2257: Die Erde ist kein schöner Ort mehr, weswegen sich verschiedene Zivilisationen auf fremde Planeten abgesetzt haben. In "New World" lebt Todd Hewitt (Tom Holland) in der Kleinstadt Prentisstown. Diese macht nach dem gewaltsamen Tod sämtlicher Frauen eine Krise durch und fürchtet um ihr baldiges Aussterben. Zudem kämpft Todd mit seinem "Lärm": Die Gedanken aller Männer werden für alle rundherum Anwesenden hörbar, weswegen diese ihre eigenen Gedanken kontrollieren müssen, um nicht jedem ihre tiefsten Geheimnisse zu verraten. Als eines Tages ein unbekanntes Raumschiff im Gebiet um Prentisstown abstürzt und Todd auf die einzige Überlebende, die junge Viola Eade (Daisy Ridley), stößt, überschlagen sich die Ereignisse... und seine Welt vergrößert sich.
"Chaos Walking" hat eine lange und turbulente Produktionsgeschichte hinter sich, was wohl die beste Erklärung dafür ist, warum der neue Versuch des Starts einer Young-Adult-Romanverfilmung jetzt noch im Jahr 2021 startet. Die Versuche, eine ähnlich lukrative Franchise wie "Twilight" oder "Die Tribute von Panem" nach einer supererfolgreichen Fantasy-Romanreihe zu erschaffen, finden im Kino nämlich kaum noch statt und sind eher zum Serienmarkt abgedriftet. Der Dreh startete jedoch bereits 2017, wurde im April 2019 fortgesetzt (da die beiden Hauptdarsteller zuvor durch diverse Marvel- und "Star Wars"-Drehs verständlicherweise keine Zeit mehr hatten) und der Kinostart musste aufgrund der Pandemie schließlich bis in dieses Kinojahr weichen. Keine tollen Voraussetzungen also für dieses ohnehin zuvor skeptisch beäugte Projekt und angesichts dieser Probleme zieht sich "Chaos Walking" noch recht achtsam aus der Affäre. Die mit der Romanvorlage sehr frei umgehende Verfilmung zeigt aber auch, dass wesentlich mehr möglich gewesen wäre, wenn man nicht so komprimiert vorgegangen wäre.
Die ziemlich kurze Laufzeit von nur 104 Minuten (und davon fallen bereits circa neun auf den langen Abspann) sorgt zwar dafür, dass der Film praktisch keine Hänger hat, aber auch im Eiltempo loslegen muss, um all seine Erzählungen noch unter einen Hut zu bekommen. Spannende Nebencharaktere und allerlei faszinierende Ideen werden dabei höchstens angerissen: "Edge of Tomorrow"-Regisseur Doug Liman hat handlungstechnisch und auch visuell einige sehr feine Ideen, aber schlichtweg nicht genug Zeit, um diese auch angemessen zu behandeln. Dementsprechend werden sehr viele Fässer aufgemacht, die im Nachhinein nicht mehr thematisiert werden - offensichtlich baute man da auf diverse Fortsetzungen, die aber mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr kommen werden. Besonders schade ist dies im Hinblick auf die Bösewichte, die hier vollkommen blass bleiben; und auch auf die spannende Grundidee des sogenannten "Lärms". Liman findet zwar eine visuell überzeugende Sprache, um dieses zumeist akustische Gimmick darzustellen und nach einer anfänglichen Überforderung ist diese auch für einige clevere und spaßige Momente gut. So richtig schlau werden wir aus diesen Fantasy-Einheiten aber nicht, was auch für das maue Worldbuilding gilt. Der Grundtonus ist also: Die Ideen sind alle da und sie sind faszinierend, aber atmen können sie hier nie.
Und so bleibt es an den beiden Hauptfiguren, diesen Film irgendwie noch zu stemmen... dass dies an dieser Front gelingt, ist aber nicht von der Hand zu weisen. Tom Holland und Daisy Ridley gelten auch abseits ihrer gigantischen Kinoreihen "Star Wars" bzw. dem Marvel Cinematic Universe als zwei der größten Shootingstars ihrer Generation. Dementsprechend können beide hier mit natürlichem Charme ordentlich punkten und auch die Chemie zwischen den beiden sowie die nur langsam anlaufende, als solche sehr glaubwürdige Liebesgeschichte stimmt. Auch wenn man den Figuren mehr Charakterzeichnung hätte zugestehen können und für Nichtkenner der Vorlage etliche Fragezeichen übrig bleiben, so kann man sich an Todd und Viola gerade aufgrund der sehr soliden Leistungen festhalten. Beide überzeugen indes auch physisch in den knackigen, übersichtlichen Actionszenen, die weniger durch visuelle Overkills als durch kurze und kinetische Einheiten zu gefallen wissen.
Fazit: "Chaos Walking" hat definitiv das Potenzial zu einer kreativen und originellen Fantasy-Reihe, doch bleibt nicht genug Zeit, um dem faszinierenden Unterbau an allen Punkten gerecht zu werden - der Film hetzt nur so durch seine Plotpoints. Tom Holland und Daisy Ridley wissen das ausfransende Werk aber durch charmante Leistungen immer wieder angenehm zu erden.
Note: 3-
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