Acht Jahre nachdem eine dreiköpfige Bande aus Einbrechern in sein Haus eindrangen und sein dunkelstes Geheimnis aufdeckten, ist der blinde Ex-Soldat (Stephen Lang) zum Ziehvater der jungen Tara (Madelyn Grace) geworden. Diese lehrt er, wohl befürchtend, was dem Mädchen in den finsteren Stadtteilen Detroits zustoßen könnte, in seinen eigenen Methoden. Dementsprechend ist Tara gut gerüstet, als sie während eines Ausflugs auf einen Spielplatz von dem finsteren Raylan (Brendon Sexton III) angequatscht wird. Die Begegnung scheint erst glimpflich ausgegangen zu sein... bis Raylan und seine Gruppe aus Kriminellen in das Haus des blinden Mannes eindringen und versuchen, Tara zu entführen. Dabei haben sie die Rechnung jedoch ohne die Fähigkeiten des Soldaten gemacht, die er auch an seine Ziehtochter weitergegeben hat - beide setzen sich mit erstaunlicher Brutalität zur Wehr.
Für Kenner des Originals dürfte die erste halbe Stunde von "Don't Breathe 2" erstmal eine recht verwirrende Angelegenheit sein - besonders die, die sich den ersten Teil zuvor noch einmal ansahen (so wie ich), dürften recht verdutzt aus der Wäsche schauen angesichts der Ausgangslage, in der wir uns nun plötzlich wiederfinden. Der blinde Mann hat also nun doch eine Tochter. Und wo kommt die her? Wieso hat er überhaupt eine und gibt es da keinerlei Kontrollinstanzen, die dafür sorgen, dass ein blinder, traumatisierter Ex-Soldat nicht unbedingt die alleinige Fürsorge für ein kleines Mädchen übernimmt? So viel sei gesagt: "Don't Breathe 2" liefert im weiteren Verlauf des Films innerhalb einiger Wendungen, die man so nicht unbedingt kommen sieht, Antworten auf das, was ich zuvor als enorme Logikschlenker und Faulheit der Autoren ankreiden wollte. Wirklich zufriedenstellend fallen diese aber auch nicht aus, was mit zwei Dingen zu tun hat: Erstens tragen die Autoren im zweiten Anlauf mehr als dick auf, um das Publikum förmlich dazu zu zwingen, einer Seite die Daumen zu drücken. Und zum anderen mag das alles kaum mit dem ersten Teil zusammenpassen.
So werden die Geschehnisse des ersten Films zwar nicht offiziell für nichtig erklärt, finden hier aber im Grunde keinerlei Erwähnung mehr. Das ist insofern kritisch, dass wir dem blinden Mann, der damals besonders in der zweiten Hälfte als vollkommen durchgeknallter Antagonist auftrat, hier plötzlich die Daumen drücken sollen. Und die Macher rund um Regie-Debütant Rodo Sayagues, der "Evil Dead"-Regisseur Fede Alvarez nachfolgt, geben sich auch alle Mühe, dass dies so ist: So werden die ins Haus eindringenden Männer so dermaßen plakativ als widerwärtige und moralisch abgrundtief verachtenswerte Gesellen gezeichnet, dass im Grunde keine andere Wahl bleibt, als dem blinden Mann bei seiner Verteidigung den Mut zuzusprechen. Wer den ersten Teil allerdings kennt, dürfte sich angesichts seiner dortigen Taten mehrfach dabei ertappen, dass das eigentlich nicht sein sollte. Was (ähnlich wie im Vorgänger) zu einem anfänglichen moralischen Spiel mit Grauzonen hätte werden können, wird hier aber im Grunde gar nicht mehr thematisiert. Stattdessen konzentriert man sich zu Großteilen voll auf den Home-Invasion-Faktor.
Und auch der kann nicht mehr den gleichen atmosphärischen Schrecken verbreiten, wie es noch der Vorgänger in seiner ersten Hälfte zu erschaffen vermochte. Sayagues dreht die Gewaltschraube mächtig an, kann dabei in Sachen Suspense und Horror keinerlei Akzente setzen. Ihm fehlen die ebenso simplen wie treffsicheren Einfälle von Alvarez, auch in inszenatorischer Ausdrucksstärke. Und das ziemlich maue Drehbuchgepinsel, welches ungefähr zur Halbzeit einige Wendungen und Erklärungen zur zuvor noch so wirren Ausgangslage präsentiert, weiß auch nicht zu unterhalten, ist letztendlich viel zu plakativ und schräg angelegt. Das führt im Finale zu einem sehr blutigen, aber auch ziemlich überzeichneten letzten Fight, der offensichtlich gar nicht mehr weiß, wo er da emotional noch hin will. Dass "Don't Breathe 2" dabei keine echte Spannung generieren kann, liegt auch an der nur notdürftig erzählten Vater-Tochter-Beziehung: Newcomerin Madelyn Grace macht ihre Sache zwar sehr gut, doch die konkrete Beziehung zu ihrem Ziehvater bleibt bemerkenswert schwammig. Und auch "Avatar"-Star Stephen Lang kann die erschreckende Präsenz nicht erneut wiederholen, wird hier viel zu arg als durchweg zorniger und letztendlich auch eher weinerlicher Antiheld festgelegt, der nicht mehr Angst, sondern nur noch Brutalität verbreitet.
Fazit: "Don't Breathe 2" funktioniert aufgrund seiner neuen Ausrichtung kaum als Fortsetzung des immerhin soliden Originals. Und auch als Fresh-Start der Reihe krankt der Film an einem schwachen Drehbuch, unsauber inszenierten Invasion-Szenen sowie flachen Charakteren.
Note: 4-
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