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No Escape

Owen Wilson dürfte einer der beliebtesten Nebendarsteller seiner Generation sein. Heute ist er nicht mehr ganz so oft auf der großen Kinoleinwand zu sehen, zum Ende der 90er und während des Jahrtausendwechsels war er jedoch in etlichen Blockbustern und vornehmlich in Komödien zu sehen. Er war und ist kein sagenhafter Schauspieler, eignete sich jedoch den Rollentypus des sprücheklopfenden, sympathischen Sidekicks quasi über Nacht an - seine bekanntesten Rollen spielte er dabei im grandiosen Bay-Actioner "Armageddon" und in allen drei Teilen der "Meet the Parents"-Filme, an der Seite von Robert De Niro und Ben Stiller. Doch selbst ein Owen Wilson kann anders, wenn man ihn nur lässt: 2016 spielte er die Hauptrolle in einem ziemlich harten Actionthriller namens "No Escape"...

NO ESCAPE


Jack Dwyer (Owen Wilson) zieht gemeinsam mit seiner Frau Annie (Lake Bell) und den beiden gemeinsamen Töchtern Lucy (Sterling Jerins) und Briegel (Claire Geare) nach Südostasien. Dort werden sie vorerst freundlich willkommen geheißen, auch wenn die ältere Lucy Zweifel aufgrund des Heimatwechsels anbringt. Als Jack am nächsten Tag alleine auf dem örtlichen Markt unterwegs ist, bricht jedoch ein kriegerischer Akt aus: Nach der Ermordung des Premierministers treten bewaffnete Rebellen auf die Straße, machen Jagd auf sämtliche Ausländer. Jack gelingt es, zu seiner Familie zurückzukehren - für die vier beginnt ein grausamer Wettlauf gegen die Zeit, stets umringt von kaltblütigen Feinden.

Dass ein solcher Film eine Kontroverse nach sich zog, ist durchaus nachvollziehbar: Obwohl der finanzielle Erfolg von "No Escape" überschaubar blieb, der Film in Deutschland sogar nur direkt auf DVD und Blu-Ray sowie mittlerweile im Streaming-Angebot von Amazon Prime veröffentlicht wurde (wahrscheinlich, weil Owen Wilson und Lake Bell als Hauptdarsteller hier wesentlich weniger bekannt sind als in den USA), gab es einige Unruhen. Man warf dem Film von "Katakomben"-Regisseur John Erick Dowdle rassistische Tendenzen vor und prangerte auch eine üble Gewaltverherrlichung an. Beides kann man "No Escape" so nun auch nicht komplett absprechen. Zwar achteten die Macher schon während des Drehs in Thailand tunlichst darauf, weder bekannte Sehenswürdigkeiten noch Straßenschilder oder andere Erkennungsmerkmale aufzuzeigen - der Name des Landes wird nicht genannt und es bleibt bis zum Ende unklar, wo genau sich unsere Protagonisten denn nun durchschlagen müssen. 
Rassistische Tendenzen gegenüber dem asiatischen Volk, welches hier als enorm gewalttätig, kaltblütig und grausam dargestellt wird, lassen sich dennoch nicht verhehlen - geholfen wird der Familie von der Bevölkerung nur sehr selten, ansonsten bleiben die Amerikaner die Helden. Das kann man halten, wie man will, generell hat "No Escape" aber keine politische Botschaft zu bieten und konzentriert sich darauf, ein spannender Actionreißer zu sein. Ob man sich daher darüber aufregen will, bleibt fraglich... dass sich Dowdle angesichts des Themas und des Handlungsortes aber durchaus Kritik aussetzen würde, dürfte ihm von Anfang an klar gewesen sein. 
Die Gewaltdarstellung stand ebenfalls im Fokus und tatsächlich wirkt es manchmal so, dass diese nicht überspitzt, aber dennoch etwas selbstzweckmäßig herüberkommen. Immer wieder wird gezeigt, wie unschuldige Zivilisten erschossen, zu Tode geprügelt oder anderweitig getötet werden - die Szenen haben in ihrem Blutdurst einen zermürbenden Reiz, lassen einen Kloß im Hals entstehen. Sie sorgen dafür, dass wir uns auch als Zuschauer in einer ausweglosen Situation wiederfinden und tatsächlich weiß Dowdle, diese Szenerien so zu verpacken, dass wir aufgrund der Grausamkeit schockiert sind, mitfühlen und mitfiebern. Das wird nicht jedem schmecken und ist innerhalb dieses Realismus sicher nicht für jeden leicht zu goutieren - dass diese Szenen jedoch packen und auch mal in die Magengegend treffen, war sicherlich ebenfalls beabsichtigt. 
Etwas schwerer wiegt die Tatsache, dass sich Dowdle um all diese zivilen Opfer wenig kümmert, auch die Protagonisten bleiben von den hunderten Toten eher unbeeindruckt. Dass sich der Regisseur einzig auf den (durchaus spannenden) Überlebenskampf einer Familie beschränkt, den Putsch aus ihrer Sicht erzählt, leuchtet ein, jedoch kann er trotz des enorm hohen Tempos nicht darüber hinwegtäuschen, dass es den Charakteren an Feinschliff mangelt. Stattdessen wird lieber von einer Gefahrensituation zur nächsten gehetzt - die sind alle durch die Bank weg intensiv inszeniert, aber es wird mit der Weile eben auch etwas repetitiv, etwas pathetisch und letztendlich auch ziemlich unglaubwürdig, wenn Jack und Co. etliche Male dem Lauf einer Pistole in die Augen sehen, um dann doch noch dem Tod zu entrinnen. Zu viel nachdenken sollte man also nicht und besser einfach einen temporeichen Actionfilm genießen, der auch mal ziemlich schmerzen kann... und worin die eigentlich sonst in anderen Genres und Rollenprofilen beheimateten Owen Wilson und Lake Bell durchaus überzeugen. Ein kleines Highlight ist indes der Auftritt von "Mars Attacks"-Star Pierce Brosnan, der innerhalb der düsteren Ausgangslage etwas schräg wirkt, aber dennoch irgendwie Stil hat. 

Fazit: John Erick Dowdle inszeniert diesen harten Action-Thriller durchaus intensiv und lässt dem Zuschauer keine Zeit zum Luftholen. Angesichts der fremdenfeindlichen, überholten Tendenzen und einer flachen Charakterisierung sämtlicher Protagonisten bleibt das "Vergnügen" bisweilen aber etwas zweifelhaft.

Note: 3-




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