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Die Wutprobe

Dave Buznik (Adam Sandler) ist eigentlich ein total ruhiger Kerl. Er geht einem geregelten Job nach, ist mit seiner Freundin Linda (Marisa Tomei) mehr als glücklich und lebt auch darüber hinaus einfach in den Tag hinein. Ein Missverständnis an Bord eines Flugzeugs führt jedoch dazu, dass Dave wegen eines "gewaltsamen" Ausbruchs zu einer Aggressionstherapie bei dem renommierten Therapeuten Dr. Buddy Rydell (Jack Nicholson) verdonnert wird. Buznik ist die Ruhe weg, doch scheint Rydell seinen neuen Fall auf dem Kieker zu haben. Dabei kitzelt er nicht nur immer wieder kleinere Ausraster aus Dave hervor, sondern mischt sich auch noch in sein wohlstrukturiertes Leben ein...

Über die Filmografie von Adam Sandler habe ich mich an dieser Stelle ja schon mehrfach geäußert - in seiner Komödien-Biografie finden sich sicherlich spaßige Werke, aber eben auch eine Menge Mist, weswegen ich jeglichem neuen Comedy-Ausflug mit ihm zumindest erstmal mit einer gesunden Portion Skepsis entgegensehe. Diese war bezüglich "Die Wutprobe" aber eigentlich nicht gegeben, denn dort spielt schließlich auch Oscarpreisträger Jack Nicholson mit. Gerade seine letzten Filme sind zwar auch nicht durchweg Meisterwerke, aber einen Nicholson dazu bewegen zu können, in einer Sandler-Komödie mitzuspielen, dazu musste weitaus mehr als ein Gehaltsscheck gehören, oder? Es musste also irgendetwas dran sein an diesem Film... was genau dieses "Etwas" aber sein soll, habe ich bis zum rollenden Abspann nicht recht verstanden.
Es ist nicht nur die krude Ausgangssituation, die dem Film schon nach wenigen Minuten den ersten Atem raubt - dass all das in seiner enormen Überzeichnung wohl noch irgendeinen doppelten Boden haben würde, ist klar, und über die Auflösung diverser Geschehnisse und deren innere Logik will ich mich hier auch gar nicht zu arg auslassen. Solcherlei gehört eben in eine Komödie wie diese, dementsprechend sollte man da auch nicht zu streng sein. Leider sind diese enorm veralberten Momente, in denen ein vollkommen ruhiger Dave Buznik von seinen Mitmenschen durchweg missverstanden wird, auf Dauer nicht nur anstrengend, sondern auch vorhersehbar. Dass Buznik beschwichtigend und realistisch gegen eine Wand aus Unverständnis redet, mag zu Beginn noch irgendwie drollig sein, aber mit der Zeit und wenn sich das Muster aus Überraschungen (im Grunde läuft kein Moment so, wie Buznik ihn sich vorher vorgestellt hat) immer und immer wieder auf nur marginale Weise wiederholt, dann ist schon bald die Luft raus.
Der Plot wird dann durch arg alberne Gags verheizt. Zwar verzichtet man weitestgehend auf blöden Fäkalhumor und setzt mehr auf feurige Dialoge... nur, dass diese leider gar nicht so feurig sind. Die geschriebenen Zeilen sind nur selten wirklich lustig und nicht einmal die gemeinsamen Szenen von Nicholson und Sandler sind allzu komisch. Ein ziemlich gewitzter Coup ist da eigentlich nur der, dass beide absolut gegen den Strich besetzt werden: "Kindsköpfe"-Star Sandler gibt den ruhigen, bedachten Patienten, während Nicholson als Therapeut mit ganz eigenen Maschen komödiantisch voll aufdreht - dass er dabei auch arg überzeichnet, ist innerhalb des Filmtons nicht nur in Ordnung, sondern sogar gewünscht. Der für "Besser gehts nicht" mit dem Oscar prämierte Hollywood-Star holt dabei dann auch immer wieder einige Kohlen aus einem fast erlischenden Feuer und sorgt tatsächlich für manch einen unerwarteten Lacher. Große Namen in Nebenrollen, darunter John Turturro, Luis Guzman oder die aus "Mad Men" bekannte January Jones, werden hingegen größtenteils nur für müde Kalauer verschossen.
Am Ende mag man "Die Wutprobe" aber gar nicht mehr so böse sein. Es gibt immer wieder Momente, die trotz des vollkommen absurden und bescheuerten Handlungsgerüsts an und für sich funktionieren und wie Nicholson's Dr. Rydell mit jedem neuen Coup quasi eine weitere Stufe der Aggressionstherapie offenbart, das ist ebenso gaga wie ziemlich originell. Und mit einem zwar ziemlich konventionellen, als solcher aber auch recht herzerwärmenden Showdown reicht man dem zu diesem Zeitpunkt eher genervten Zuschauer dann auf sympathische Art und Weise wieder die Hand. Das macht die vorangegangenen achtzig Minuten zwar nicht wett, sorgt aber noch einmal für ein nettes Augenzwinkern und schiebt daher auch noch das Plus hinter die letztendliche Note.

Fazit: "Die Wutprobe" profitiert maßgeblich von der Gegen-den-Strich-Besetzung seiner beiden völlig verschiedenen Hauptdarsteller - ohne sie wäre dieses vollkommen obskure Handlungsgerüst, um seine veralberten Kalauer herumgestrickt, wirklich gar nichts mehr wert.

Note: 4+









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