Film aber auch einige grandiose Szenen vor Gericht vorweisen und widmet sich auch dem mit Abstand spannendsten Konflikt mit mehr Verve: Heiner Lauterbach und Hauptdarsteller M'Barek treffen hier so brillant aufeinander, dass man glatt die Finger in die Sitzlehne krallt und entwickeln ein leises und gerade deswegen so intensives Psycho-Duell, welches in den letzten fünfzehn Minuten schlichtweg elektrisierend wirkt.
"Kalte Füße"-Star Lauterbach ist es dabei auch, der das namhafte, deutsche Ensemble mit seinem Hang zu kleinen, bedeutsamen Gesten beherrscht. Doch auch M'Barek macht in seiner ersten, wirklich dramatischen Rolle einen mehr als nur soliden Job, wobei er den Kollegen Lauterbach, Rainer Bock (fantastisch als Oberstaatsanwalt Reimers) und natürlich Franco Nero in seiner bislang wohl wortkargsten Rolle passabel die Bälle zuspielt, diese anschließend im Rückpass aber auch perfekt auffängt. Es ist also gewissermaßen ein Schauspielduell, auf welches wir uns einlassen müssen, leider erkennt dies Regisseur Kreuzpaintner auch zu spät.
Der verlässt sich nämlich erst ab der zweiten Hälfte so richtig auf die Tragweite seiner Schauspieler, möchte vorher mit etlichen geöffneten Fässern und einer im Kern doch eher mauen Schnitzeljagd, die auch mit einer vorhersehbaren Wendung die Beziehung zwischen Opfer und Täter erklärt, auf viel zu oberflächliche und inszenatorisch durchschnittliche Art und Weise Spannung erzeugen. Das gelingt immer wieder, sorgt aber auch gerade wegen der im Kern nun doch nicht so beachtenswerten Geschichte auch für einige Hänger. Nicht jedem seiner Plotpoints kann Kreuzpaintner sich so detailliert widmen, wie er es wahrscheinlich gerne getan hätte, weswegen er erst nach rund einer Stunde so richtig im Sessel sitzt. Das ist dann zu spät, um noch wirklich begeistern zu können, aber noch rechtzeitig genug, um sein Werk noch in die richtige Bahn zu lenken und schlussendlich, auch wenn er später hin und wieder ein wenig zu dick aufträgt, einen positiven Gesamteindruck zu hinterlassen.
Fazit: Schauspielerisch starker, aber erst spät wirklich Fahrt aufnehmender Thriller. Zu Beginn wässert der Film inszenatorisch behäbig und in schwach gezeichneten Nebenhandlungen vor sich hin, später entwickelt er sich aber zu einem elektrisierenden und clever geschriebenen Gerichtsdrama.
Note: 3+
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