Aaron Falk (Eric Bana) ist ein perfekt ausgebildeter Federal Agent, der nach zwanzig Jahren in seine Heimat, ein verschlafenes Nest namens Kiewarra, zurückkehrt. Dort will er an der Beerdigung seines Jugendfreundes Luke Hadler (Martin Dingle Wall) teilnehmen, der er offenbar wahnsinnig geworden erst seine Frau und seinen Sohn und anschließend sich selbst erschossen hat. Falk ist in der Stadt nicht willkommen, da man ihn selbst eines Mordes bezichtigt, den er in seiner Jugend begangen haben soll - damals wurde die siebzehnjährige Ellie Deacon (BeBe Bettencourt) in einem Fluss ertränkt, doch konnte Falks Schuld nie bewiesen werden. Als er von der dortigen Polizei und von Lukes Eltern um Hilfe gebeten wird, um die wahren Hintergründe des schrecklichen Suizides und Mordes aufzudecken, zieht Falk die Wut der Bürger auf sich und muss in tiefen Wunden bohren...
"The Dry" schaffte es bei uns in Deutschland leider nicht in die Kinos, sondern wurde direkt auf DVD, Blu-Ray und im Stream veröffentlicht, während er in den USA und in Australien noch regulär in den Lichtspielhäusern lief. Was dem Film dabei am besten gelingt, ist die Atmosphäre und die grundsätzliche Stimmung einer verschlafenen Kleinstadt herzustellen. Ähnlich wie Eric Bana's Aaron Falk haben auch wir als Zuschauer das Gefühl, vom großen Trubel des Lebens hin zu einer gänzlich anderen Welt zu stoßen. In kleinen, aber feinen Details, die sowohl die Nebenfiguren als auch das generelle Setting des Films ausmachen, entsteht eine glaubwürdige Kleinstadt und beinahe eine eigene Welt für sich. Tatsächlich ist "The Dry" immer dann am besten, wenn der Großstadtmensch auf die Dorfgemeinschaft trifft, wobei sich enormes Konfliktpotenzial entwickelt. Eine der besten Figuren, wenn auch arg klischeehaft, ist dabei der Besitzer einer kleinen Kneipe, der wie ein unparteiischer Schiedsrichter zwischen beiden Parteien fungiert: Er sieht und hört alles, hat sicher auch seine Meinung, ist dabei aber fair und menschlich.
In dieses Konstrukt fügt sich auch "München"-Star Eric Bana ein, dem man den mit seiner Vergangenheit hadernden Polizisten ohne mit der Wimper zu zucken abnimmt. Leider springt das Drehbuch letztendlich etwas zu stiefmütterlich mit dieser etwas unauserzählten Figur um und macht aus ihm einen moralisch absolut unambivalenten Helden, der einfach nur für Recht und Ordnung einstehen will. Dabei stellt das Skript zuvor deutlich interessantere Fragen als es im Anschluss die Auflösungen sind. Fragen über Unschuld und auch Schuld und was dies über einen Menschen aussagt - wie lange darf man einen Menschen ausgrenzen, bis dessen Schuld abgegolten ist, bis sich dessen Menschlichkeit zum Besseren geändert haben könnte? Diese vielversprechenden Ansätze werden leider später mit einigen unwirschen Änderungen, die überraschend wirken sollen, sowie viel zu simpel gehaltenen Antworten hinweggefegt, was "The Dry" am Ende zu einem wesentlich glatteren Krimi macht als er eigentlich hätte sein sollen.
Zu diesen etwas zu mainstreamigen Ideen, auf welche der an sich interessante, aber deutlich zu zäh geschriebene Krimi-Plot hinausläuft, passen dann auch die Klischees, mit denen man es sich deutlich zu einfach macht. Obwohl die Kleinstadt-Atmosphäre durchweg funktioniert, konnten die Macher nicht darauf verzichten, aus diversen Nebenfiguren die üblichen Verdächtigen des Genres zu machen. Da gibt es den fiesen Trunkenbold, der gern Prügeleien mit allen anfängt, die ihm nicht so recht passen; den etwas zittrigen, unerfahrenen Polizisten, den keiner so richtig ernstnimmt, der nun aber eben auch einen großen Mordfall aufklären soll; und natürlich die hübsche Dame, die eine Jugendfreundin Aarons darstellt und woraus sich eine ebenso emotionslose wie unglaubwürdige Liebesgeschichte entspinnt. Das alles haben wir schon deutlich zu oft gesehen, alsdass es uns hier noch packen würde, weswegen "The Dry" in seinen zahllosen Nebenplots und dem nur schwach verlaufenden Krimi eher gemütlich vor sich hindümpelt statt je wirklich an Fahrt aufzunehmen.
Fazit: Ein müder Krimi, der zwar eine gelungene Atmosphäre versprüht und zu Beginn mit einigen moralischen Fragen fordert, später aber immer simpler, unkreativer und langatmiger wird. Eric Bana's solide Leistung rettet den Film leider nicht.
Note: 4+
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