Sicherlich kennen einige von euch die Teenie-Komödie "The Girl Next Door" aus dem Jahr 2004. Der Film wurde von Kritikern weitestgehend zerrissen, ich jedoch mochte diese teils durchgeknallte und temporeiche, in anderen Momenten wieder herzliche und gar nicht mal so dumme Komödie jedoch wegen ihres unverbrauchten Settings, der sympathischen Charaktere und der überraschend hohen Gagdichte, die ohne dämliche Fäkalitäten auskam. Nun, da ich den 1983 entstandenen "Lockere Geschäfte" gesehen habe, weiß ich auch endlich, wer da offensichtlich Pate stand, denn die Gemeinsamkeiten sind nicht zu übersehen... auch wenn für mich problemlos zu erkennen ist, welcher der beiden Filme seinen Job besser macht.
LOCKERE GESCHÄFTE
Der junge Highschool-Schüler Joel Goodsen (Tom Cruise) bewirbt sich gerade für Harvard und versucht alles, um bloß nicht zu arg aufzufallen. Als seine Eltern verreisen und er die sturmfreie Bude genießt, spielt ihm sein bester Freund Miles Delby (Curtis Armstrong) einen Streich und plötzlich steht ein wunderschönes Callgirl namens Lana (Rebecca De Mornay) in Joels Tür. Eines kommt zum anderen und das bringt Joel nach und nach in Schwierigkeiten - ein wertvoller Gegenstand wird entwendet, Joel zieht die Wut von Lanas "Manager" Guido (Joe Pantoliano) auf sich und hat plötzlich enorme Geldsorgen, die seine Zukunft und auch die Beziehung zu seinen Eltern gefährden könnten...
Eigentlich war der Film von Regisseur Paul Brickman für das US-Fernsehen konzipiert worden und kostete dementsprechend wenig - gute fünf Millionen Dollar verschlang das Werk an Produktionskosten, was auch im Jahr 1983 noch enorm günstig war. Im Kino, wo "Lockere Geschäfte" schließlich doch einen Platz fand, machte man dann über sechzig Millionen Dollar Umsatz, Tom Cruise wurde für einen Golden Globe nominiert und einige Szenen haben sogar einen regelrechten Kultstatus erreicht, wurden in aktuellen Serien wie "Scrubs" oder "O.C. California" aufgenommen und persifliert. Sieht man über diese Wand des Hypes und der kulturellen Wichtigkeit des anderthalb Stunden langen Films hinweg, bleibt aber nicht viel, denn eigentlich ist "Lockere Geschäfte" im Kern nicht wirklich gut.
Zwanzig Jahre später machte man aus der Prämisse eines braven, jungen Menschen, der in das Geschäft der Erotik hineingezogen wird und darin plötzlich neue, clevere Ansätze sieht und umsetzt, in "The Girl Next Door" einen sicherlich nicht unbedingt logischen, aber insgesamt runden, sehr unterhaltsamen Film, der sich selbst nicht zu ernst nahm und dennoch genug Herz hatte. Und genau das ist das Problem von "Lockere Geschäfte": Er nimmt sich selbst ziemlich ernst, will sogar noch einige recht düstere Lehren auf seine ansonsten bemerkenswert fahl geschriebenen Charaktere ummünzen und verpasst es daher, auch wirklich zu unterhalten. Sicher, einige Lacher sind dabei und die Darsteller, allen voran "Knight and Day"-Star Cruise sowie die ihm zur Seite gestellte Rebecca De Mornay, die jüngere Zuschauer womöglich aus der Marvel-Serie "Jessica Jones" kennen, machen einen sehr guten Job.
Dass die Charaktere, die sie verkörpern, jedoch unterbeschäftigt bleiben und insbesondere die Wandlung Joels vollkommen unnachvollziehbar bleibt, schlichtweg von einer Minute auf die andere geschieht und dementsprechend keinen emotionalen Wall bietet, ist jedoch trotz der beachtenswerten Darstellerleistungen nicht zu übersehen. Man hat oftmals den Eindruck, als wüssten die Macher nicht so recht, wohin sie mit ihrer Handlung wollen, als wäre all das nur ein Traum - und das wäre okay, wenn man sich im Kern eben nicht so ernstnehmen würde. Hier setzt sich der Film also letztendlich irgendwie zwischen alle Stühle und findet keine entsprechende Balance als kurzweiliger Unterhaltung und etwas finsterer Abhandlung mit den Geschäften der Erotikbranche oder den Sorgen eines schüchternen Teenagers.
Dazwischen wirkt dann manch eine legendäre Szene wie fehl am Platz, wie aus einem anderen Film: Mit Tempo und inszenatorischer Finesse bietet uns Paul Brickman einige schöne Momente, vergisst jedoch, die eigentlich übergeordnete Handlung daran anzupassen. Eine emotionale Involvierung findet nicht statt, wir gehen nicht mit den Protagonisten mit. Irgendwann sehen wir also nur noch zu, fiebern nicht mehr mit. Der Zuschauer bleibt außen vor. Schade eigentlich.
Fazit: Obwohl sich die Handlung viel zu ernst nimmt, kann sie manch ein gewolltes Plothole und einige an den Haaren herbeigezogene Wendungen und Entwicklungen nicht überdecken. Der Film verpasst die Balance zwischen spaßiger Unterhaltung und ernster Thematik und bietet schlussendlich nichts oder zu wenig von beidem.
Note: 4
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