Es ist der letzte Schritt bis zum Ende des Marvel Cinematic Universe, wie wir es kennen. Noch bevor nächsten Monat endlich "Avengers: Endgame" in den Kinos anläuft, der nicht nur die Geschichte, die uns seit 2008 über 22 Filme erzählt wurde, zu einem Ende bringt, sondern auch die dritte Phase des Universums abschließt, gibt eine neue Heldin ihr Stelldichein in einem Solofilm. Die von Brie Larson gespielte Captain Marvel stellt dabei die erste Heldin in einem eigenen MCU-Film dar - sicherlich verspricht sich Disney damit einen ähnlichen Push wie es ein Jahr zuvor dem überbewerteten "Black Panther" gelang. Ob dieser gelingt, bleibt abzuwarten - der Film selbst ist aber tatsächlich gut genug geworden, um ihm diesen Erfolg zu gönnen.
CAPTAIN MARVEL
Vers (Brie Larson) ist eine Soldatin im Dienst der Kree - einem edlen Volk aus Kriegern einer anderen Welt. Als sie während eines Auftrags von den Feinden des Volks der Skrulls gefangen genommen wird, landet sie bei ihrer chaotischen Flucht auf der Erde und nimmt auch die sie verfolgenden Gegenspieler mit. Vers landet in den Armen des jungen Nicholas Fury (Samuel L. Jackson) und seinen Kollegen von Shield, die sich dem Fall der Aliens annehmen wollen. Während Vers die Feinde jagt und eine Infiltration der Erde zu verhindern versucht, geht sie jedoch einem ganz persönlichen Ziel nach - tatsächlich scheinen auf diesem Planeten nämlich verloren gegangene Erinnerungen wieder in ihr zu erwachen.
Es gab reichlich Skepsis unter den treuen Fans der Marvel-Filme: Viele fragten sich, ob ein Film wie dieser, der nun in den 90er Jahren spielt, nicht mit einigen Plotlines der später spielenden, aber früher veröffentlichten Werke brechen, ob unübersehbare Plotholes in der ansonsten perfekt durchstrukturierten Überhandlung aller Filme auftreten würden. Andere mäanderten herum, dass "Captain Marvel" sicherlich nur ein kleines Kapitel werden würde, ein neuer Übersprungspunkt, der das Warten auf "Avengers: Endgame" verkürzen soll - ähnlich, wie es im vergangenen Sommer auch das solide Sequel "Ant Man and the Wasp" tat. Beides ist nun, wenn man sich den fertigen und langerwarteten Film ansieht, irgendwie richtig, aber auch nicht so wichtig, da er darüber hinaus einfach hervorragend unterhält.
Brie Larson macht ihre Sache wirklich gut und der seit den Anfangszeiten des Marvel Cinematic Universe im Sattel sitzende Samuel L. Jackson sorgt in seiner jüngeren Version für viel Humor. Humor ist dann auch ein gutes Stichwort, denn sobald die Titelheldin auf der Erde landet (was nach rund zwanzig eher schleppenden und mäßig aufregenden Minuten voller wirrer Handlungsfäden und uninspirierter Weltraumaction geschieht), wandelt sich "Captain Marvel" über weite Strecken in einen flotten Buddy-Movie. Vers und ihre Gefährten schludern von manch einer gefährlichen Situation in die nächste und wenn sie und Fury sich die Sprüche nur so um die Ohren hauen, stimmen Tempo und die Treffsicherheit der Gags tatsächlich wie nach dem Bandmaß. Der Film wird nicht zu albern, nimmt sich aber auch nicht, wie eben zuletzt der zähe "Black Panther" nicht zu ernst. Seine vordergründigsten Ziele sind schnörkellose Unterhaltung, die sympathische Vorstellung einer neuen Heldin und die letzten Weichen zum großen Finale zu stellen - und was das angeht, macht der Film seine Sache niemals absolut großartig, aber dennoch durchgehend gut.
Die Handlung an sich reißt dabei zu keinem Zeitpunkt Bäume aus, wird kurz vor dem Showdown auch noch einmal etwas schluderig, unterhält aber dennoch mit einigen runden Wendungen, spektakulären Actionszenen und viel Charme und Witz. Noch beeindruckender als all die Explosionen und Raumschlachten ist im Bereich der visuellen Effekte jedoch die digitale Verjüngung eines seiner Hauptfiguren: Wer im Jahr 2016 noch (vollkommen zurecht) mokierte, dass das "Star-Wars"-Spin-Off "Rogue One" diese Technik ziemlich schwach einsetzte, bekommt hier nun die Perfektion geboten: Samuel L. Jackson sieht genauso aus wie sein früheres Alter Ego zu den Zeiten von "Stirb langsam 3" - ein grandioser Sprung in diesem Bereich der Technik. Von einer Figur wird ihm dennoch die Schau gestohlen und selbst Brie Larson selbst kommt gegen den heimlichen Star des Films nicht an... und wer hätte gedacht, dass dieser ausgerechnet eine Katze sein würde, die nicht nur die besten Running Gags und den ultimativen Knuddelfaktor auf sich vereint, sondern sogar noch eine enorm wichtige Rolle über mehrere Filme hinaus erhalten würde?
Hier vermischt "Captain Marvel" das Zusammenführen einzelner Puzzlestücke (auch in starken Abspannszenen) mit dem gewohnten Humor, nimmt seine Handlung und Charaktere dabei dennoch ernst und liefert auch optisch starkes Popcorn-Kino. Das reicht dann nicht, um in die A-Liga des Franchise aufzusteigen, aber um zwei Stunden lang sehr solide zu unterhalten und zudem auch noch die passende Stimmung für das Endspiel anzufachen - ich kann das letzte Aprilwochenende jedenfalls kaum noch abwarten und freue mich mittlerweile auch sehr auf Larsons Auftritt darin!
Fazit: Unterhaltsamer Marvelblockbuster, der seiner etwas lauen Handlung wegen nicht mit den Top-Filmen der Reihe mithält, aber dank schneidiger Action, sympathischem Humor und einer toughen Hauptdarstellerin zwei Stunden lang wunderbar unterhält und zudem passend das große "Avengers"-Finale vorbereitet.
Note: 3+
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