Direkt zum Hauptbereich

Hellboy - Call of Darkness

Den ersten "Hellboy"-Film aus dem Jahr 2005, den damals noch Guillermo del Toro inszenierte, sah ich vor ungefähr zehn Jahren und kann mich nur noch an sehr wenig erinnern - die Fortsetzung sah ich bislang nie. Fans der beiden Filme hofften bis zuletzt auf einen dritten Teil von del Toro, der aber stets anderen Projekten den Vorzug gab. Nun ist es also ein Reboot geworden, welches den aus der Hölle entstiegenen Antihelden auf die Kinoleinwände zurückbringt und nach den Trailern haben ich und der Großteil der Fangemeinde im Grunde nichts mehr erwartet. Das sah schon alles relativ seltsam aus und so kurz vor dem Megastart von "Avengers: Endgame" ist der Durst nach weiterer Comicaction nun auch nicht so groß - ein Erfolg scheint schwer machbar zu sein. Eine Chance wollte ich dem Film aber natürlich dennoch geben und nahm daher direkt am Starttag im Kinosaal Platz...

HELLBOY - CALL OF DARKNESS


Der schier aus der Hölle entstiegene Hellboy (David Harbour) arbeitet unter einer geheimen Organisation in London, die sich mit dem Aufspüren und der Vernichtung bösartiger Kreaturen beschäftigt. Angeführt von Hellboys Ziehvater Bruttenholm (Ian McShane) sieht diese nun gemeinsam mit der ganzen Welt einer düsteren Bedrohung entgegen, verdichten sich doch die Zeichen auf eine Rückkehr der finsteren Hexe Nimue (Milla Jovovich). Während Hellboy selbst sich noch mit einem Verrat in den eigenen Reihen herumschlagen muss, bringen die vorgeeilten Gefährten Nimues bereits die Finsternis mit...

Nun gut, einen Vergleich kann ich diesmal nicht ziehen, es bleibt nach der Sichtung von "Hellboy - Call of Darkness", den diesmal nicht Guillermo Del Toro, sondern Neil Marshall, der unter anderem bereits bei "Game of Thrones" und "Hannibal" Episodenregie führte, inszenierte, aber zu befürchten, dass diese weiterhin in Erinnerungen an die älteren Filme schwelgen werden. Über deren Qualität kann ich hier wenig sagen, doch wirklich viel schlechter als das, was Marshall hier nun abliefert, können sie nun wirklich nicht sein, denn der setzt diese von vielen Fans bereits nach den Trailern abgestrafte Comicverfilmung mit Anlauf in den Sand. Kurz: "Hellboy" ist Trash der reinsten Sorte. Das muss ja generell nichts Schlechtes sein, gibt es diesen doch in den verschiedensten Formen und streckenweise können solche Filme auch einfach so mies sein, dass sie schon wieder lustig sind. 
Und in der ersten Hälfte scheint Marshalls Version auch genau das zu sein: Eine Aneinanderreihung von brutalen Actionszenen, in denen Hellboy selbst ziemlich maue Sprüche klopft und es mit diversen Fantasy-Kreaturen aufnimmt. Eine Handlung ist hier in den Grundzügen nur sehr schwer auszumachen, es wird eben einfach draufgehauen - in diesen Momenten ist es einfach nur ein schlechter Film, der das aber auch zu wissen scheint. Es ist nichts, was eine Comic-Ikone wie Hellboy verdient, aber man könnte das so abhaken. Reiner Trash eben, mit mittelmäßigen visuellen Effekten, schwachem Humor, viel Rumgefluche und allerlei Blut, Gedärm und anderen Körpersekreten. Der Wunsch nach einer brutaleren und somit vorlagengetreueren Umsetzung wurde hier also erfüllt, diese Szenen, in denen gegen Ende sogar ziemlich ausführlich die Abschlachtung etlicher, unschuldiger Menschen gezeigt wird, können einen gewissen Selbstzweck aber auch nie überdecken, wirken teilweise regelrecht grotesk. 
Ab der zweiten Hälfte versuchen die Macher aber schließlich, zumindest in Ansätzen eine Handlung einzuführen, die über "Antiheld vs Böse Hexe" hinausgeht und dichten unserem Hellboy noch einen eigenen Plot mit an. Und ab diesem Moment wird ein schlechter Film, der eben einfach nur schlecht sein wollte, plötzlich zu einem schlechten Film, der sich unglaublich ernstnimmt und darüber hinaus also noch langweilt. Mit hohlen Phrasen und schrecklich zurecht-geplotteter Möchtegern-Dramatik schießt der Film dann weit übers Ziel hinaus, ergötzt sich in unendlichen Actionszenen und apokalyptischen Szenarien, wobei sich dieses Dauerfeuer mit den "intimiren" Momenten seiner Titelfigur beißt. Als wisse man nicht ganz, was für einen Film man nun machen wollte, macht man irgendwie beides und sorgt damit für einen Action-Zwitter der seltsamen Sorte. 
Der aus "Stranger Things" bekannte und wohl demnächst auch ins Marvel Cinematic Universe einziehende David Harbour macht seine Sache dabei ordentlich, ihm kann man kaum Schuld geben - hinter der dicken Maske holt er noch so viel Charme raus, wie irgendwie zusammenzukratzen war. Auch der Rest der Besetzung müht sich, vor allem "Lost"-Star Daniel Dae Kim sticht heraus, während Milla Jovovich erwartungsgemäß eine Antagonistin von der Stange gibt. Das wirkt dann insgesamt eher wie ein Film, der für eine DVD-Premiere oder auf einem Streamingdienst besser aufgehoben wäre. So stiehlt er jedoch nur Kinoleinwände von interessanteren Produktionen (der zeitgleich startende "Niemandsland" lief in meinem Kino zum Beispiel gar nicht an, was sehr schade ist) und sollte bitte schnell wieder verschwinden. Wahrscheinlich wird aber spätestens der neue "Avengers"-Film diesen Comicmüll vertreiben und das ist dann auch gut so.

Fazit: Das "Hellboy"-Reboot ist ein bemerkenswert dummer, sehr lauter und darüber hinaus unglaublich seltsamer Film, der Dauerfeuer mit schwachem Plot verbindet und im krachenden Nichts endet. Brutal, visuell unstimmig und in Sachen Humor altbacken. Ein sehr mauer Neueinstieg für den Jungen aus der Hölle.

Note: 5+






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se