Gut, die Überraschung ist irgendwie nicht so richtig gelungen, aber das kann man auch irgendwie verstehen. Schon vor dem Kinostart posaunten Insider heraus, dass der zuvor im Grunde nicht wirklich beachtete Horrorfilm "Lloronas Fluch" ein Teil des profitablen "Conjuring"-Franchise sei. Ohne diese Information hätte man zuletzt wahrscheinlich nicht die Spitze der Kinocharts erklommen, sondern wäre im Horrorkino im Durchschnitt versandet. Wo "Conjuring" draufsteht, da rennen die Leute aber rein, selbst, wenn es sich wie bei "The Nun" eben doch nur um handzahmen Schund handelt. Ob der neue Teil des Franchise, so lose er mit dem Original auch nur verbunden ist, nun vielleicht neuen Wind hereinbringt oder passend auf den später im Jahr erscheinenden "Annabelle 3" einstimmt, das wollte ich dann doch persönlich herausfinden...
LLORONAS FLUCH
Mexiko im Jahr 1973: Anna Garcia (Linda Cardellini) arbeitet als Familienhelferin und versucht damit, alleine ihre beiden Kinder Samantha (Jaynee-Lynne Kinchen) und Chris (Roman Christou) zu ernähren. Der Fall der alleinerziehenden Mutter Patricia Alvarez (Patricia Velasquez) bringt Anna jedoch an die Grenze ihrer Nerven - die verstörte Frau spricht von einem bösen Geist, der sich daran macht, ihre Kinder zu holen. Wenig später stellen auch Samantha und Chris seltsame Ereignisse in ihrem Haus fest, die sie beinahe bis zur vollkommenen Panik terrorisieren. Anna glaubt erst nicht an einen Zusammenhang, als sie sich dann jedoch mit der Geschichte einer Frau namens Llorona auseinandersetzt, die im Mexiko des siebzehnten Jahrhunderts lebte, bekommt sie es ebenfalls mit der Angst zu tun...
Okay, und wie ist dieser Film nun mit dem profitablen "Conjuring"-Franchise verbunden, wird sich manch einer gefragt haben? Um es kurz zu machen: Er spielt im selben Universum und in einer Schlüsselszene tritt dabei nicht nur eine bekannte Figur auf, es wird auch (für alle Vergesslichen unter uns Horrorfans) noch einmal erklärt, wo und wie diese denn nun am Start war. Darüber hinaus hat "Lloronas Fluch" aber nichts mit den mystischen und schaurigen Dämonenfällen rund um Ed und Lorraine Warren zu tun und erzählt eine ebenso eigenständige wie durchschnittliche Schauergeschichte, die so auch problemlos für sich alleine stehen kann. Es war also sicherlich doch ein wenig Kalkül, als man die Katze aus dem Sack und durchsickern ließ, dass der auch von "Conjuring"-Mastermind James Wan produzierte Film offiziell zum Kanon des Franchise gehört. Wäre dem nicht so, hätte man in der Mitte des Werks zwar eine kleine Überraschung erlebt, so aber sicherlich dank eines eher schwammigen Trailers und der großen Konkurrenz in den Kinos wesentlich weniger Zuschauer in die Säle gelockt.
Nun ist "Lloronas Fluch" also ein weiterer, so auch nicht unbedingt zu erwartender, finanzieller Erfolg und Regisseur Michael Chaves darf sich, bevor er nächstes Jahr für "Conjuring 3" auf den Regiestuhl rückt, zumindest insoweit auf die Schulter klopfen, dass er das Genre inszenatorisch beherrscht. Sicherlich auch von Wan auf Produzentenseite unterstützt gleitet ihm das Werk dabei nicht aus den Händen und er erschafft einige treffsichere Schocker - selbst ich als alter Horrorhase bin mehr als einmal zusammengezuckt. Problematisch ist nur, dass wir das alles eben schon kennen und gerade durch die früheren Franchise-Beiträge auch schon besser und prägnanter erlebt haben. Chaves erfindet das Rad nicht neu, im Kern ist "Lloronas Fluch" eben doch nur wieder einer von diesen Geisterfilmen, die sehr solide inszeniert sind und manchmal angenehm schauern, darüber hinaus aber absolut nichts Neues zu erzählen haben.
Erstaunlich früh lässt man Llorona dann bereits auf die traumatisierte Familie los und packt in den nächsten sechzig Minuten auch eine Schauerszene an die andere, von denen die meisten ziemlich gut funktionieren. Da das auf Plotebene aber ein alter Hut ist, geht dem Film im Finale recht früh die Luft aus, denn da wird dann mehr als offensichtlich, dass außer Jumpscares und finsteren Bildern doch nicht viel mehr zu holen ist. Die Charaktere sind Staffage, der Humoreinsatz gerät ziellos und die Verbindung zum Franchise ist gelinde gesagt ein Scherz - das wäre so auch nicht nötig gewesen.
Ihr Handwerk richtig beherrschen tun wie gehabt die Sounddesigner, die die Jumpscares mit fiesen Effekten und einem starken Soundtrack abrunden. Das bringt zwar keine Gänsehaut, ist aber immer noch wesentlich besser als all der maue Horror-Schmarrn, der sonst so billig produziert in den Kinos anläuft. Für einen wirklich prägnanten neuen Beitrag der Reihe müssen wir also wohl noch bis zum Sommer warten, wenn uns die Puppe Annabelle zum dritten Mal erschrecken will. Bis dahin kann man sich "Lloronas Fluch" ruhigen Gewissens ansehen und sich ein paar Mal gruseln - es schadet angesichts des ungemein mauen Plots und der abgenutzten Genre-Manirismen aber auch nicht, wenn man es bleiben lässt. Verpassen wird man dann nur wenig.
Fazit: Als lose verästelter Beitrag des "Conjuring"-Franchise kann der Film hin und wieder gruseln und hat ein paar saftige Schocker im Gepäck. Auf reiner Handlungsebene gerät "Lloronas Fluch" aber erwartungsgemäß mau und tut nicht viel mehr, als die altbekannten Genre-Manirismen abzuarbeiten.
Note: 3-
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