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Pandorum

Nach einem mehrjährigen Hyperschlaf erwacht der Astronaut Bower (Ben Foster) im Jahr 2174 an Bord des Raumschiffs "Elysium", welches von der überbevölkerten Erde aus entsandt wurde, um einen erdähnlichen Planeten zu untersuchen. Aufgrund eines erheblichen Gedächtnisverlustes kann sich Bower nur schwer orientieren, bis mit Payton (Dennis Quaid) ein ranghöheres Crewmitglied erwacht. Da das Schiff offensichtlich eine technische Störung erlitten hat und sie nicht zur Brücke durchkommen, beschließt Bower, sich einen Weg durch die Lüftungsschächte zu bahnen, um Hilfe zu finden. Während seines Zuges durch das Schiff trifft er jedoch auch auf gefährliche Kreaturen, die ihm nach dem Leben trachten... offensichtlich ist die Mission für eine neue Erde gewaltig schief gelaufen.

Nach "Fall 39" war "Pandorum" bereits der zweite Ausflug nach Hollywood für den deutschen Regisseur Christian Alvart - und beide blieben auch seine letzten, nachdem die zwei Horrorfilme weder finanziell noch qualitativ auf großen Zuspruch stießen. Anschließend kehrte Alvart nach Deutschland zurück, wo er beispielsweise mit dem hochspannenden Thriller "Steig nicht aus" wieder für Aufmerksamkeit sorgte. Dass er ein sicheres Händchen bei der Inszenierung hat, steht im Grunde auch außer Frage, denn die ersten zwanzig Minuten des Weltraum-Horrors "Pandorum" hat er atmosphärisch voll im Griff. Alvart baut eine klaustrophobische, düstere Stimmung auf, die neugierig auf diverse Antworten zu einigen Fragen macht. Was ist an Bord der Elysium schiefgelaufen? Wo ist der Rest der Crew? Und wer sind die blutrünstigen Eindringlinge, die Bowers und Paytons Mission an Bord zu einem lebensgefährlichen Unterfangen machen? Mit einigen schönen Schockeffekten und einer treffsicheren Bildsprache kann Alvart das Publikum weitestgehend in den Bann ziehen und bedient sich dabei munter altbekannten, aber noch immer schaurigen Manirismen aus der "Alien"-Reihe. Kurz darauf gleitet ihm der Film jedoch aus den Händen und wird zu einem ziemlichen Mumpitz.
Das liegt nicht ausschließlich an der Geschichte, die immer abstruser wird je weiter sie voranschreitet - man erwartet von einem Weltraum-Schocker ja nun nicht gleich ein oscarreifes Skript, aber etwas weniger Blödsinn im Bezug auf die gegebenen Antworten und ein wenig mehr Cleverness in den willkürlichen Wendungen hätte es durchaus sein dürfen. Schwerer wiegt jedoch die Tatsache, dass Alvart das anfängliche Tempo nicht halten kann, da das Skript viel zu sehr damit zu tun hat, etliche Handlungen unter einen Hut zu kriegen. Das geradlinige Survival-Spektakel driftet alsbald in einen überzogenen Sci-Fi-Quatsch ab, der im zähen Mittelteil ausführlich beredet werden muss. In schwerfälligen Erklärbär-Szenen frühstückt er die unbefriedigenden und als solche auch ziemlich überzogenen Antworten ab und muss zeitgleich eben auch noch das Horrorgenre abhaken. Das will ihm später auch nicht mehr gelingen, denn sobald wir ein Bild von den gefräßigen Viechern an Bord des Schiffes haben, ist der Schrecken aufgrund ihres mauen Aussehens alsbald dahin. Auch die einzelnen Scharmützel werden von dem katastrophalen Schnitt, der einen irgendwann nicht mehr erkennen lässt, wo oben und unten ist, und von der milchig-grauen Farbpalette ziemlich vermurkst.
Gegen Ende wartet "Pandorum" dann zwar noch mit ein paar Überraschungen auf, die man so nicht unbedingt hat kommen sehen. Leider hatte mich die Geschichte zu diesem Zeitpunkt aber schon völlig verloren, weswegen ich solcherlei Wendungen nur noch mit einem minder interessierten Achselzucken aufnehmen konnte. In Sachen Charakterzeichnung vergnügt man sich derweil mit dem nötigen Minimum und gesteht den handelnden Figuren im Grunde keinerlei Innenleben zu. Die Schauspieler mühen sich dennoch redlich und besonders "Hostage"-Star Ben Foster kann in der größten Rolle ein paar Akzente setzen. Dennis Quaid overactet sich hingegen einen ziemlichen Wolf und scheint selbst nicht wirklich an den Film zu glauben, während die deutsche Antje Traue als einzige Dame im Feld im Grunde nur die Aufgabe hat, diese Ungleichheit der Geschlecher hochzutreiben und ein paar nette Action-Skills zum Besten zu geben. Nein, wirklich gut wird "Pandorum" nach einem vielversprechenden Beginn wirklich nicht mehr, was gleich doppelt schade ist. Denn überzeugenden Weltraum-Horror sieht man wahrlich zu selten und unserem deutschen Mann auf dem Regiestuhl hätte ich einen Erfolg in Hollywood natürlich gegönnt. Aber es hat wohl nicht sein sollen.

Fazit: Nach einem atmosphärischen Beginn driftet "Pandorum" alsbald in müden Weltraum-Horror mit allerlei Klischees, einer kruden und zähen Handlung und austauschbaren Monsterchen ab. Da retten auch die Schauspieler und die teilweise solide Inszenierung nichts mehr.

Note: 4




 

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