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Don't Look Up

Als die astronomische Doktorandin Kate Dibiasky (Jennifer Lawrence) einen gigantischen Kometen im All entdeckt, ist sie erst einmal Feuer und Flamme - bis ihr Professor Dr. Randall Mindy (Leonardi DiCaprio) dessen weitere Bahn berechnet und dabei unwiderbringlich zu dem Fakt kommt, dass der riesige Fels als globaler Killer in rund sechs Monaten auf der Erde aufschlagen wird. Sogleich wenden sich die beiden Astronomen mit den erschreckenden Nachrichten an die US-Regierung, doch Präsidentin Janie Orlean (Meryl Streep) spielt den drohenden Weltuntergang herunter: Sie will abwarten und "sondieren". Um die Bevölkerung zu warnen, beschließen Mindy und Dibiasky, an die Medien zu gehen, wo sie sich alsbald in einem völlig wahnsinnigen Gewitter aus Blitzlichtern, Verschwörungstheorien und Social-Media-Stars wiederfinden...

Stell dir mal vor, eine schreckliche, gefährliche Katastrophe droht der Menschheit, wofür es unwiderlegbare Fakten gibt... aber die Regierung verdaddelt alles und niemand will den einzigen, die wirklich etwas über das Ereignis wissen, glauben. Das wäre doch vollkommen verrückt und abwegig, oder? Nun ja, sicherlich nicht. Als "The Big Short"-Regisseur sein starträchtiges Projekt "Dont Look Up" vorstellte, befand sich die Welt noch nicht in einer Pandemie und damals muss seine Geschichte vollkommen überzogen gewirkt haben. Sieht man sich den Film nun aber an, ist es nahezu schockierend und alarmierend, wie sehr all diese Überzeichnungen, die irren Theorien und besonders die verschiedenen Reaktionen der Menschen auf den drohenden Weltuntergang Parallelen zu unserer heutigen Gesellschaft besitzen: Oftmals braucht man nur wenige Sekunden, um eine gewisse Szene oder Idee nicht mehr überzeichnet, sondern furchtbar realistisch zu finden. Dementsprechend bleibt einem bei McKays Satire mehr als einmal das Lachen im Halse stecken, denn man kann kaum wegargumentieren, dass ein solches Ereignis in unserer realen Welt unter Umständen so ähnlich ablaufen könnte.
McKay reiht dabei eine irre Idee an die andere, wobei die meisten sehr gut funktionieren. Die Ignoranz der Präsidentin, welcher der drohende Komet so gar nicht in die bestehenden politischen Pläne passt und die deswegen simpel nach dem Motto "Wenn ich das Ding nicht beachte, ist es auch nicht da" agiert, ist ebenso bitter-realistisch wie vollkommen irre. Die einzelnen inszenatorischen Ideen von McKay, über wirre Szenenschnitte, mitten im Satz abgebrochene Dialoge und aufploppende Social-Media-Ausschnitte mögen manchmal verwirrend oder gar anstrengend wirken, treffen aber meist punktgenau den Terminus unserer Gesellschaft: Juhu, die Welt geht unter, also abonniert mich alle! Das ist in vielen Momenten umwerfend komisch, in anderen aber auch schlichtweg beängstigend. McKay findet einen schlichtweg brillanten Grat zwischen emotionaler Erzählung (dabei werden auch die Hauptcharaktere mit eigenen, zutiefst persönlichen Geschichten angereichert), "überzeichneter" Comedy und echtem Apokalypsen-Drama - eine wahnsinnig wacklige Gratwanderung hätte das sein können, doch da der Regisseur seine Charaktere, sein Thema und seine gesamte Story über all diese Genres hinaus enorm gut im Griff hat, stellen sich die passenden Gefühle auch stets beim Zuschauer in. Nur die zwei Abspannszenen hätte er sich in ihrer Skurillität lieber verkniffen, ansonsten ist er wunderbar griffig darin, die Klischees unserer Gesellschaft mal in Comedy-Gold und mal auch unangenehm entlarvend abzubilden.
Und natürlich folgt ihm mittlerweile längst, ähnlich wie bei Tarantino oder Scorsese, ein Staraufgebot, welches jeden Traum eines Filmfans wahrwerden lässt. DiCaprio und Lawrence bilden dabei, gemeinsam mit einem als moralischen Kompass auftretenden Rob Morgan, das emotionale Zentrum des Films und agieren dabei so gut wie gewohnt - also absolut brillant und das in jeder Tonlage. Gerade DiCaprio darf hier ungewohnt schrill agieren, findet aber auch stets den dramaturgischen Knackpunkt seiner Figur. Für die (noch) verrückteren Töne sind "Into the Woods"-Star Meryl Streep als vollkommen verwirrte Präsidentin sowie Jonah Hill als ihr Sohn und Stabschef zuständig. Wo letzterer zwar eine absolut herrliche Performance abliefert, in seiner Charakterzeichnung aber sehr deutlich als dauerhafter Gag-Lieferant auffällt, ist Streep in ihrer Darstellung schlichtweg faszinierend. Unter den etlichen Stars in Neben- und Gastrollen stechen zudem Cate Blanchett als oberflächliche Talkshow-Moderatorin mit gruselig weißen Zähnen, Ariana Grande als deppertes Popsternchen (inklusive herrlich kitschig-witzigem Konzert!) sowie Timothee Chalamet als gar nicht mal so einseitiger Teenie-Druffi auf. Auch im Cast lässt sich dabei ein sehr stimmiges Maß aus vollkommen überzeichneten Performances (Mark Rylance, Ron Perlman Hill, Grande) sowie emotional ungemein treffsicheren, aber dennoch unterhaltsamen Leistungen (DiCaprio, Lawrence, Morgan, Chalamet) finden - in ihrer eigentlichen Darstellung ist aber schlichtweg jeder dieser Stars absolut meisterhaft.

Fazit: Überzeichnete und dennoch erschreckend realistische Abbildung unserer Gesellschaft in Konflikt mit einer Katastrophen-Situation. Entlarvend, ungemein witzig, erschreckend, beängstigend, wahnsinnig treffsicher inszeniert, gefühlvoll, fantastisch gespielt. McKays bislang bester Film regt zum Nachdenken an und unterhält auf großartige Weise.

Note: 2+



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