In dieser Woche startete Til Schweigers in den USA haltlos gefloppte und von Kritikern einheitlich zerrissene Remake "Head Full of Honey" - auf einen internationalen Erfolg schielend verfilmte der seinen "Honig im Kopf" nämlich einfach nochmal selbst und ging damit vollkommen baden. Der Film kommt nun auch zu uns, doch den werde ich mir, obwohl ich sonst ja wirklich fast alles gucke, einfach sparen. Bereits das deutsche Original missfiel mir aufgrund Schweigers dilletantischer Regie und seiner albern-pubertären Gags, da muss ich mir das Ganze nicht noch einmal mit anderer Besetzung ansehen - insbesondere, weil Til eben auch erneut Regie führt. Stattdessen widmete ich mich in dieser Woche einem anderen deutschen Neustart, der zumindest im direkten Vergleich vielversprechender aussah. Ob die Komödie "Die Goldfische" mich überzeugen konnte, könnt ihr nun hier nachlesen...
DIE GOLDFISCHE
Oliver (Tom Schilling) arbeitet als Portfoliomanager, hat knappe 1,2 Millionen auf der Bank... und ist nach einem schweren Autounfall seit nunmehr drei Monaten querschnittsgelähmt. Seitdem befindet er sich in der Reha und bekommt dort einen Anruf seiner Bank - es besteht der Verdacht der Steuerhinterziehung, weswegen die Polizei sein Schließfach in Zürich räumen könnte. Oliver plant, nach Zürich zu fahren, allerdings will ihm sein Freund Julius (Klaas Heufer-Umlauf) nicht helfen, hat er doch selbst Probleme mit dem Gesetz. Einer Intention folgend schließt sich Oliver schließlich einer WG aus behinderten Menschen und ihrer Betreuerin Laura (Jella Haase) an, spendiert ihnen eine Kameltherapie in Zürich... und versucht sein Vermögen von dort aus über die Grenze nach Deutschland zu schmuggeln. Es dauert nicht lange, bis sich bereits die Busfahrt nach Zürich in ein heilloses Chaos verwandelt.
"Die Goldfische" ist wohl das, was man als typische deutsche Komödie bezeichnen würde und wer den Trailer bereits gesehen und diesen gar abgefeiert hat, der wird genau wissen, worauf er sich einlässt und sicherlich seinen Spaß haben. Der Film ist in den meisten seiner Gags albern, er ist mit talentierten Schauspielern besetzt, die hier aber weniger als sonst gefordert werden, er ist solide inszeniert und hat durchaus seine Momente. Zudem setzt er sich mit einem im Kern dramatischen Thema auseinander und nimmt dabei auch gerne politisch inkorrekte Witzchen mit, ohne jedoch soweit zu gehen, dass man das Risiko eingeht, jemandem auf die Füße zu treten. Es ist also trotz des Themas alles noch weitestgehend brav und harmonisch, da kann dann noch so viel geflucht und gebrüllt werden.
Und sonderlich in die Tiefe will man angesichts dieses chaotischen und weitestgehend lauten Roadtrips auch nicht gehen. "Die Goldfische" erzählt zwar von Gemeinschaft, Zusammenhalt, inneren Werten und Familie, hakt diese Themen aber eher rasch ab und packt sie in das letzte Drittel, wenn es (ebenfalls typisch) rührseliger wird. Das ist dann alles nicht ganz schlecht gemacht, es kann aber auf Dauer und aufgrund der etlichen Klischees, die hier eben nicht mutig gebrochen werden, auch mal anstrengend werden. Und angesichts der laschen Gags, die unter Regieneuling Alireza Golafshan entstehen (der hat nämlich auch das eher maue Drehbuch zu verantworten), muss man sich dann schon fragen, was genau einen denn zum Lösen eines Kinotickets bewegen sollte. Die meisten Witzchen sind nämlich ein alter Hut, bauen auf mehr, mal weniger lustigen Slapstick oder wurden bereits im Trailer verbraten.
Am besten zieht sich überraschenderweise noch Kida Khodr Ramadan, den wir letztes Jahr in einem ganz anderen Tonus in Detlev Bucks "Asphaltgorillas" sehen durften, aus der Affäre, denn der ist als Asi-Pfleger eine schlichte Bank und hat auch Comedy-Timing im Blut. Die restliche Besetzung gibt sich ebenfalls Mühe, Tom Schilling macht seine Sache gewohnt ordentlich, trotzdem ist es irgendwie traurig, dass "Fack Ju Göhte"-Star Jella Haase hier eben wieder nicht zeigen darf, was sie eigentlich kann... und dass ein Axel Stein, der sich zuletzt ja als durchaus achtenswerter und seriöser Schauspieler profiliert hat, hier nur noch seine alberne Comedy-Nummer fährt, die sich schon nach fünf Minuten abgenudelt hat.
Die besten Gags entstehen dabei eher aus den einzelnen Manirismen der Charaktere und was mit diesen geschieht, wenn man sie in diverse Situationen packt. Das ist dann nicht originell, aber zumindest zeitweise ganz lustig. Dennoch hätte man daraus vielleicht noch ein wenig mehr machen können, aber das ist ja oft so: Das deutsche Komödienkino verlässt sich in den meisten Fällen eben mehr auf den Mainstream, was angesichts der finanziellen Risiken sogar irgendwie nachvollziehbar ist. Es ist dann aber irgendwie doch immer das Gleiche, da können beinahe alle Beteiligten mit noch so viel Herzblut dabei sein - so richtig knallen will das dann doch nicht.
Fazit: Alberne Roadtrip-Komödie, zumeist laut und wild, dabei angesichts seiner lauen Gags und des oftmals müden Slapsticks aber selten richtig amüsant. Die Schauspieler mühen sich, generell ist der Plot aber viel zu unoriginell und bisweilen anstrengend flach, um durchgehend bei Laune zu halten.
Note: 3-
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