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Hard Powder

Letzte Woche habe ich es leider nicht ins Kino geschafft... wobei leider hier ein relativer Begriff ist, schließlich stieg in Köln der Karneval, was für mich immer eine große Freude ist. Da kann also auch mein wöchentlicher Gang ins Lichtspielhaus nicht konkurrieren, weswegen ich zwei der zuletzt angelaufenen Filme erst gestrigen Donnerstag nachgeholt habe. Das passt, da ich mit "Captain Marvel" den einzigen für mich interessanten Start dieser Woche ("White Boy Rick" läuft bei mir leider nicht) erst am Sonntag sehe. Zeit also, um sowohl "Hard Powder" als auch den neuen Horror-Thriller "Escape Room" nachzuholen - zu zweiterem gibt es dann morgen die Kritik. Heute widmen wir uns erst Liam Neesons neuestem Actioner...

HARD POWDER


Gerade ist er zum Bürger des Jahres gewählt worden, nun muss Nels Coxman (Liam Neeson) einen schweren Verlust hinnehmen: Sein Sohn Kyle (Micheal Richardson) wird nach einem schiefgelaufenen Drogendeal ermordet - hinter dem Auftrag soll angeblich der millionenschwere Gangsterboss Trevor Calcote (Tom Bateman) alias "Viking" stecken. Für den trauernden Vater gibt es daher nur eine Möglichkeit: Vergeltung. Er schwört Rache auf die Mörder seines Sohnes und beschließt sich, über die Morde an seinen Handlangern bis zum großen Boss vorzuarbeiten. Schon bald muss er jedoch erkennen, dass er dabei in ein Wespennest gestochen und einen wahren Krieg zwischen rivalisierenden Gangs und Clans ausgelöst hat...

Liam Neeson sitzt also wieder im Sattel und ist sich auch zehn Jahre nach seinem Quasi-Neu-Karrierestart als alternder Actionheld in "96 Hours" nicht zu schade, zu allerlei Waffen zu greifen und über Leichen zu gehen. Diesmal geht es also um Vergeltung... und das ist, wenn überhaupt, das einzig wirklich Packende, was man an dieser mauen Handlung nun finden kann. Die Macher rund um den norwegischen Regisseur Hans Petter Moland sind versucht darauf, durch etliche Nebenfiguren, die ebenfalls noch mitmischen und dabei zu Großteilen ihr Leben lassen, so etwas wie eine zweite Ebene einzufügen, doch am Ende geht es weitestgehend doch um Coxmans gnadenlosen Rachefeldzug gegen einen chargierenden Bösewicht, der niemals bedrohlich, sondern schlichtweg nur größenwahnsinnig und clownesk wirkt. 
Die Einbeziehung einer dritten Gruppe, Indianer, die in einen wahren Krieg mit Vikings Schergen ziehen, gerät kurzweilig, aber irgendwie auch blöde, was auch an der mangelnden Charakterzeichnung liegt. Moland interessiert sich nämlich einen Dreck um die Ausarbeitung seiner ungemein einfach gezeichneten Figuren, er will lieber einfach drauf losknallen, weswegen man hier bitte keine ausgefeilte Handlung erwarten sollte. Das war schon nach dem Trailer zu erwarten und erreicht spätestens dann Klarheit, wenn die Enthüllung der Leiche des geliebten Sohnes in einen ebenso peinlichen wie unlustigen Gag getaucht wird. Er will also lieber etwas albern, beinahe skurill sein und das ist ja auch, auch wenn das verbunden mit einer solch persönlichen Rachegeschichte etwas seltsam wirkt, erst mal ein Ansatz, der durchaus funktionieren kann. 
Diesem Ansatz hat Moland aber schlichtweg keine guten Ideen beizufügen: Seine Gags sind altbacken und streckenweise schon meilenweit zuvor auszumachen... und wenn sie denn mal überraschend um die Ecke kommen, sind sie so flach, dass es wehtut, so auch die allerletzte Einstellung vor dem rollenden Abspann. Zu retten versucht Moland diese Gagarmut dann mit einigen Running Gags, von denen der offensichtlichste auch nicht wirklich passt: Der Regisseur gedenkt jedem "Opfer", ganz gleich von welcher Seite, mit einem kurzen Aufploppen des Namens. Das scheint aber keinerlei tiefere Bedeutung zu haben und wird einfach immer wieder, wenn Coxman erneut einen Handlanger des bösen Bosses über den Jordan schickt, so gemacht. Warum auch immer - es ist weder in irgendeiner Form lustig noch ein wirklich sinnbringendes Stilmittel. Schwer nachvollziehbar, was sich Moland dabei dachte, vielleicht hielt er es aber einfach für spaßig, die ungemein kreativen Decknamen, die zuvor schon hunderte Male aufgesagt wurden, der einzelnen Figuren noch einmal schriftlich darzubieten. 
Und weil das dann so skurill ist, dass keine wirkliche Spannung aufkommen will, in seiner Skurillität aber nur wenige Lacher und noch weniger erinnerungswürdige Actionszenen auf uns warten, weil sogar Liam Neeson diesmal etwas lustlos wirkt, ist das dann eben einfach ein Film, bei welchem die Einzelteile nicht wirklich zusammenpassen wollen. Ein vergessenswerter Actioner, der nicht weiß, was er sein will. Und der Zuschauer weiß es am Ende auch nicht und guckt dann sicherlich lieber noch einmal "96 Hours" oder "The Commuter".

Fazit: Hirnloser Actionreißer, der seine Dramaturgie zugunsten einer zahnlosen Skurillität aufgibt. Dabei kommen kaum gute Gags zustande, Liam Neeson war auch schon deutlich besser und dem Plot fehlt es an echtem Schwung - vergessenswert.

Note: 4






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