Direkt zum Hauptbereich

Ron läuft schief

Barney ist der Außenseiter in seiner Schule und das nur aus einem Grund: Er besitzt keinen B-Bot. Diese kleinen, roboterähnlichen Technikkreaturen sind der Renner in der Gesellschaft, besonders unter Kindern und Jugendlichen. Mit einem ausgefeilten Quellcode sind sie in der Lage, alle technischen Belange ihrer Besitzer durchzuführen, sie vor Gefahren zu schützen und vor allem Freunde zu finden. Auch Barney wünscht sich sehnlichst seinen eigenen B-Bot, bis sich sein Vater schließlich, nachdem er Zeuge davon wird, wie sein Sohn von anderen Schülern geärgert wird, dazu durchringt, ihm einen zu kaufen. Dabei erwischt er jedoch, nicht ganz unverschuldet, ein beschädigtes Objekt, mit welchem sich Barney fortan herumschlagen muss, wobei er sogar die ganze Firma hinter den Bots durcheinanderbringt.

Schön zu sehen, dass auch die Animationsstudios mittlerweile ein wenig mit der Zeit gehen - angesichts der Tatsache, was Technik, soziale Netzwerke, Influencer und das Internet im Allgemeinen für ganze Generationen bedeuten, war das aber auch kaum noch zu ignorieren. "Ron läuft schief" ist das Langfilmdebüt des britischen Trickstudios Locksmith Animation - hierzulande wurde der Film auch von 20th Century Fox und somit von Disney vermarktet, weswegen er nur kurz nach seinem Kinostart im Oktober bereits auf der Streamingplattform DisneyPlus ohne Mehrkosten abrufbar ist. Und es lohnt sich durchaus, diese 110 kurzweiligen Minuten für den Film aufzuwenden. Der findet nicht nur einen sehr sympathischen und auch werkgetreuen Stil, um die wichtigen Themen unserer heutigen jugendlichen Generation angemessen zu verpacken, sondern bemüht sich darüber hinaus im Einklang zu Themen wie echter Freundschaft (und nicht nur digitaler), dem freien Willen, Cybermobbing und sogar zu für Kids ziemlich schweren Themen wie Datenkraken und Datenklau.
Das ist schon eine ganze Menge, was sich "Ron läuft schief" da aufgeladen hat und man kann anmerken, dass die Lösungen, die der Film auf diverse kritische Fragen liefert, nicht immer ganz koscher daherkommen. Besonders Barneys letzte Entscheidung hinterlässt, wenn auch aus richtigen Gründen getroffen, doch einige moralische Löcher, mit denen man es sich hier zu leicht macht. Darüber hinaus findet der Animationsfilm aber immer wieder genau den richtigen Grat aus Herz und Humor, um sowohl für Erwachsene als auch für Kinder spaßig und lehrreich zu wirken. Besonders das sympathische Figurenensemble gefällt, da sich nicht nur dem Haupt-Duo Barney und Ron gewidmet wird, wobei eine ganz spezielle, wenn auch nach Filmen wie "Baymax" nicht mehr zwingend originelle Freundschaft portraitiert wird. Auch die Nebenfiguren bekommen dabei viel Seele zugestanden, machen Fehler, entwickeln sich weiter und werden letztendlich selbst zu Helden. Dabei stechen vor allem Barneys gar nicht mal so einseitige Schulkameraden und der CEO der Firma "Bubblebot" hervor, der sein eigenes Herzensprojekt gegen die geldgierigen Geschäftsmänner verteidigen will.
Über 110 Minuten hält "Ron läuft schief" dabei das Tempo ganz ausgezeichnet oben, hat einige knackige und herrlich witzige Slapstick-Actionszenen zu bieten und gipfelt in einem überzeichneten, aber auch sehr emotionalen Finale, welches man durchaus mit ein wenig Wehmut betrachten kann. Rein technisch spielt der Film aber nicht in der Oberliga, was er auch gar nicht muss. Zwar sehen gerade die menschlichen Figuren nicht ansatzweise fotorealistisch aus, der cartoonige Look steht ihnen aber gut zu Gesicht und die Animationen wirken dennoch butterweich. Natürlich gibt es in den jährlichen Pixar-Filmen mehr Details zu bewundern, der herzlichen Geschichte tut das aber keinen Abbruch. Die kommt dann ab und an zwar etwas einseitig daher, hat aber das Herz durchaus am rechten Fleck und versteht es, relevante Themen nicht immer absolut durchsichtig, aber mit Hirn und Originalität zu vermitteln. Eine solch originelle Ausgangsidee wird dabei genutzt, um noch menschlicher und näher zu werden - und das ist der springende Punkt, an dem der Film absolut nicht schief, sondern sogar ansatzweise sehr rund läuft.

Fazit: Herzlicher Animationsfilm mit relevanten Themen, die nicht immer ansprechend aufgelöst werden. Dafür kommt das Werk originell, sehr witzig und technisch durchaus ansehlich daher und hat vor allem einige wahnsinnig sympathische Figuren im Gepäck.

Note: 2-



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid