Das Interesse vieler Menschen, dabei zuzusehen, wie sich zwei Kämpfer gegenseitig die Fresse polieren, werde ich wohl nie ganz nachvollziehen können. Professionelle Boxkämpfe sind noch etwas anderes und können als grandiose Show aufgezogen werden, aber mit sogenannten Untergrundfights konnte ich nie etwas anfangen. Dementsprechend haben es Filme, die eine solche Thematik in den Fokus stellen, bei mir ohnehin schon etwas schwer. Dennoch würde sich auch daraus mit sympathischen Figuren und einer fokussierten Grundhandlung sicherlich noch etwas machen lassen... oder man schafft dank psychologischer Finesse gleich ein Meisterwerk, wie es David Fincher zuvor getan hat. Aber nein, in einer solchen Preisklasse spielt "Fighting" natürlich nicht, man ist gar meilenweit davon entfernt.
FIGHTING
Shawn MacArthur (Channing Tatum) hat es irgendwie nicht geschafft, so richtig etwas aus sich zu machen und hält sich in New York mit kleinen Geschäften über Wasser. Eines Tages trifft er, als er im Park gebrauchte Bücher und IPods verscherbelt, auf Harvey Boarden (Terrence Howard), der einen neuen Kämpfer für gut bezahlte Undergroundfights sucht. Er ist überzeugt, in dem flinken und ebenso schlagkräftigen Shawn einen perfekten Kandidaten gefunden zu haben und führt ihn in seine Welt ein. Darin kann Shawn seine Karriere ankurbeln, gerät aber auch zwischen die Fronten der konkurrierenden Manager und Organisatoren...
Mit diesem in Deutschland im September 2009 erschienenen Film kurbelte der zuvor durch die "Step Up"-Reihe bekannt gewordene und auf der Leinwand zahlreiche Herzen brechende Channing Tatum seine Filmkarriere so richtig an - nur kurz darauf folgten bereits erste Blockbuster und bis heute kann er sich auch über Popcornkino und seine Muskelmassen hinaus einen guten Namen machen, überzeugte einige Male sogar überraschend als feiner Charakterdarsteller in oscarnominierten Werken wie "Foxcatcher". Von einer solchen Bandbreite ist Tatum hier jedoch noch weit entfernt, scheint weiterhin Erfahrungen zu sammeln, wirkt nicht ganz locker. Dennoch ist er hier das kleinste Problem, denn seine Darstellung wirkt grundsympathisch und insbesondere in der rührend gezeichneten, langsam anlaufenden Liebesgeschichte zwischen Shawn und Zulay kann er durchaus einiges an Charme präsentieren.
Wenn genau diese Lovestory in einem Film, der den Kampf förmlich schon im Titel trägt, aber der größte Lichtblick ist, muss hier eigentlich etwas falsch gelaufen sein, denn darüber hinaus entpuppt sich "Fighting" als wahre Schlaftablette. Das liegt auch am Protagonisten selbst, der zwar sympathisch wirkt, in die meisten Situationen und Verwicklungen aber eben auch nur passiv hineingeschoben wird. Warum sich Shawn auf diese illegale Kämpferei einlässt, wird nie ganz klar, weswegen ein emotionaler Träger fehlt - er kämpft eben einfach. Seine Ziele und Prioritäten wirken undurchsichtig, auch die Beziehung zu seinem neuen Mentor und Beschützer Harvey Boarden bleibt bemerkenswert wirr und untergraben. So richtig will man mit den Figuren also nicht mitfiebern, die Handlung entwickelt keinen echten Schwung und hangelt sich schon früh nur noch über altbekannte Klischees wieder. Das fühlt sich auch aufgrund des Posings wie eine "Fast & Furious"-Klamotte ohne Charme und erinnerungswürdige Figuren an... und ohne Autorennen oder Stunts, womit auch das Spektakel ausgeschieden wäre.
Die titelgebenden Kämpfe sind dann der Rede auch nicht wert: Regisseur Dito Montiel versucht offensichtlich, die Faustschläge schmerzhaft einschlagen zu lassen, verwackelt seine Kamera und seinen hektischen Schnitt aber eh immer soweit, dass sich eine Intensität der Fights nur erahnen lässt. Shawn steckt böse Tritte und Hiebe dann auch mit einem recht einseitigen Achselzucken weg - als Zuschauer geht man aufgrund dieser doch sehr weichen Inszenierung nicht wirklich mit. Erinnerungen an "Fight Club" oder den ungemein schmerzhaften Sklavenkampf in "Django Unchained" werden wach: So werden brutale Mann-gegen-Mann-Boxkämpfe inszeniert. Das hier wirkt im direkten Gegensatz, bis hin zum erstaunlich süßlichen Ende, einfach nur weich und seltsam abgeklärt.
Fazit: Ziemlich maues Fighter-Drama mit einem ebenso sympathischen wie blassen Protagonisten und einer vorhersehbaren, viel zu engstirnigen Handlung. Der Regisseur interessiert sich wenig für Zwischenmenschlichkeiten, inszeniert aber auch die Fights viel zu müde und hektisch - nichts hinterlässt hier einen wirklichen Eindruck.
Note: 4
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