Fleißige Leser meines Blogs wissen nicht nur, wie ich allgemein zu Kostümdramen stehe (nicht so doll), sondern kennen auch meine Meinung über den Großteil der Verfilmungen aus der Feder von Kitschromanautor Nicholas Sparks. Tatsächlich wehte mir in den sozialen Medien bereits ein heftiger Wind gegenüber, als ich mich über einen seiner Filme ausließ - ich solle doch bitte keine Filme sehen, die ich nicht mag (wie ich aber ohne eine Sichtung herausfinden soll, ob ich sie mag oder nicht, wurde mir nicht verraten). Nun ja, dennoch hat jeder Film, ob ein Kostümdrama, eine Sparks-Schmonzette oder ein neuer "Transformers"-Streifen von Michael Bay (was ist am schlimmsten?) eine Chance verdient. Also sah ich mir auch "The Lucky One" an, ebenfalls aus Sparks' Feder... und hey, so übel war das diesmal gar nicht.
THE LUCKY ONE
Logan Thibault (Zac Efron) diente bei den Marines - einzig allein das Herunterbeugen zu dem Foto einer jungen Frau, welches er studierte, rettete dem jungen Mann das Leben. Eine Mörsergranate schlug gleich neben ihm ein, tötete drei Kameraden und verschonte ihn nur knapp. Nach der Rückkehr in seine Heimat versucht der vom Krieg schwer mitgenommene Logan, die unbekannte Frau auf dem Foto aufzuspüren, um sich zu bedanken. Er findet sie unter dem Namen Beth Clayton (Taylor Schilling) in einer Tierklinik, wo er erst einen Job annimmt, als er die Wahrheit nicht aussprechen kann und schließlich sogar von ihren schwierigen, familiären Umständen erfährt, die sich mit Logans Ankunft nicht unbedingt verbessern...
Ja, natürlich sind alle bekannten und von den Fans begehrten Zutaten auch hier wieder drin. Küsse vor einem Sonnenuntergang, schmachtende Blicke, ein schmalztriefender Soundtrack, Trennungen und Versöhnungen und ein wahnsinnig attraktiver Hauptdarsteller, der sich diesmal aber immerhin nicht seines Shirts entledigt. Über solcherlei Kitsch kann man sich ärgern, darf man auch, aber lassen wir das doch diesmal einfach stecken. Denn mittlerweile ist klar, dass so etwas in eine Nicholas-Sparks-Verfilmung einfach reingehört, es ist in gewisser Weise ja auch irgendwie ein Fanservice - die Zuschauer erwarten dies, verlangen dies gar und dann sollen sie es doch auch bitte bekommen. Und davon mal ganz abgesehen macht "The Lucky One" bis zum zumindest etwas schwächeren, weil etwas laschen Schlussdrittel gar keine so üble Figur.
Zac Efron ist sicherlich nicht die Idealbesetzung für den jungen Kriegsheimkehrer, dessen Erlebnisse am anderen Ende der Welt ihn nicht loslassen - da kann er sich noch so sehr mühen und einen undurchdringlichen, geheimnisvoll-traurigen Blick aufsetzen. Aber immerhin müht er sich und kann seinem Logan Thibault über diese für ihn etwas zu hohen Ansprüche hinaus zumindest einigermaßen Präsenz verleihen. Auch "Orange is the new Black"-Star Taylor Schilling passt da gut rein: Sie gibt nicht die hilflose Frau, sondern ist eine Kämpferin, die für ihren Sohn in die Bresche springt und sich auch selbst ziemlich gut zu helfen weiß. dabei überdreht sie nicht so arg wie in der unterhaltsamen Gefängnis-Serie, sondern bleibt auf dem Boden der Tatsachen, was recht gut schmeckt.
Die beiden versinken schließlich in einer Geschichte, die in der ersten Hälfte eine recht rührende Annäherung zeigt und in seinen Nebenkonflikten gar nicht so blöde handelt, sich sogar ein paar tiefere Auseinandersetzungen bezüglich handgreiflichen Männern, Polizeibrutalität und Kindererziehung zutraut. Das ist dann keine oscarwürdige Geschichte, da man in den wirklich entscheidenden Momenten doch eher das Klischee obsiegen lässt und gerade der "Antagonist" eben einfach nur böse ist... und das auch nur, damit der geheimnisvolle Logan ihm heldenhaft entgegentreten kann.
Das ist schablonenhaft, aber eben nicht ganz so rosa-pink überzogen wie in vergleichbaren Sparks-Werken und weiß daher zumindest über weite Strecken gut zu unterhalten. Später, wenn die unvermeidliche Romanze ihren Weg finden muss und zuvor langsam anlaufende Konflikte irgendwie noch ihren Zenit erreichen müssen, verliert der Film an Schwung, wird vorhersehbar und gar ein wenig fahrig. Sein Herz behält er aber bis zum Abspann am rechten Fleck und trägt dies auch über schmalzige Dialogzeilen hinaus - diese Sparks-Verfilmung hat dank der nicht gerade glaubwürdigen, aber dennoch grundsympathischen Charaktere sogar so etwas wie eine Seele. Und das ist dann, trotz aller unübersehbaren Schwächen, wirklich mal etwas, womit ich so nicht gerechnet hatte.
Fazit: Fans des Sparks-Kitsch werden auch hier fündig, dürfen sich über schmalzige Liebesbekenntnisse, einen charmant agierenden Zac Efron und eine vorhersehbare, aber dennoch sympathische Lovestory freuen. Für Gegner des Kitsch hält der Film dann über manche Strecken sogar interessante Figuren und gar nicht so üblen Konfliktstoff bereit, der über Längen und handzahme Charakterentwicklungen hinwegtröstet.
Note: 3
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