Kayla (Chloe Grace Moretz) ist dringend auf der Suche nach einem neuen Job, weswegen sie sich mit einigen Tricks und einem Lebenslauf, der nicht ihr eigener ist, in ein nobles Hotel einschleicht. Dort soll sie für eine Woche auf Probe getestet werden und bei der Hochzeit von Dwayne (Colin Jost) und Preeta (Pallavi Sharda), einem prominenten Paar, helfen - dies soll eines der größten und demnach wichtigsten Ereignisse in der Geschichte des Hotels werden. Der Prunk wird jedoch von einem ungebetenen Gast überschattet, da sich Maus Jerry eingenistet hat und laut Befehlen des Hotelmanagers Terrance (Michael Pena) vertrieben soll. Um Eindruck zu machen, erklärt sich Kayla bereit, Jerry zu vertreiben und verbündet sich dafür mit dem ärgsten Gegenspieler der Maus: Tom...
Um das kultige Zeichentrick-Duo, welches dafür berühmt war, sich in ihrer eigenen Zeichentrickserie dauerhaft gegenseitig umbringen zu wollen, ins 21. Jahrhundert zu bringen, hat man die "Space Jam"-Karte gezückt. Dementsprechend stammen die tierischen Protagonisten aus dem Computer (sind dabei aber zeichnerisch ganz und gar der guten alten Zeit nachempfunden), während die menschlichen Charaktere von echten Schauspieler*innen verkörpert werden. Das ist technisch durchaus gelungen - Tom, Jerry und Co. sorgen natürlich für herbe Kontraste in den realen Kulissen, aber das ist selbstverständlich so gewünscht. Die rasanten Actionszenen kommen wunderbar comichaft daher und zeigen, dass man solcherlei auch heute noch cineastisch und mit Köpfchen umsetzen kann. Denn tatsächlich bietet der Film exakt das, was man von dem Duo erwartet: Es geht zwar nicht mehr so unsäglich brutal zu wie früher, aber in Sachen Comic-Chaos und allerlei vollkommen überzogener, aber auch herrlich komischer Slapstick-Späße ist das schon ziemlich unterhaltsam.
Dabei bleibt man den Figuren treu, was sich positiv auf die Witz-Quote auswirkt. Die Macher rund um "Fantastic Four"-Regisseur Tim Story hatten offensichtlich eine Menge Spaß an den schrägen Nummern und ziehen daher alle Register der Überzeichnung. Dementsprechend geht eine Menge kaputt und man suhlt sich förmlich in Übertreibungen, die in ihrem Tempo aber ziemlich oft das Ziel erreichen und zum Lachen animieren. Erwachsene werden an dieser Zerstörung wahrscheinlich ähnlich viel Spaß haben wie jüngere Zuschauer. Letztere müssen indes aber auch ein wenig Geduld mitbringen, denn nur weil "Tom & Jerry" groß im Titel prangt, muss das noch lange nicht heißen, dass es auch ihr eigener Film ist. Über weite Strecken verkommen die beiden eigentlichen Titelhelden nämlich zu Sidekicks in ihrem eigenen Film, der sich stattdessen lieber der Geschichte um die junge Kayla widmet, die versucht, in der Hotelbranche Fuß zu fassen. Dieser Plot ist sicherlich gut gemeint und auch nicht vollständig ohne Reiz - denn um einen zehnminütigen Zeichentricksketch in einen abendfüllenden Spielfilm zu verlangen, war das Einbinden einer etwas größeren Geschichte natürlich unabdinglich.
Und solange sich der Plot auf Kayla fokussiert, macht das eigentlich auch Spaß, da "Hugo Cabret"-Star Chloe Grace Moretz offensichtlich mit viel Feuer bei der Sache ist und auch die ihr zur Seite stehenden Darsteller, allen voran Michael Pena, überzeugen. Die Gäste und das Personal des Hotels werden mal sympathisch, mal herrlich schräg gezeichnet und sind auch ihrerseits für einige Lacher gut. Bezüglich der weiblichen Hauptrolle hätte man sich aber auch über ein wenig mehr Charakterisierung und Background gefreut, denn was diese Kayla eigentlich genau antreibt, bleibt eher schwammig. Fataler ist hingegen der Nebenplot rund um eine aufgebauschte Hochzeit bzw. um das elitäre Promi-Paar, welches diese im Hotel ausrichten will. Diese beiden Figuren bleiben, inklusive vollkommen unglaubwürdiger Konflikte, enorm blass und dass der Film ihnen dabei noch so viel Aufmerksamkeit schenkt, wirkt völlig unverständlich. Dafür revanchiert sich "Tom & Jerry" aber mit einem Finale der puren Eskalation, dass auch ein paar oberflächliche Gefühle weckt - mit ein bisschen Sitzfleisch kommt man also auch über diese lauen Passagen locker hinweg und wird angemessen entlohnt.
Fazit: "Tom & Jerry" sind auch im 21. Jahrhundert noch Kult und rein technisch und mit chaotischen, herrlich witzigen Slapstick-Szenen unterhält der Film sehr gut. Die menschlichen Darsteller machen ihre Sache ebenfalls absolut passabel, allerdings schludert die Geschichte mit zu viel Fokus auf mauen Nebenschauplätzen.
Note: 3+
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