1939: Der junge Homer Wells (Tobey Maguire) lebt in einem Waisenhaus, wo er von dem Arzt Dr. Wilbur Larch (Michael Caine) aufgezogen wurde. Homer hilft seinem Mentor bei der Arbeit: Larch führt, obwohl illegal, sowohl Entbindungen als auch Abtreibungen an jungen Frauen vor, die nicht mehr wissen, wohin sie mit ihrem Wunsch gehen wollen. Larch, dessen Methoden von seinen Vorgesetzten skeptisch beäugt werden, plant, Wells als seinen Nachfolger einzusetzen, doch dieser scheint an andere Dinge zu denken. Als er die junge Patientin Candy Kendall (Charlize Theron) und ihren Ehemann, den Soldaten Wally (Paul Rudd) kennenlernt, überkommt ihn der Wunsch, ein Teil der Außenwelt zu werden...
Der Film von Regisseur Lasse Hallström nach dem weltbekannten Roman von John Irving (der hier auch einen kleinen Cameoauftritt hat) gewann im Jahr 2000 trotz enormer Konkurrenz seitens "American Beauty" und "Matrix" noch zwei Oscars und war damit unter vielen mehrfach Nominierten, die jedoch vollständig leer ausgingen, einer der größeren Gewinner. Bis heute hat sich die Begeisterung für Hallströms Drama weitestgehend gehalten und auch ich, der diesen Film nun tatsächlich zum ersten Mal gesehen hat, mag in diese positiven Stimmen mit einfallen: Das Werk hat sicherlich unübersehbare Schwächen, ist jedoch ein weitestgehend sehr bewegendes und herzliches, stellenweise auch ziemlich düsteres Drama, welches fast durchweg zu packen weiß.
Dabei macht es sich der Film aber schon relativ schwer. Die interessanteste Episode, zumindest in meinen Augen, liegt nämlich im Alltag und im Leben des Waisenhauses, in welchem Dr. Larch seinen jungen Schützling anlernt. In dieser ersten halben Stunde erschafft Hallström nicht nur ein Sammelsurium aus erinnerungswürdigen Nebenfiguren, sondern auch starke Konflikte, die den Rest des Films beeinflussen sollen. Als würden wir selbst durch ein Schlüsselloch blicken, um das rege Treiben innerhalb der Wände zu beobachten, sehen wir hier etliche Leben vor uns, alle mit ihren eigenen Dramen - das hat nicht nur Tempo, sondern auch ungemein viel Herz und Witz. Die nachfolgenden Episoden verstellen ihren Blick und folgen Homer Wells, der das Waisenhaus letztendlich verlässt. Zu diesem Zeitpunkt sackt "Gottes Werk & Teufels Beitrag" ab - er war zuvor absolut brillant und geht anschließend "nur" noch sehr gut weiter.
Das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau: Sowohl die Erzählung von Wells' neuer Arbeit auf einer Apfelfarm als auch die unvermeidliche Liebesgeschichte sind wunderbar erzählt, dramatisch dicht und später gar ausgesprochen düster. Sie können aber nicht so ganz die Fasziniation wiedererwecken, die man angesichts der ersten halben Stunde empfunden hat. Ein wenig fehlt hier die Bindung zwischen Caine und Maguire, auch die zuvor so sorgsam eingeführten Nebenfiguren in Kinder- und Erwachsenenform gehen verloren. Einige Längen treten auf und an einigen Subplots grast der Film etwas zu lang, während er wiederum andere Themen zu schnell abhakt. Das sind zwar insgesamt nur kleinere Fehler, die aber angesichts dessen, dass der Film ansonsten so dermaßen gut erzählt ist, einfach etwas stärker auffallen.
Tobey Maguire machte sich Ende der 90er, bevor er zu Beginn des neuen Jahrtausends schließlich auch zum Blockbuster-Helden wurde, einen echten Namen - auch hier glänzt er mit einer ausgesprochen leisen und nachhaltigen Performance. Der Star des Films ist aber natürlich Michael Caine, der nicht nur seinen zweiten Oscar entgegennehmen durfte (und dabei Hochkaräter wie Michael Clarke Duncan und Haley Joel Osment ausstach), sondern auch den stärksten Plot des Films anfeuert. So zurückhaltend und dennoch störrisch, wuchtig und ungemein energetisch er hier agiert, so sehr lebt auch der Charakter des Dr. Larch durch ihn. Eine meisterhafte Performance, die ohne Pathos und mit viel Ehrlichkeit auf die Tränendrüse drückt. Da bleibt Charlize Theron oder auch dem späteren Marvel-Star Paul Rudd nur noch, einigermaßen solide aufzutreten und ihren Spielpartnern passend die Bälle zuzuspielen.
