Für viele Menschen ist es die größte und leider immer realistischer werdende Angst, welche die Zukunft für uns bereithalten wird: Die totale Überwachung. Bereits heute sind wir in der Zeit von Daten ausspionierenden, sozialen Netzwerken nicht mehr weit von der Auslöschung der Privatsphäre entfernt und vielen Leuten gefällt das verständlicherweise gar nicht. Auch die Filmwelt spielt bereits seit vielen Jahren mal mehr, mal weniger überzeugend mit dieser Prämisse und nutzt diese menschlichen Ängste für eine gewisse Anzahl an futuristischen Thrillern. Auch "Anon" ist ein solcher, der dabei aufgrund seines etwas engstirnigen Plots und seiner nicht immer überzeugenden Zukunftsvision im Mittelmaß steckenbleibt.
ANON
In einer nicht näher datierten Zukunft wird jeder Mensch durch die Technik überwacht - Namen, Daten, Register. Alles über jeden Menschen ist für jeden einsehbar. Detective Sal Friedland (Clive Owen) arbeitet bei der örtlichen Polizei und kümmert sich seit geraumer Zeit um eine seltsame Mordstrecke: Ein unbekannter Killer hackt das System seines Opfers und zieht sich somit selbst aus dem Bild, um unerkannt zu bleiben, bevor er schießt. Die Spuren führen Sal schließlich zu einer jungen Frau namens Anon (Amanda Seyfried), die sich dafür bezahlen lässt, Straftaten aus dem Register einer Person zu löschen. Sal setzt sich mit ihr in Verbindung, um sie schließlich auflaufen zu lassen, gerät dabei jedoch in ein gefährliches Spiel aus Tod, Liebe und Technik...
Die Grundprämisse erinnert ein wenig an das Videospiel "Watch Dogs", welches mich plottechnisch wenig überzeugte, welches jedoch weltweit viele Fans hat: Der Mensch kann alle Gegenstände, Möbel und auch Mitmenschen quasi scannen und trägt somit ein durchgehend entblätterndes, soziales Netzwerk mit sich herum - nichts ist mehr geheim. Ein System beobachtet alles, was du tust, warnt dich automatisch vor steilen Abgründen, auf die du zugehst, gibt dir Hinweise im Straßenverkehr oder wählt in einer Gefahrensituation automatisch den Notruf. Was bereits unheimlich genug klingt, gewinnt umso mehr an Brisanz und Gefahr, wenn man sich ausmalt, was geschieht, sollte es jemandem gelingen, dieses System zu umgehen oder gar zu hacken. Und mit eben dieser Prämisse spielt der Sci-Fi-Thriller "Anon" von "In Time"-Regisseur Andrew Niccol.
In Deutschland erschien der Film im Herbst 2018 ausschließlich auf DVD und Blu-Ray und erfuhr keinen regulären Kinostart, was angesichts der durchaus professionellen Inszenierung und der Stars in den Hauptrollen doch ein wenig überrascht. Und auch der Film selbst ist nun nicht so schlecht, dass man ihm gleich gar keine Chance in den Lichtspielhäusern geben sollte... er ist aber auch nicht gut genug, um sich nach dem Rollen des Abspanns noch an wirklich viel zu erinnern. Auf der Habenseite stehen zumindest gute Leistungen von Amanda Seyfried und insbesondere auch von einem bemerkenswert nuanciert agierenden Clive Owen, der seinem Protagonisten genau das richtige Gewicht aus Zweifel und Überzeugung verleiht. Auch die erste halbe Stunde, in welcher uns diese unheimliche, futuristische und überkontrollierte Zukunft vorgestellt wird, weiß mit manch einer cleveren Idee, wodurch die Kontrolltechnik genutzt wird, durchaus zu überraschen.
Leider hat man ein solches Konzept in ähnlich gearteten Filmen wie Steven Spielbergs "Minority Report" aber auch schon überzeugender gesehen und letztendlich macht man aus der Prämisse eben doch nur einen recht halbgar aufgezogenen Kriminalfall... nicht schlecht, aber nur in den wenigsten Momenten spannend genug, um zu fesseln. Man arbeitet hierbei, trotz des futuristischen Settings, zu arg nach Handbuch und lässt auch den finalen Showdown, der natürlich mit der ein oder anderen überraschenden Wendung versehen wird, ein wenig aus den Angeln gleiten. "Anon" endet viel zu simpel und schafft es nicht, auf seinen letzten Metern so anzuziehen, dass wir wirklich noch mit den Figuren mitgehen. Das ist dann schlussendlich also deutlich zu wenig und macht aus Niccols Thriller dann doch nur eine sehr durchschnittliche Angelegenheit... und insbesondere auch eine, bei der mit etwas mehr Mut und einem genaueren Blick auf die Eigenheiten dieser Zukunft auch noch wesentlich mehr möglich gewesen wäre.
Fazit: "Anon" nutzt seine durchaus spannende Prämisse nur für einen zwar futuristisch angehauchten, darüber hinaus aber blass bleibenden Crimefall, der keinen echten Schwung entwickelt und gegen Ende zudem merkwürdig versimpelt. Kein schlechter Film, aber eben auch nichts Besonderes.
Note: 3-
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