1967: Der kriminelle William O'Neal (Lakeith Stanfield) wird während einem fehlgeschlagenen Autodiebstahl von der Polizei festgenommen. Der FBI-Agent Roy Mitchell (Jesse Plemons) bietet ihm vollständigen Straferlass, wenn er sich undercover in die Bewegung der Black Panthers einschleusen lässt, um die Polizei mit Informationen zu versorgen. Bei den Panther's führt Fred Hampton (Daniel Kaluuya) eine Revolution gegen das rassistische Regime, um für Gleichberechtigung und Freiheit zu kämpfen - eine Revolution, die der Regierung ein Dorn im Auge ist, wobei mit brutaler Polizeigewalt geantwortet wird. O'Neal gelingt es schnell, einen Draht zu Hampton zu knüpfen, doch als die Auseinandersetzungen zwischen den Panthers und der Polizei immer brutaler werden, sieht auch er sich mit dem Rücken zur Wand...
Was die Black Panthers und die unterdrückte, schwarze Bevölkerung in den 60ern und 70ern für die Welt und die Gesellschaft tat, ist in heutigen Zeiten vielleicht wichtiger als je zuvor. Auch heute sehen wir uns mit Rassismus, Gewalt gegen Minderheiten und Unterdrückung konfrontiert - es ist schockierend zu sehen, dass wir uns zwar weiterentwickelt haben, diese Themen jedoch noch immer hochaktuell sind. "Judas and the Black Messiah" ist deswegen allein schon aufgrund seines Themas und seiner historischen Bedeutung ein wichtiger Film, den wir dringend brauchten. Es ist aber nicht nur die intensive Historie, die hier mit einer schneidenden Inszenierung an die Zuschauer gebracht wird, die diesen Film so gut machen - denn dieses einfach nur abzufilmen und kühl darzulegen, hätte zwar die Relevanz nicht geschädigt, aber noch keinen guten Kinofilm gemacht. Stattdessen nutzt Regisseur Shaka King seine Fähigkeiten, um dem Thema nicht nur politisch und in gesellschaftlicher Relevanz gerecht zu werden, sondern darüber hinaus auch eine enorm spannende und emotionale Geschichte zu erzählen.
Mit Wucht bebildert er die Bewegung der Black Panthers, die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei und findet dabei eine erstaunlich harte Bildsprache. Immer wieder streut er auch Archivaufnahmen ein, die dem Ganzen noch mehr Realismus verleihen. Auch seine Geschichte hat er gut unter Kontrolle, verdichtet dramaturgische Eckpunkte und verzichtet darauf, die wahren Ereignisse stur abzufilmen. Stattdessen verleiht er ihnen auch filmisches Gewicht, indem er sich ab und zu kleine Freiheiten nimmt und die Geschichte von Fred Hampton nicht nur realitätsgetreu, sondern auch dramatisch zu verfilmen. Gerade in spannenden Momenten ist Kings Regie phänomenal, er findet aber auch immer wieder kleine, feine Szenen zwischen den handelnden Charakteren, lässt sie zu mehr werden als "nur" dem Nachspielen der echten Ereignisse. Ob all diese Dialoge, diese kleinen Taten und Blicke so stattgefunden haben, ist im Grunde zweitrangig, da King ihnen eine faszinierende Menschlichkeit verleiht. Da verzeiht man ihm gerne, dass er in der zweiten Hälfte ein wenig abschweift und sein emotionales Finale nicht ganz so stark nachwirkt, da er sich zuvor in diversen Haupt- und Nebenplots ein wenig vergriffen hat.
Das große Highlight des Films ist jedoch Daniel Kaluuya. Der Star aus Filmen wie "Get Out" und dem Marvel-Hit "Black Panther" nahm für seine großartige Darstellung des Fred Hampton vollkommen zurecht seinen ersten Oscar mit nach Hause (und ich bin mal so frei zu behaupten, dass es nicht sein letzter sein wird - dieser Mann hat noch eine erstaunliche Karriere vor sich). Kaluuyas Performance ist so feurig, so energiegeladen und schlichtweg so warm, dass man sich ihm kaum entziehen kann. Ganz gleich ob in den flammenden Reden, die er in seiner Kirche schwingt oder doch in den intimen, ganz und gar menschlichen Momenten, in denen er seine geliebte Frau in die Arme schließt - er ist kaum noch als Schauspieler zu identifizieren, verschwindet beinahe vollständig hinter seiner Rolle. Die zweite große Performance liefert Lakeith Stanfield, für diese Leistung ebenfalls oscarnominiert, und der Dreh- und Angelpunkt der dramaturgischen Ausrichtung. Sein Undercover-Einsatz in einer Bewegung, die für ihn selbst die Welt bedeutet, die er aber dennoch verraten muss, da sonst sein eigener Kopf rollt, ist dicht erzählt, zwar nicht frei von Klischees, aber stets mit Tempo und Gefühl angereichert. Stanfield liefert dabei eine durchweg starke Leistung.
Fazit: Gewichtiger Film mit starker Message, historisch relevant, scharfsinnig inszeniert. Trotz einiger Längen und zu viel Gewichtung von Side-Plots weiß der Film vor allem dank der brillanten Performances von Daniel Kaluuya und Lakeith Stanfield zu faszinieren.
Note: 2-
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