Fazit: Ein wunderbar geschriebenes und gespieltes Drama, welches zu Beginn als absolutes Meisterwerk in Sachen Kamera, Tempo und Herz begeistert, um anschließend nachzulassen. Der Film bleibt weiterhin fantastisch, aber er wird nie wieder so gut wie zu Beginn... mit der Ausnahme einer zeitlosen Performance des brillanten Michael Caine.
Note: 2-
Der Film von Regisseur Lasse Hallström nach dem weltbekannten Roman von John Irving (der hier auch einen kleinen Cameoauftritt hat) gewann im Jahr 2000 trotz enormer Konkurrenz seitens "American Beauty" und "Matrix" noch zwei Oscars und war damit unter vielen mehrfach Nominierten, die jedoch vollständig leer ausgingen, einer der größeren Gewinner. Bis heute hat sich die Begeisterung für Hallströms Drama weitestgehend gehalten und auch ich, der diesen Film nun tatsächlich zum ersten Mal gesehen hat, mag in diese positiven Stimmen mit einfallen: Das Werk hat sicherlich unübersehbare Schwächen, ist jedoch ein weitestgehend sehr bewegendes und herzliches, stellenweise auch ziemlich düsteres Drama, welches fast durchweg zu packen weiß.
Dabei macht es sich der Film aber schon relativ schwer. Die interessanteste Episode, zumindest in meinen Augen, liegt nämlich im Alltag und im Leben des Waisenhauses, in welchem Dr. Larch seinen jungen Schützling anlernt. In dieser ersten halben Stunde erschafft Hallström nicht nur ein Sammelsurium aus erinnerungswürdigen Nebenfiguren, sondern auch starke Konflikte, die den Rest des Films beeinflussen sollen. Als würden wir selbst durch ein Schlüsselloch blicken, um das rege Treiben innerhalb der Wände zu beobachten, sehen wir hier etliche Leben vor uns, alle mit ihren eigenen Dramen - das hat nicht nur Tempo, sondern auch ungemein viel Herz und Witz. Die nachfolgenden Episoden verstellen ihren Blick und folgen Homer Wells, der das Waisenhaus letztendlich verlässt. Zu diesem Zeitpunkt sackt "Gottes Werk & Teufels Beitrag" ab - er war zuvor absolut brillant und geht anschließend "nur" noch sehr gut weiter.
Das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau: Sowohl die Erzählung von Wells' neuer Arbeit auf einer Apfelfarm als auch die unvermeidliche Liebesgeschichte sind wunderbar erzählt, dramatisch dicht und später gar ausgesprochen düster. Sie können aber nicht so ganz die Fasziniation wiedererwecken, die man angesichts der ersten halben Stunde empfunden hat. Ein wenig fehlt hier die Bindung zwischen Caine und Maguire, auch die zuvor so sorgsam eingeführten Nebenfiguren in Kinder- und Erwachsenenform gehen verloren. Einige Längen treten auf und an einigen Subplots grast der Film etwas zu lang, während er wiederum andere Themen zu schnell abhakt. Das sind zwar insgesamt nur kleinere Fehler, die aber angesichts dessen, dass der Film ansonsten so dermaßen gut erzählt ist, einfach etwas stärker auffallen.
Tobey Maguire machte sich Ende der 90er, bevor er zu Beginn des neuen Jahrtausends schließlich auch zum Blockbuster-Helden wurde, einen echten Namen - auch hier glänzt er mit einer ausgesprochen leisen und nachhaltigen Performance. Der Star des Films ist aber natürlich Michael Caine, der nicht nur seinen zweiten Oscar entgegennehmen durfte (und dabei Hochkaräter wie Michael Clarke Duncan und Haley Joel Osment ausstach), sondern auch den stärksten Plot des Films anfeuert. So zurückhaltend und dennoch störrisch, wuchtig und ungemein energetisch er hier agiert, so sehr lebt auch der Charakter des Dr. Larch durch ihn. Eine meisterhafte Performance, die ohne Pathos und mit viel Ehrlichkeit auf die Tränendrüse drückt. Da bleibt Charlize Theron oder auch dem späteren Marvel-Star Paul Rudd nur noch, einigermaßen solide aufzutreten und ihren Spielpartnern passend die Bälle zuzuspielen.
Fazit: Ein wunderbar geschriebenes und gespieltes Drama, welches zu Beginn als absolutes Meisterwerk in Sachen Kamera, Tempo und Herz begeistert, um anschließend nachzulassen. Der Film bleibt weiterhin fantastisch, aber er wird nie wieder so gut wie zu Beginn... mit der Ausnahme einer zeitlosen Performance des brillanten Michael Caine.
Note: 2-
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