Als Kind wurde Anna (Maggie Q) während eines Feuergefechts von dem Auftragskiller Moody (Samuel L. Jackson) gerettet. Moody zog das Mädchen auf und lehrte sie in seinem Beruf - dreißig Jahre später ist Anna mindestens ebenso tödlich wie ihr Mentor. Als Moody jedoch einem Attentat auf sein Leben zum Opfer fällt, ist Anna am Boden zerstört. Die Gedanken an Rache fressen sie auf, weswegen sie beschließt, die Drahtzieher des Mordes aufzuspüren und zu töten. Ihre Spuren führen sie zu Rembrandt (Michael Keaton), einem undurchsichtigen Kriminellen, der offensichtlich mehr über den Fall weiß... jedoch auch rasch zum Gegenschlag ausholt.
In einer Schlüsselszene betritt Protagonistin Anna ein Appartement und findet bereits im Eingangsbereich eine Leiche. Sie zückt ihre Waffe, will sich leise verhalten und die möglicherweise noch anwesenden Killer aufspüren und überraschen - wie es eine Profikillerin eben tun würde. Doch was würde eine Frau mit ihrer Erfahrung und Intelligenz sicherlich nicht tun? Richtig, die lautesten Stiefel der Welt an den Füßen behalten, durch welche sie laut klackernd durch das Appartement läuft, sodass im Zweifelsfall noch der schwerhörigste Killer der Welt sie Minuten vorab hören und ihren Standort identifizieren könnte. Es ist nicht der einzige und sicherlich auch nicht der schlimmste Fehler in "The Protege", doch merkt man an diesem Fallbeispiel, dass die Macher hinter diesem generischen Rache-Actioner auf Details kaum achten wollten. Es ist ein durch und durch uneigenständiger, in dieser Form schon zigfach gesehener Film, der keinerlei Überraschungen bereithält und die großen Namen vor und hinter der Kamera schlichtweg nicht zu gebrauchen weiß.
Das beginnt mit Martin Campbell auf dem Regiestuhl: Dass der Mann Actionszenen inszenieren kann, hat er mit seinen beiden Bondausflügen "GoldenEye" und "Casino Royale" sowie dem Abenteuerfilm "Vertical Limit" bewiesen. Und was er hier an Shootouts und Mann-gegen-Frau-Kämpfen abfilmt, verdient sich durchaus das Prädikat "ordentlich". Darüber hinaus ist aber keine einzige Szene dabei, die in irgendeiner Form heraussticht - es ist eben alles drin, was man im Genre schon oft gesehen hat und offensichtlich bestand bei den Machern auch nicht der Wunsch, es durch herausragende Highlights zu ergänzen, wie es beispielsweise die wesentlich griffigeren "Atomic Blonde" oder "John Wick" taten. Stattdessen sieht das hier alles zwar ganz okay aus, aber es holt einen auch nichts ab. Das gilt auch für die Hauptdarsteller*innen: Maggie Q müht sich redlich, doch es gelingt ihr nicht, aus der wortkargen Protagonistin irgendetwas Besonderes herauszukitzeln, was sie von den vielen weiblichen Actionikonen unterscheiden würde. Noch schlimmer hat es "RoboCop"-Star Michael Keaton erwischt - ein brillanter Schauspieler wie er lässt sich hier natürlich kaum in die Karten spielen, doch bei seinen mittlerweile siebzig Lenzen nimmt man ihm den knallharten Kämpfer, der mühelos mit der wesentlich fitteren Anna und auch mal mit mehreren ausgebildeten Killern mithält, schlichtweg nicht ab.
Und was gibt es über den Plot zu sagen? Es gibt einen, ja, und das ist ja in diesem Genre nicht immer so. Das, was man uns hier als Drehbuch verkauft, ist dann aber auch nicht viel mehr als eine Blaupause des Genres, die jegliche Innovation vermissen lässt. Es gibt exakt zwei Szenen, die in ihrer Momentaufnahme kurz überraschen, bevor sie auch schon wieder egal geworden sind - stattdessen verliert das Skript im Dauerfeuer der Wendungen nicht nur das simple Ziel Anna's aus den Augen und weiß letztendlich gar nicht mehr, wie es die Frau noch anfassen soll. Der Vogel abgeschossen wird schließlich in dem Plot, der sich über Anna und Rambrandt verspannt und dabei vermutlich originell wirken soll, stattdessen aber nur seltsam und merkwürdig hingestanzt rüberkommt. Das letztendliche Finale bietet schließlich noch ein paar spannende Momente, bevor es mit dem Dauerfeuer weitergeht - das, was zwischen Anfang und Ende passiert, hat man kurz darauf schon wieder vergessen. "The Protege" ist dementsprechend handwerklich solide, aber auch so banal und herzlos, dass es im Grunde keinen Grund gibt, zwei Stunden Lebenszeit auf diesen Film zu verwenden.
Fazit: Generischer Rache-Thriller ohne stimmige Ideen, dafür aber mit einem banalen Alibi-Plot, langweiligen Charakteren und solider Action, die man in dieser Form aber auch schon zigmal besser gesehen hat.
Note: 4-
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