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Parker

Während eines Coups auf einem Vergnügungspark geht einiges schief: Zwar schafft es der Verbrecher Parker (Jason Statham), das angepeilte Geld zu erbeuten, dabei entzündet sein Kumpane Hardwicke (Micah Hauptman) aber auch einen Heuballen und bringt die dortigen Menschen in Gefahr. Anschließend soll Parker, da er sich auf der Rückfahrt einer weiteren Zusammenarbeit mit dem Team verschließt und sofort ausgezahlt werden will, attackiert und offensichtlich tot im Dreck liegengelassen. Doch Parker hat überlebt und macht sich auf die Suche nach seinen ehemaligen Mitstreitern, um ihnen die Tour zu versauen und blutige Rache zu nehmen... dabei gerät auch die tattrige Immobilienmaklerin Leslie Rodgers (Jennifer Lopez) in Kontakt mit dem charmanten Raubein.

Kennst du einen, kennst du alle? Das lässt sich leicht sagen, ist aber nicht unbedingt die Wahrheit, denn wo auch Adam Sandler und Jim Carrey eben nicht nur laue Comedy-Kost abliefern und sich unter ihren Filmen auch mal echte Perlen verstecken, so kann auch Jason Statham eigentlich ganz anders. Klar, er ist im Action-Genre beheimatet und dabei gerne als eine unaufhaltsame Ein-Mann-Armee unterwegs, wobei sich fast alle seiner Filme ähneln... aber es gibt eben auch die, die aus dieser Masse herausstechen, weil sie dann überraschend unterhaltsam sind. Leider zählt der 2013 erschienene "Parker" nicht zu dieser Reihe und darf gemeinhin vielleicht sogar als einer der schwächsten Streifen gelten, die Statham jemals in seiner Karriere abgeliefert hat.
Die Probleme fangen bereits mit der Titelfigur an, die Statham hier verkörpert. Dass auch Raubeine und Verbrecher durchaus als Sympathieträger taugen können, hat die Filmgeschichte schon etliche Male bewiesen, doch hier gelingt es den Machern rund um "Ray"-Regisseur Taylor Hackford nicht, Parker irgendwie an den Zuschauer heranzuführen. Von Anfang an ist er ein ziemlich egoistischer und kaltblütiger Typ, der eben auch verletzte Menschen und schwere Verbrechen in Kauf nimmt, um sich seine Taschen zu füllen oder seinen Weg zu seiner Rache zu bahnen. Da hilft es wenig, wenn er einem süßen Kind zu Beginn noch ein Kuscheltier auf dem Jahrmarkt erkauft - wenn er eine halbe Stunde später einem unschuldigen Wachmann eine Kugel ins Bein jagt, um somit noch mehr Kohle zu machen, ist die Sympathie schnell dahin. Und trotz persönlicher Motive für seinen blutigen Rachefeldzug erhalten wir keinerlei Bindung zu diesem wortkargen Kerl, der eher wie eine Dampfwalze als wie ein echter Mensch vorgeht.
Dass sein Parker dabei auch mal aufs Maul bekommen kann, ist zwar an und für sich schon mal menschlich, doch steckt er auch die schwersten Verletzungen letzten Endes noch weg. Für Spannung sorgt das nicht, für eine ausgereifte Charakterisierung ebenfalls nicht. Und selbst, wer auf so etwas in einem solchen Film nicht baut (was verständlich wäre), der bekommt als Gegenleistung eben auch eher wenig. Die Handlung bleibt mau und wird mit dem Auftritt einer hysterischen und wie aus einem anderen Film herübergetragenen Jennifer Lopez sogar noch ein Stück schlechter. Der erzwungene Comedy-Faktor bleibt höchstens ein solider Versuch und selbst die Actionszenen überzeugen nicht. Sie sind blutig und flott und einige von Stathams antrainierten Moves sind weiterhin höchst beeindruckend - darunter verbirgt sich letztendlich aber nichts, was man nicht so oder so ähnlich in anderen Filmen schon besser gesehen hat.
Auch die Gegenspieler überzeugen keineswegs. Als Anführer der Clique, die so gefährlich ist, dass sie einen schwer verwundeten Mann am Straßenrand eben einfach noch mal abknallt, um dann schnell abzuhauen wie Angsthasen, hat sich der ehemalige "Fantastic Four"-Star Michael Chiklis etabliert. Er kann ebenso wenig wie der Rest der Gang einen bleibenden Eindruck hinterlassen - die Verbrechergruppe, die hier die große Herausforderung für Alleskönner Parker darstellen soll, wirkt eher wie eine Gang aus ängstlichen Möchtegern-Gangstern. Es geht kaum eine Bedrohung von ihnen aus und dass Parker an ihnen irgendwie seinen Meister finden könnte, daran glaubt ernsthaft niemand. Dementsprechend schwachbrüstig und unspannend läuft auch die finale Konfrontation ab, bei der tatsächlich alles ziemlich glatt geht und keinerlei emotionale Knackpunkte mehr angetastet werden können. Stattdessen wird eben einfach geballert.

Fazit: Ungemein schwacher Rache-Thriller nach altbekannten Mustern, mit einem schier unerträglich unsympathischen und menschenverachtenden Hauptcharakter, fahrig inszenierter Action und einem Plot, der an Langeweile und Vorhersehbarkeit schwer zu überbieten ist. Sicherlich einer der schwärzesten Punkte auf Jason Stathams Baller-Filmografie.

Note: 5+





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