Sobald ein Überraschungshit für klingelnde Kassen sorgt und das dank Fortsetzungen gleich mehrfach und schier ganze Generationen begeistert, kann Hollywood dies nicht mehr so stehen lassen. Denn wo sich gerade heutzutage nur noch wenige Hits wirklich mit Garantie produzieren lassen (wenn sogar ein "Star Wars"-Film bereits floppt), muss man sich eben an dem entlanghangeln, was die Zuschauer so aufgesogen haben... und "Twilight" gehörte definitiv dazu. Bis heute ziehen sich Kopien der fünfteiligen Reihe, die eben auch schon nicht gut war, durch die Kinos und versuchen, einen ähnlichen Hit zu landen wie die Vampirschmonzette. Der bekannteste Versuch stammt dabei direkt von der "Twilight"-Regisseurin Catherine Hardwicke und obwohl sie dabei auch neue Ansätze ausprobiert, ging sie mit diesem Werk gründlich baden...
RED RIDING HOOD
Seit zwei Generationen wird das winterliche Dorf Daggerhorn von einem blutrünstigen Werwolf heimgesucht. Als die junge Valerie (Amanda Seyfried) gerade mit ihrem charmanten Schwarm Peter (Shiloh Fernandez) entschwinden will, läuten die Alarmglocken - der Wolf hat erneut zugeschlagen. Die Dorfbewohner sinnen nach Rache und rufen den berüchtigten Pater Salomon (Gary Oldman) zu sich. Der hat bereits Erfahrung im Bekämpfen von Wölfen, sagt bei seiner Ankunft jedoch voraus, dass das Untier einer der Dorfbewohner sei. Ab diesem Moment wird Valerie schier paranoid, könnte doch jeder ihrer engsten Freunde und Familienmitglieder in Wahrheit das mordende Monster sein, welches das Dorf peinigt...
Die Ansätze sind durchaus da und es wirkt beinahe, als wolle Catherine Hardwicke mit diesem Film zwar durchaus die "Twilight"-Zielgruppe erneut ins Kino locken, aber eben auch neue Dinge ausprobieren. Und so ist dann eben das, was Edward-Fans sehen wollen, sicherlich drin, aber es wird nicht mehr so enorm in den Vordergrund gestoßen. Das ebenso kitschige wie schmusige Dreiergestirn bestehend aus zwei talentfreien, aber unverschämt gutaussehenden Boys und einer fürchterlich blassen Amanda Seyfried, die sich mit dieser Rolle leider gar keinen Gefallen getan hat und hinter der wesentlich kantigeren Kristen Stewart zurückbleibt, ist auch hier dabei. Wo dieses bei "Twilight" und Co. aber eben das Fokusargument war und die kleineren Scharmützel zwischen guten und bösen Vampiren nur für zehn Minuten eingestreut wurden, um die mit in die Lichtspielhäuser gezogenen Männer nicht vollends wegnicken zu lassen, so steht der Kampf gegen ein böses Ungeheuer nun ganz klar im Vordergrund.
Das ist ein vielversprechender Ansatz und generell klingt die Idee, ein Spielchen daraus zu entspinnen, wer denn nun der böse Wolf unter all den Dorfbewohnern ist (zu Beginn resultiert quasi eine ganze Armada aus potenziellen Verdächtigen), ja durchaus spannend. Leider macht das Team aber kaum etwas aus dieser Grundidee und lässt seinen Film nur noch müde dahinplätschern. Schmalzige Dialoge und eine seltsam glatte Bildästhetik mit gnadenlos schlechten CGI-Effekten und einer unbeholfenen Kamera (all das scheint ebenfalls direkt aus der "Twilight"-Reihe herübergeschafft worden zu sein) mindern das Tempo und auch die beinahe an einen Kriminalfall erinnernde Suche nach dem Übeltäter entfacht kein echtes Feuer. Trotz einer hohen Zahl an Todesopfern bleibt "Red Riding Hood" zahnlos und kann seine schwach gezeichneten Figuren nicht als Charaktere kennzeichnen, um die wir uns sorgen wollen.
Sie erschaffen keine glaubwürdige Welt, sondern lassen kitschige Romantik und leisen Horror vollkommen ungleichmäßig aufeinanderprallen - beide Genres beißen sich hierbei enorm. Dass der Plot dann auch noch recht vorhersehbar gestaltet ist und die Autoren keine cleveren Spuren zu legen vermögen, die uns schließlich von dem wahren Übeltäter ablenken (trotz wirrer Beweggründe hat man diesen mit ein wenig Aufmerksamkeit schon nach der Halbzeit ausmachen können), hilft auch nicht unbedingt, den Film über anderthalb Stunden spannend zu gestalten.
Einzig "Harry Potter"-Star Gary Oldman versucht ein wenig, Schwung in dieses Machwerk zu bringen, doch als offensichtlicher Antagonist kann auch er nicht gegen das schwummrige Drehbuch ankämpfen - besonders, da ihm dieses auch kaum eine prägnante Szene auf den Leib schreibt. Am Ende guckt man also nur gelangweilt dabei zu, wie die Macher manch ein Rotkäppchen-Detail auf unbeholfene Weise in den Film schmuggeln, all das mit einer Prise "Twilight" münzen und sich dabei zwischen alle Stühle setzen. Keine Frage: Dieser Wolf hat einfach keinen Biss.
Fazit: Schwammiger Genre-Mix aus kitschiger Fantasy-Romantik und zahnlosem Märchen-Grusel, dessen Plot eher behäbig dahinplätschert und der seine Figuren nie passend verbinden kann. Für ein generelles Zielpublikum ausgerechnet fehlt es dem Werk an Mut und Substanz... und an visueller Dringlichkeit.
Note: 4
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