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Back in the Game

Gus Lobel (Clint Eastwood) arbeitet als Baseball-Scout und nutzt für seine Arbeit keinerlei Computer oder technischen Firlefanz - er geht noch immer zu den Highschool-Spielen und schaut sich die Spieler persönlich an, ohne auf Statistiken zurückzugreifen. Aufgrund seiner veralteten Herangehensweise und seiner alsbald eingeschränkten Sehfähigkeit sind seine Vorgesetzten nicht davon überzeugt, ob sie Lobels auslaufenden Vertrag verlängern sollen. Gus' Kollege und Freund Pete Klein (John Goodman) befürchtet, dass der Verlust seines Jobs und somit auch seiner Leidenschaft den ohnehin schon recht jähzornigen Senior in ein tiefes Loch stürzen konnte und wendet sich daher an dessen im Job eingespannte Tochter Mickey (Amy Adams). Die kann sich jedoch durchaus schönere Zeitvertreibe vorstellen, als ihrem griesgrämigen Vater, der sich nur selten um sie gekümmert hat, zur Seite zu stehen, obwohl er dies auch gar nicht möchte...

In "Back in the Game" stand Clint Eastwood zum ersten Mal seit seiner Arbeit an "Gran Torino" aus dem Jahr 2008 wieder als Schauspieler vor der Kamera - und sogar zum ersten Mal seit 1993, ohne dabei selbst den Regieposten des Werks auszufüllen. Wenn eine Legende wie Eastwood also noch solch langen Pausen für die Hauptrolle zurückkehrt, darf man da sicherlich etwas erwarten... leider ist das Baseball-Drama aber nur ein laues Lüftchen, welches sich kaum aus der Genre-Konkurrenz herausschälen kann. Das liegt aber nicht an Eastwood selbst, denn seine knurrige Performance, die dennoch nicht mit Charme und flotten Sprüchen geizt, ist das Herzstück des Films. Mit einer Abneigung gegen die moderne Technik, dafür aber noch einem gesunden Hirn ist sein Gus Lobel im Grunde der Fokus gegen die schnelle Weiterentwicklung seiner Branche und wie er den gelackten Anzugträgern, die im Grunde nur noch auf Bildschirme starren, dabei die lange Nase zeigt, das hat durchaus seinen Reiz. Eebenfalls interessant ist die Beziehung zu seiner Tochter Mickey, da Eastwood seitens der oscarnominierten Amy Adams immer wieder ordentlichen Gegenwind bekommt.
"The Fighter"-Star Adams muss hier in einer wahren Männerdomäne aufspielen und bekommt zum Glück genug Gelegenheiten, um durchweg zu glänzen. Das gilt allerdings nicht für jeden Aspekt ihrer Filmfigur, die nämlich auch noch eine ziemlich maue Liebesgeschichte angedichtet bekommt. Die gemeinsamen Szenen zwischen ihr und Justin Timberlake sprühen nicht einmal dann Funken, wenn beide sich mitten in der Nacht einen romantischen Schwimmausflug im See gönnen. Auch Timberlake selbst, der zuvor ja in solch starken Filmen wie "The Social Network" deutliche Akzente setzen konnte, bietet hier höchstens eine mittelmäßige Leistung, wobei ihm das Drehbuch mit seiner arg glatten Person, die wie ein harter Kontrast zu den restlichen Figuren wirkt, aber auch wenig Gefallen tut. Deutlich stimmiger ist da schon die Performance von John Goodman als Gus' loyaler Kollege, der in seinen wenigen Szenen eine starke Präsenz aufweist. Weitere große Namen wie Matthew Lillard oder "Lost"-Star Robert Patrick treten indes nur in sehr kleinen Rollen auf und können daher wenig mehr tun, als Dienst nach Vorschrift zu verrichten.
Und Dienst nach Vorschrift verrichtet letztlich auch der Film als Ganzes, der sich einzig und allein auf die knurrige Präsenz seines Hauptdarstellers zu verlassen scheint. Wo Eastwoods Auftritte gerade in der ersten Filmhälfte durch ihren knochigen Charme noch über diverse Schwächen des Skripts hinwegtäuschen, wird die Fahrigkeit des Plots später immer deutlicher. Man ruht sich auf altbekannten, gar verkitschten Manirismen aus, die Dramaturgie traut sich nicht mehr zu als die recht flach gezeichneten Figuren mit melodramatischen Subplots im Zaum zu halten. Das ist dann nicht nur arg dick aufgetragen, sondern wirkt im direkten Vergleich mit ähnlich gearteten Sportdramen wie "Moneyball" zum Beispiel viel behäbiger, klobiger und langatmiger. Da ist kein frecher Ton, der uns auf die Seiten der Sympathieträger zieht, sondern nur eine äußerst vorhersehbare, altmodische Handlung, die keinen echten Schwung entwickelt. Für Baseball-Fans liefert der Film außer einigen wenigen Trainingsszenen auch keinen echten Mehrwert und für Freunde des Schauspielkinos sind die Charaktere zu einseitig geschrieben. Es gibt wahrlich bessere Sportdramen mit mehr Herz, Mut und dem gewissen Etwas.

Fazit: Trotz großer Stars und des natürlichen Charmes seines Hauptdarstellers verbleibt "Back in the Game" zumeist dröge, lässt das Herz vermissen und spricht auch Sportfans zu selten an.

Note: 4+



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